1. »Wir sind immer für dich da.«

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Für meine Eltern, Anja und Eckhard. 



Keine Ahnung, wie lange ich schon wach war, als ich endlich beschloss aufzustehen. Ich hatte meine Zeit lieber damit vertrieben, ihn beim Schlafen zu beobachten. Er sah ruhig und friedlich dabei aus, seine Gesichtszüge vollkommen entspannt. Gedankenverloren strich ich ihm über die Brust, während sein Arm locker um meine Taille lag. Die Musik war schon lange aus – Matzes Handyakku musste leer sein. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es schon halb zwei war. Shel würde das nicht sehr gefallen. Schließlich war es Montag.

Vorsichtig nahm ich seinen Arm von mir und verschwand unter der Bettdecke. Matze bewegte sich, atmete tief ein und vergrub sein Gesicht ein wenig mehr ins Kopfkissen. Ich lächelte. So leise wie möglich schlüpfte ich aus dem Bett und tapste, nackt wie ich war, durch meine kleine Wohnung auf das Sofa zu. Dabei bemerkte ich erst, wie verwüstet es hier aussah. Einer der drei Stühle war umgekippt. Kissen, die eigentlich auf dem Sofa ihren Platz hatten, lagen auf dem Boden. Schmunzelnd lief ich einfach ins Bad, um erst mal eine Dusche zu nehmen. Ein Kribbeln durchlief mich, wenn ich daran dachte, dass das gestern Nacht wirklich alles passiert war. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und entspannte unter dem warmen Wasserstrahl, ehe ich das Wasser abstellte und mich in das flauschige Handtuch wickelte. Zufrieden trat ich aus dem Bad und steuerte meinen Kleiderschrank an, um mir etwas anzuziehen. Mit einem Blick zu Matze vergewisserte ich mich, dass er noch schlief, woraufhin ich das Handtuch fallenließ und mir Unterwäsche anzog. Als ich das erledigt hatte, warf ich erneut einen Blick zu Matze und stellte fest, dass er diesmal wach war und mich lächelnd beobachtete. Schweigend nahm ich das T-Shirt von ihm und zog es mir über. Einerseits, weil ich das schon immer mal hatte machen wollen, und andererseits, weil es bedeutete, dass er oberkörperfrei herumlaufen musste. Und so ging ich lächelnd auf ihn zu, damit ich mich geradewegs auf ihn schmeißen konnte. Er gab einen erstickten Laut von sich, fing mich trotzdem ab und ich lachte leise. Grinsend umklammerte er meine Taille und rückte mit der anderen Hand meinen Kopf zu sich, um mir einen Kuss zu geben.

»Morgen«, raunte er mit seiner kratzigen Morgenstimme.

»Morgen«, erwiderte ich leise. Dabei verlor ich mich sofort in seinen Augen, welche mich verschlafen und gleichzeitig glücklich anfunkelten.

»Ich hoffe, es wird nicht zur Gewohnheit, dass du beim Einschlafen neben mir liegst, aber weg bist, wenn ich aufwache«, murmelte er. Gleich darauf stahl er sich noch einen Kuss. Seine Lippen streiften meine nur kurz und doch erfasste mich eine Welle voll Glück. Ich lächelte, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich, und eine Gänsehaut überlief mich, als ich seine Hand an meiner nackten Taille spürte.

»Aber dich in meinen Sachen ...«, sagte er leise und ließ den Blick an mir herabgleiten, »... daran könnte ich mich gewöhnen.« Seine Hand ging auf Wanderschaft und strich langsam, mit aller Zeit der Welt, über meinen Rücken.

»Ich mich auch«, erwiderte ich leise. Ein letztes Mal küsste ich ihn, bevor ich mich von ihm erhob, um in die Küche zu gehen und einen Kaffee aufzusetzen. Auch wenn Matze protestierende Laute von sich gab, blieb ich in der Küche und schaute nach, ob ich etwas Brauchbares im Kühlschrank hatte. Gerade griff ich eine Packung Käse und erhob mich, da schlangen sich zwei Arme um meinen Bauch und zogen mich an einen warmen Körper. Ich fing an zu kichern, weil er mir federleichte Küsse in den Nacken hauchte. Mein Bauch kribbelte und meine Haut stand augenblicklich in Flammen. Ich genoss es in vollen Zügen.

»Was wird das?«, fragte ich lächelnd, da seine Hand meiner Brust recht nahekam.

»Ich weiß nicht«, murmelte er unschuldig. »Eine Verführung?« Sein Atem streifte meine Wange, seine Hand strich dabei unauffällig meine Seite entlang. »Komm zurück ins Bett«, wisperte er. »Bitte.«

Last Chance  - Vom Schatten ins Licht (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt