Prolog

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Mühsam versucht die sechsjährige Skye mit ihren kleinen Händen den großen Schultornister auf ihren Rücken zu hieven. Lachend kommt ihr ihre Lehrerin zur Hilfe. „Danke", murmelt Skye, und nimmt ihren Freund Jonas an der Hand. „Seid schön vorsichtig!" ruft ihnen ihre Klassenlehrerin noch hinterher. Skye mag Ms Shilling, sie ist immer so freundlich zu ihr. Die ersten Schultage waren ganz besonders aufregend, doch das kleine Mädchen mit den Sommersprossen kommt gut zurecht in der Schule. Nur Jonas, den sie seit dem Kindergarten kennt, ist immer noch etwas ängstlich. Doch heute dürfen sie endlich allein nach Hause laufen, darauf ist auch Jonas stolz. Nachdem sie den ersten Zebrastreifen sicher überquert haben, stellt sich die Aufregung ein und die beiden Kinder fangen an, sich zu unterhalten. Sie reden über viele Dinge und lachen gemeinsam, wie zwei beste Freunde eben. Plötzlich zeigt Jonas aufgeregt mit dem Finger nach vorne. „Guck mal, da! Ein Babyhund!" ruft er und rennt um die Ecke des schmalen Wegs. Er rennt, und sieht die Straße nicht. „Jonas, pass auf!" ruft Skye und rennt ihm hinterher. Schmerzerfüllt schreit sie auf, als ein Auto ganz knapp an ihr vorbei fährt, und ihren Fuß erwischt. Doch ihr Fuß ist nicht so wichtig, Hauptsache er ist noch dran, denkt die kleine Skye tapfer. Das Auto ist quietschend vor ihr zum Stehen gekommen, sodass es ihr gleichzeitig die Sicht versperrt. „Jonas?" ruft Skye, und will um das Auto herumgehen, als ein großer Mann aussteigt und sie am Arm festhält. „Lauf da jetzt besser nicht hin." sagt er in ruhigem Ton zu ihr. „Aber wieso denn nicht?" fragt Skye verzweifelt. „Mein Freund Jonas muss dort sein!" Ihr laufen Tränen, für die sie sich etwas schämt, die Wange herunter. Der Mann wirft ihr einen mitfühlenden Blick zu und fragt Skye nach ihrem Namen, und ob sie ihre Telefonnummer wisse. „Ja", erwidert Skye, „aber die sagen ich keinen Fremden." Etwas verblüfft will der Mann etwas erwidern, doch da reißt Skye sich los, selbst erstaunt über ihre Kraft, und rennt um das Auto herum. 

Das Bild ihres besten Freundes, wie er den Kopf seltsam verdreht hat und ihm das Blut übers Gesicht strömt, bereitet dem kleinen Mädchen auch Jahre später noch Albträume. 


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