Wieder an der Terrasse angekommen, setzte sich Eyris zu seinen Kameraden. Es dauerte, doch als Ulf heraustrat, wusste er, dass etwas nicht stimmte. „Wir werden heute hierbleiben. Sie warten auf einen Aufklärungstrupp, der morgen zurückkehren soll. Je schneller wir handeln, desto besser."
Auch wenn es sich nicht auf seinem Gesicht zeigte, so war Eyris nicht begeistert. Dennoch würde er nicht widersprechen.
Sie erhielten eine Unterkunft. Kleine Zimmer mit einem Bett, doch es war ausreichend. Er zog seine Rüstung aus und begann sie zu reinigen. Vielleicht sollte ich ein Bad nehmen. Nur den Oberkörper und das Gesicht zu waschen, reichte ihm nicht aus. So nahm er nachträglich doch noch ein Bad im Fluss – dieses Mal ohne Beobachter. Als er zurückkehrte, hörte er die lauten metallischen Geräusche aus der Schmiede.
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Am Abend setzten sie sich zusammen an das Lagerfeuer und tauschten sich aus, aßen gemeinsam.
Leider kam der Trupp am nächsten Tag nicht und auch nicht am übernächsten. So mussten sie diese ausharren, denn die Sache war von solcher Dringlichkeit, dass sie keine Zeit verlieren wollten. Die freie Zeit nutzte Eyris zum Training. Er trainierte mit einem Kameraden auf dem Trainingsplatz, wobei er diesen recht schnell entwaffnete. Andere Krieger im Dorf entschlossen sich, an ihrem Training teilzunehmen und es entbrannte ein Wettkampf. Jeder versuchte den Eisprinz im Kampf zu schlagen, doch sie scheiterten.
Eyris entwaffnete gerade seinen Gegner und beförderte ihn gekonnt zu Boden, als sich die schaulustige Menge teilte. Er erhob sich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Erhalte ich auch meine Chance?", erklang die tiefe Stimme, die ihn aufrieb. Mit einem Nicken trat er zurück.
Iorund nahm sich ein Schwert und ließ die Schultern kreisen. Mit aufrechter Haltung stellte er sich dem ungeschlagenen Kämpfer gegenüber. Eyris nahm seine Kampfstellung ein, gab ihm das Zeichen, dass er bereit war, doch er griff nicht an. „Lass uns doch eine Wette schließen. Wenn du mich besiegst, erhältst von mir eine Waffe." Für einen Moment schaute Eyris ihn fragend an. „Wenn du verlierst, erfüllst du mir einen Wunsch."
Einen Wunsch? Was will er? Er ahnte, was dieser Mann wollte, dennoch war dies die Chance, seine morbide Waffe gegen eine neue einzutauschen. Sollte er es wagen? Es dauerte einige Herzschläge und er hatte sich entschieden. Mit einem leichten Kopfnicken stimmte er zu.
Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Schmieds aus und griff an. Klinge prallte auf Klinge. Eyris führte diese an sich vorbei und drehte sich flink, versuchte den Hünen mit dem Ellenbogen im Gesicht zu treffen. Dieser fing seinen Angriff jedoch an und versuchte sein linkes Bein mit dem seinen wegzuziehen und ihn zu Fall zu bringen. Schnell bewegte sich Eyris zurück und griff mit dem Schwert an.
Immer wieder kreuzten sich ihre Klingen, erfolgten Angriffe, doch keiner konnte den anderen entwaffnen, oder zu Fall bringen. Es war lange her, dass Eyris einem würdigen Gegner gegenübergestanden hatte.
Ich kann nur auf eine Weise gewinnen, dachte Iorund. Gegen den Eisprinz konnte er mit der Klinge nicht gewinnen, er war schlichtweg zu schnell und wendig. Dann will ich das Risiko eingehen. Als seine Waffe erneut auf die von Eyris traf, ließ er sie los und sie flog im Bogen weg. Für einen Moment wirkte dieser überrascht und diesen Moment nutzte er. Er stürzte nach vorne, umschlang Eyris' Oberkörper und brachte ihn mit seinem Gewicht zu Fall.
Es war, als würde er von einem Rammbock getroffen werden. Die Luft wurde aus seinem Körper gepresst und die Erde drehte sich. Der Aufschlag war genauso unangenehm, dennoch spürte er keine Schmerzen. Iorund hatte seinen Kopf mit seiner Hand geschützt und so verhindert, dass er mit diesem auf dem Boden aufschlug. Nun lag er unter dem Hünen. Ich habe verloren. Das war ihm mehr als bewusst. Diesen Zug hatte er nicht vorhergesehen, denn in einer Schlacht war dieser schlichtweg Selbstmord.
Langsam erhob sich Iorund, ließ Eyris jedoch nicht aus den Augen. Dass dieser ruhig dalag, konnte nur einen Grund haben – er hatte seine Niederlage anerkannt. Als dies der Fall war, atmete er erleichtert aus und bot ihn die Hand an. Der Eisprinz nahm diese an und verbeugte sich leicht, als Zeichen des Respekts an den Gewinner.
Eyris nahm sein Schwert und steckte es ein, verließ den Platz. Jeder hatte diesen Kampf mit Spannung beobachtet und wildes Getuschel und ein reger Austausch fand statt. Sein Freund Jon trat neben ihn. „Du hast es wirklich geschafft."
Iorund schüttelte nur den Kopf. „Er hatte unzählige Kämpfe zuvor. Ich war klar im Vorteil." Dennoch hat er die Herausforderung angenommen. War es sein Angebot gewesen? Er wusste es nicht. Das Einzige, was er wusste, war, dass er gewonnen hatte und der Eisprinz niemals seine Versprechen brach. Ob er dieses auch einlöst? Er würde es heute Abend wissen.
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Ísprinsinn minn & Járnsmiðurinn minn
Kurzgeschichten𝟭) 𝗜́𝘀𝗽𝗿𝗶𝗻𝘀𝗶𝗻𝗻 𝗺𝗶𝗻𝗻 Eyris ist einer der besten Krieger seines Vikingerclans Hel's Sword unter der Göttin Hel. Feinde dringen in ihr Gebiet, also entschließen ihr Anführer, den Anführer des Nachbarclans den Claws of Fenrir. Während si...