1 - Hausparty

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Man hörte bereits den Bass der Musik und ein paar grölende Jungs aus dem Haus, als Lena und Mara ankamen. Jasmins Eltern waren übers Wochenende verreist und die einzige Regel, die sie ihrer Tochter gaben, lautete: Keine Hausparty! Fehlanzeige. Ein Tag später hatte Jasmin fast die halbe Schule zu sich eingeladen. Eigentlich waren Lena und Mara gar nicht richtig mit Jasmin befreundet, aber wenn man „cool" sein wollte, schlug man eine solche Einladung nicht aus. Also putzten sich die beiden eher unscheinbaren Mädchen an diesem Abend zum Erstaunen der anderen auch mal heraus.

Einen letzten Kontrollblick warfen sich die Freundinnen gegenseitig zu, bevor Lena die Türklinke herunterdrückte. Die Klingel würde bei der Lautstärke sowieso niemand hören. Als sich die Tür öffnete, wurden die beiden von der Musik überwältigt und von einer Rauchwolke erbarmungslos umschlossen. Sie kämpften sich durch die Menschen, die sich bereits im Flur sammelten. Aus dem Wohnzimmer erklang eine Stimme, die alle anderen übertönte. Sie war deutlich lauter, vielleicht durch ein Mikrofon? Es war aber keine Ansprache. Das war Rap. Deutschrap. Jasmin hatte tatsächlich einen Rapper engagiert? Die muss wirklich einen Geldscheißer zuhause haben! Lena packte Mara am Arm und drängte sich zum Wohnzimmer vor, um ihre Neugier zu befriedigen.

Als sie den Raum betrat fiel ihr Blick direkt auf den oberkörperfreien Rapper, der vermutlich auf einem Tisch stand, da er von der Menge abgehoben war. Ihr stockte der Atem und es war, als würde ihre Welt für einen Moment stillstehen. Mara neben ihr ließ den Blick über die feiernde Menge bis zu ihr schweifen. „Was ist denn?", fragte sie verwundert.

Lena versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Nichts. Nur... ich kenne ihn." Sie hielt kurz inne und atmete tief ein, als sie merkte, dass sie direkt mit der Tür ins Haus gefallen ist.

„Was? Den Typ da? Ist ja krass!", die Begeisterung in Maras Stimme war kaum zu verleugnen. „Wer..."

„Hey!", rief eine näherkommende Stimme, „da seid ihr ja!" Jasmin. Sie sah wunderschön aus mit ihren rabenschwarzen, glatten Haaren und der perfekten Figur. „Ich hab euch schon vermisst.", sie deutete mit dem Kinn in Richtung des Sängers. „Coole Nummer, oder? Hab ihn auf Tiktok einfach angeschrieben, ob er Bock hätte hier eine kleine Show zu liefern. Hätte nie gedacht, dass Purple Prince mal in meinem Wohnzimmer für mich rappt.", kicherte sie.

„Ja, mega cool.", versuchte Lena Begeisterung vorzuspielen. Natürlich hatte Lena seine Social-Media-Accounts ebenfalls verfolgt. In den letzten Monaten gewann er zunehmend an Bekanntheit, hat aber noch keinen offiziellen Vertrag, soweit sie wusste.

Jasmin sah die beiden Neuankömmlinge prüfend an. „Na los, kommt schon! Nehmt euch einen Drink und genießt die Show!", befahl sie und stolzierte durch die Menge näher an den Rapper heran.

„Es ist einfach zu krass, dass du den kennst! Wer ist er?", wollte Mara dann wissen. „Sollen wir hingehen?"

„Oh mein Gott, nein! Lass ihn. Wir stören doch nur.", winkte Lena peinlich berührt ab. Als ob Mara das nicht verstehen würde...

„Lena! Du hattest mal was mit dem? Mit einem Rapper? Einem Bad Boy?!", Mara hatte ein Talent für Aufdringlichkeit und Dramatik.

„Nein! Um Himmels Willen, können wir das bitte lassen, ja? Wir waren mal befreundet, mehr nicht." Man merkte durchaus, dass das nicht die ganze Geschichte war. Doch Mara verbot sich weiter zu fragen und zog Lena stattdessen näher Richtung des Kerls durch die Meute, sodass sie wie richtige Fangirls ganz vorne standen und er sie früher oder später bemerken musste. Lena ließ es über sich ergehen.

Vorne angekommen ließ sie es sich nicht nehmen, den jungen Mann genauer zu betrachten. Natürlich so unauffällig wie möglich. Er hatte kunterbunte Sneaker an, eine verwaschene, weite Jeans, die ihm locker und tief über den Hüften lag, sodass man seine Boxershorts und seine Hüftknochen sehen konnte. Sein Oberkörper war schlank, leicht muskulös und von haufenweisen Tattoos geschmückt. Der nächste Blick wagte sich dann in sein Gesicht. Auch dort waren mehrere kleine Tattoos zu sehen. Seine Haare waren grün und irgendetwas zwischen kurz und schulterlang unter einer zu großen Mütze verdeckt. Eigentlich sahen seine Augen müde aus, aber er zappelte und feierte so als wäre er auf Drogen. Alles in Allem sah er aber gesund aus. Das freute sie. Schließlich hatte sie ganze drei Jahre nichts von ihm gehört. Bevor er wegzog, waren sie lange Zeit beste Freunde und ein wenig mehr. Doch das währte nicht lange. Sie haben sich dazu entschlossen, sich nicht gegenseitig im Weg zu stehen.

Bad trip, good girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt