Kapitel 1

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Ryoma packte seine Tasche und lief aus dem Büro, um in den Bus zu steigen. Wie jeden Tag setzte er sich in die Mitte an das Fenster und schaute auf die Uhr. Er hatte es pünktlich aus dem Büro geschafft und hatte noch Zeit. Leicht rückte er die schwarze Nerdbrille zurecht, die ihm etwas nach unten gerutscht war.

Daheim angekommen, entledigte er sich seines Hemdes, der Krawatte und der Hose, um in die warme Badewanne zu steigen. Das war sein Ritual, denn er wusch den Alltag ab und machte sich bereit. Seine Finger wanderten zwischen seine Backen und er führte sich einen Finger ein, um sich zu dehnen. Heute Abend werde ich Spaß haben. Die letzten Tage waren stressig gewesen, also nahm er sich die Zeit, um abzuschalten. Als er die Wanne verließ, nahm er etwas Gleitgel, um sich weiter vorzubereiten. Anschließend führte er einen kleinen Plug ein.

Diese Vorbereitung sparte ihm Zeit und vor allem schlechte Laune. Wenn sein Partner ungeduldig wurde oder ihn nicht richtig vorbereitete, hatte er keinen Spaß. Er wollte auf seine Kosten kommen, also hatte er begonnen, sich schon im Vorhinein vorzubereiten.

Seine Füße trugen ihn zu seinem Schrank und er wählte ein schickes Outfit aus, das sich an seinen Körper schmiegte. Es war ein elegantes schwarzes Oberteil, das sein Dekolleté freiließ und eine eng anliegende, dunkelgraue Hose. Seine Haare richtete er etwas mit Haargel und er trug etwas Lipgloss und Kajal auf. Vor ihm stand ein anderer Mensch. Niemand würde ihn erkennen.

Mit einem Lächeln verließ Ryoma die Wohnung und ließ sich von einem Taxi zu der Bar fahren, in der er seine Flügel entfalten würde. Er setzte sich an die Bar und begrüßte den Barkeeper, der ihn bereits kannte. Die Bar punktete durch ihre hochwertige Ausstattung, von der Theke und der umfangreichen Auswahl an Alkoholsorten, bis zu den Sitzecken, die teilweise nicht einzusehen waren, oder den schalldichten Privaträumen. Hier fand jeder das, was er suchte.

Ein Cocktail wurde vor ihm abgestellt und ein Lächeln spielte sich um seine Lippen, von dem er wusste, dass es viele Männer in diesem Raum ködern würde. Möge die Jagd auf mich beginnen.

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Jayson erhob sich, auf seinem Gesicht war nichts zu lesen. Niemand wusste, was er dachte, so auch nicht der Mann, mit dem er gerade Geschäfte gemacht hatte. Dieser verließ zügig den Raum, während Jayson sich Zeit nahm. Er würde noch einen Drink an der Bar nehmen, bevor er nach Hause ging.

Dane – sein bester Freund, dem er sein Leben anvertrauen würde – klopfte ihm auf die Schulter. „Das ist besser gelaufen, als gedacht." Dane war gebürtiger Australier, was man an seinem Akzent erkannte, doch lebte seit er sieben Jahre alt war in Amerika. Er hatte strohblondes Haar und sah mehr wie ein Surferboy aus, doch die Narbe oberhalb seiner linken Braue und die Tattoos um seinen Hals straften diesen Eindruck Lügen.

Jayson war mit seinen 1,84 m etwas größer als Dane und er trug im Gegensatz zu seinem Freund einen kühlen Gesichtsausdruck. Seine dunkelbraunen Augen und Haare ließen ihn unnahbar wirken. Sie liefen aus dem Privatraum in den öffentlichen Bereich und Jaysons Beine hielten inne.

Verwirrt schaute Dane zu seinem Freund, folgte dessen Blick. Was hat seine Aufmerksamkeit gestohlen? Danes Augen hielten an dem Punkt an, auf den Jayson starrte, und ihm wurde klar, was es war. Oh.

Nackenlange schwarze Haare, helle Haut, rosige, sinnliche Lippen und schwarze Augen. Der Mann an der Bar besaß hohe Wangenknochen und leicht schräg stehende Augen, dazu einen schmaleren Körperbau. Doch was Jayson am meisten faszinierte, war der Blick. Es war ein Blick, kühl und dennoch sinnlich, der in jedem Mann den Jagdinstinkt weckte. Er konnte sehen, wie dieser Mann die Kirsche, welche an eine kleinen Spieß in seinem Cocktail hing, zwischen die Lippen nahm und langsam abzog.

Mariposa und HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt