Kapitel 4 - Die schönsten Zeiten enden immer einmal

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„Lass das!", lachend drückte Annie die Kamera weg. Jared grinste und schoss trotzdem ein Foto.

„Ich liebe dich, Annie. Darf ich denn deine Schönheit nicht einfangen?" Er drückte seiner Freundin einen Kuss auf die Lippen. Sie war mit Abstand der schönste Mensch auf Erden und er konnte sich keinen besseren Menschen vorstellen, der ihn so ergänzen würde, wie sie.

„Ich liebe dich auch, Jared." flüsterte die schöne Blondine. „Ich liebe dich mehr, als mein Leben."

Glücklich sahen sich beide für einen Moment in die Augen und verloren sich dann in einem Kuss. Der Kuss wurde immer intensiver und ihre Umgebung verschmelzte um sie herum. Sie nahmen nichts mehr wahr, sahen nicht mehr das helle Wohnzimmer vor sich, fühlten auch nicht mehr den kalten Boden unter ihnen, nein, alles was sie fühlten waren die leidenschaftlichen Küsse und Berührungen des Anderen. Sanft strich Jared durch die langen Haare von Annie. „Du bist so wunderschön." Er drehte sie auf sich und fuhr ihr mit beiden Hängen über den Rücken, an der Wirbelsäule entlang.

„Ich habe dich so schrecklich vermisst." sagte die Blondine und sah ihren Geliebten mit großen, runden grünen Augen an. „Du hast mir so gefehlt." Jared hatte einen Kloß im Hals. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, hatten sie einen fürchterlichen Streit gehabt und sie war wutentbrannt fortgegangen. Derartige Streits kamen zwar selten vor, hinterließen aber immer wieder aus Neue tiefe Wunden und Löcher im Herzen beider.

„Du hast mir auch gefehlt, Annie."

Beide kicherten und verschmelzten wieder miteinander und waren glücklicher, als je zuvor.





Jared schüttelte sich um diese Erinnerung loszuwerden. Seitdem er sie dort, auf seiner Treppe sitzen gesehen hatte, war er wie angewurzelt stehen geblieben und spielte diese eine Erinnerung immer wieder und wieder von vorne ab. Er konnte sie nicht vergessen und das wollte er auch nicht.

Annie saß an der Seite und konnte Jared nicht sehen. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Sie sah schön aus, dachte Jared. Wie immer eigentlich.

Minuten vergingen und beide bewegten sich nicht. Doch Jared fing sich langsam wieder, ging einen Schritt näher und stieß ein „Annie" aus.

Die Blondine zuckte zusammen und drehte sich erschrocken um. Als sie jedoch Jared sah, verhärtete sich ihre Miene und sie stand schnell auf. „Hallo Jared." Sie verschränkte die Arme.

Ungläubig sah ihr einst Verlobter sie an. „Warum bist du hier?"

„Keine Sorge, ich bin gleich wieder weg. Ich habe nur meinen Mantel hier vergessen, den ich jetzt brauche."

Wie konnte eine so liebevolle Frau solch eine Kälte ausstrahlen?

Er bemerkte, dass sie eine Antwort wollte. Langsam nickte er in Richtung Tür. „Komm rein." Mehr als ein Murmeln kam nicht aus seinem Mund.

Annie ging an ihrem Ex vorbei, gleich geradewegs hoch in die erste Etage, wo sich ihrer Erinnerung nach die Jacke befinden musste. Als sie das Schlafzimmer betrat stockte ihr allerdings der Atem.

„Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen." Ihre kalte Fassade bröckelte ein wenig ab.

Jared, der ihr mittlerweile gefolgt war und hinter ihr stand zuckte mit den Schultern. „Ich hatte keine große Zeit aufzuräumen." Er wollte jetzt wirklich nicht darüber reden, dass er sich zu kraftlos fühlte um irgendetwas zu tun. Und schon gar nicht wollte er das mit ihr bereden.

Ein Glück schien sie auch nicht weiter groß darauf einzugehen und ging zum großen Kleiderschrank. Nach ein paar Minuten wühlen stieß sie einen triumphierenden Laut aus. „Da ist er ja." Grinsend drehte sie sich um, völlig vergessen zu haben, dass das Klima zwischen beiden angespannt war. Ihr Grinsen verschwand mindestens genau so schnell, wie es gekommen war und ihre eiskalten Augen blickten wieder zu Jared. „Dann gehe ich jetzt wohl." In einem zügigen Tempo verließ sie den Raum und war dabei aus der Villa zu verschwinden. Jared wollte nicht, dass sie geht. Er sprintete hinter ihr her. „Halt, warte! Möchtest du nicht vielleicht noch auf einen Kaffee bleiben?"

Annie schüttelte den Kopf. „Dafür habe ich weder Zeit noch Lust." Ein halbes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Bis dann, Jared." flüsterte sie und zog die Eingangstür hinter sich zu. Jared blieb wie angewurzelt stehen und sah, wie ihr weißer Audi die Einfahrt verließ. Bald sah er nur noch die Staubwolken, die sie hinterlassen hatte.


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