Kapitel 18 - ZAG

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Am Morgen unserer ersten ZAG-Prüfung waren erstmals seit ich in Hogwarts war alle Schüler des Jahrgangs zeitig beim Frühstück. Wir alle redeten kaum ein Wort miteinander und die Nervosität stand allen ins Gesicht geschrieben. 1,5 Wochen war die Party im Raum der Wünsche nun her und Blaise redete kaum ein Wort mit mir, ebenso wenig wie Draco. Ich hatte wirklich keine Ahnung was ich den beiden jetzt getan hatte, aber gleichzeitig entschied ich mich auch dazu, mich nicht länger damit zu beschäftigen. Die Prüfungen waren weitaus wichtiger und dringender als das kindische Verhalten meiner männlichen Mitschüler.

Die ZAG's waren in den meisten Fächern zweigeteilt: Am Morgen gab es eine theoretische Prüfung und am Nachmittag folgte die Praktische. Um mich herum hörte ich immer wieder einzelne Schüler vor sich hin murmeln und Crabbe saß neben mir und übte eine Zauberstabbewegung, die ich ehrlich gesagt nicht zuordnen konnte. „Crabbe?", fragte ich leise. „Sag mal, was versuchst du da?" Irritiert blickte er mit seinem dümmlichsten Gesichtsausdruck zu mir auf. „Na Aufrufezauber? Was sonst?"
„Ähm, okay. Crabbe, das ist nicht ganz richtig was du da machst. Darf ich mal?" Er nickte und ich nahm seine Hand mit dem Zauberstab in meine und machte die richtige Bewegung. „Du bist viel zu ungenau. Siehst du? Es ist ein kleiner Bogen. Deine Bewegung ist zu groß und zu ruckartig. Verstehst du?" Er nickte noch einmal und murmelte ein: „Okay, danke." Aus dem Augenwinkel sah ich Draco in seinen Kaffee grinsen und war sofort auf hundertachtzig. „Was? Hättest ihm ja auch mal sagen können, dass es so nicht richtig ist. Oder kannst du neuerdings auch keine Aufrufezauber mehr?" Die Stimmung am Tisch kippte sofort.
„Was ist dein verdammtes Problem, Black? Ach, weißt du was. Ist mir auch egal."
Draco stand beleidigt auf und sah zu Crabbe und Goyle. „Kommt ihr? Ich gehe Professor Marchbanks begrüßen, die Prüfungsvorsitzende. Schließlich kennt sie meinen Vater."
Crabbe und Goyle standen sofort auf und er sah mich noch einmal an: „Eigentlich wollte ich dich ja auch vorstellen, aber da lege ich jetzt nicht mehr viel Wert drauf."
„Hab ich noch nie", giftete ich zurück. „Ich muss mich nicht bei den Prüfern einschleimen um meine ZAG's zu kriegen." Er schnaubte und ging aus der Großen Halle. Niemand am Tisch traute sich etwas zu sagen als ich mich wortlos wieder meinem Frühstück zuwandte, doch ich sah die Blicke der anderen auf mir.
„Ist irgendwas?", keifte ich die Umsitzenden an und alle sahen eilig in andere Richtungen. Lediglich die Blicke von Daphne und Blaise blieben auf mir. Während Daphne mich besorgt musterte und anscheinend überlegte was sie dazu sagen wollte, betrachtete Blaise mich mit einer Mischung aus Neugierde und Skepsis.
„Hey", flüsterte Daphne nach ein paar Minuten eisigen Schweigens. „Ihr solltet euch dringend mal aussprechen. Findest du nicht?" Ich hatte das Bedürfnis erneut los zu schimpfen, doch riss mich am Riemen. Ich hatte an diesem Morgen bereits für genug Wirbel in der Großen Halle gesorgt.
„Lass gut sein, Daphne. Darum kümmer ich mich wenn wir die Prüfungen hinter uns haben." Sie nickte und wir beendeten das Frühstück schweigend.

Um kurz vor neun Uhr betraten alle Fünftklässler gemeinsam die Große Halle. Die vier Haustische waren weggeräumt und durch eine Vielzahl von Einzeltischen ersetzt worden. Professor McGonagall wies uns an unsere Plätze einzunehmen und wir warteten geduldig auf den Beginn unserer theoretischen Prüfung in Zauberkunst. Um Punkt neun Uhr ließ die Professorin uns die Blätter umdrehen und wir begannen. Ich überflog zunächst die Fragen und fing an zu grinsen. Größtenteils machbar, dachte ich sofort und begann damit die Definition eines Substantivzaubers auf mein Pergament zu schreiben. Sofort hatte ich Hermines Stimme im Kopf wie sie erst letzte Woche auf dem Flur die Erklärungen aus dem Lehrbuch der Zaubersprüche Teil V heruntergerasselt hatte. Natürlich wortwörtlich. Ich sah auf und blickte drei Reihen vor mir auf Hermine, die bereits in Windeseile ihr Pergament beschriftete. Rechts neben mir in meiner Reihe traf mein Blick auf Harrys, der mir kurz zu grinste und wir nickten beide mit dem Kopf.

„Ich hab alles", rief Daphne zwei Stunden später fröhlich als wir aus dem Prüfungsraum kamen. „Ich hab ausnahmslos alles." „Perfekt freut mich für dich", entgegnete ich und musste mich einfach mit ihr mit freuen. Auch bei mir war die Prüfung ziemlich gut gelaufen, auch wenn ich mir nicht sicher war ob ich die Entstehung der elementaren Bewegungszauber noch genauer hätte beschreiben müssen. Vor und während des Mittagessens übten alle um mich herum die Zauberstabbewegungen und Zauberformeln, die in den praktischen Prüfung häufig genutzt wurden. Professor Flitwick hatte in seiner letzten Stunde den ein oder anderen Hinweis gegeben, welche Zauber häufig abgefragt worden und wir waren ihm alle mehr als dankbar gewesen.
„Hey, Black", meinte plötzlich Millicent Bulstrode, die sich gerade neben mich setzte.
„Darf ich dich was fragen?" So viel Höflichkeit war ich von ihr gar nicht gewohnt. Ich nickte nur kurz und wartete gespannt.
„Ich hab mitbekommen wie du Crabbe heute morgen geholfen hast, das war echt cool." Sie machte eine kurze Pause und mein Misstrauen wuchs nach diesem Lob nur weiter an. „Ehm also ich hab mich gefragt.. Weil.. Also ich weiß ja wir haben jetzt nicht immer das beste Verhältnis, aber du bist die Beste in Verwandlungen und also.. Könntest du mir vielleicht ein paar Sachen heute Abend noch mal erklären für die Prüfungen morgen?" Überrascht sah ich sie an. Millicent Bulstrode bat mich um Hilfe? Es geschahen noch Wunder in Hogwarts.
„Klar kann ich dir helfen", antwortete ich. „Womit hast du denn ein Problem?"
„Vor allem immer noch mit dem Verschwindezauber. Ich krieg es mit Würmern oder ähnlichem hin. Reptilien gehen auch noch. Aber bei Säugetieren hört es einfach auf."
„Ich könnte mir vorstellen woran es vielleicht liegt. Wir treffen uns heute nach dem Abendessen im Gemeinschaftsraum, okay?" Dankbar sah sie mich an und verabschiedete sich dann. „Ach und Black. Viel Glück gleich." Ich lächelte sie an. „Danke, dir auch."

„Was war das denn?", lachte Blaise. „Unsere Milli bittet um etwas?" Daphne stieg in sein Lachen mit ein und ich sah ihn verwirrt an.
„Was?", fragte er.
„Keine Ahnung. Du redest wieder mit mir?", erwiderte ich kühl. Er neigte den Kopf und lief leicht rosa ein. „Ich war wohl nen ziemlicher Idiot die letzten Tage, hmm?"
„Ich hoffe du erwartest nicht, dass ich dir widerspreche, Zabini", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nein, aber vielleicht könntest mir vergeben und wir vergessen die doofe Party und was danach war?" Hoffnungsvoll sah er zu mir hoch. Doch ich war nicht bereit es ihm so einfach zu machen. Ich drehte mit gespielt beleidigter Miene meinen Kopf weg.
„Ich weiß ja nicht." Daphne stöhnte neben mir.
„Oh Gott, ich weiß nicht wer von euch beiden die größere Zicke ist."
„Draco!", riefen Blaise und ich wie aus einem Munde und unser anschließendes Gelächter erfüllte die gesamte Halle. Noch immer mit Lachtränen in den Augen kam er auf meine Seite des Tisches und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor mich. „Frieden, Blacky?" „Nur, wenn du mich nie wieder so nennst." Ich stand auf und erwiderte seine Umarmung. „Ich weiß aber ehrlich gesagt immer noch nicht was dein Problem gewesen ist", flüsterte ich ihm ins Ohr.
„Ach, egal", antwortete er nur kurz. Ich merkte, dass er nicht bereit dazu mehr dazu zu sagen.

Nach dem Mittagessen versammelten sich alle Fünftklässler in einer kleinen Kammer neben der Großen Halle und warteten auf Professor Flitwick. Um mich herum war nur noch Gemurmel zu hören, am Lautesten das von Hermine. Wovor sie bloß so eine Angst hatte, dachte ich.

„Hallo meine Lieben", erklang die quiekende Stimme von Professor Flitwick.
„Wir werden Sie jetzt jeweils in Gruppen von 3 bis 4 Schülern aufrufen. Diese Schüler werden in die Große Halle gebracht wo unsere werten Prüfer Ihnen die Prüfung abnehmen. Ich bin mir sicher, dass sie alle das Zeug dazu haben diese Prüfung zu bestehen. Sie waren sehr fleißig dieses Jahr. Also nur nicht zu viel Aufregung meine Lieben. Wir beginnen mit:

Abbott, Hannah
Black, Katharina
Bones, Susan und
Boot, Terry.
Folgen Sie mir bitte."

Gemeinsam mit den beiden Hufflepuff-Mädchen und dem Ravenclaw-Schüler verließ ich die Kammer. Blaise und Daphne nickten mir aufmunternd zu. Blaise tat mir Leid. Er war mit dem Nachnamen Zabini das Schlusslicht der Liste und musste am Längsten hier ausharren. Nur am Rande nahm ich Notiz davon, dass das Ministerium augenscheinlich nicht gezögert hatte meinen richtigen Namen mit aufzunehmen. Wir betraten gemeinsam die Große Halle und gingen auf die Prüfer zu.
„So. Ms. Abbott bitte zu Professor Marchbanks und Ms. Black bitte zu Professor Tofty." Professor Flitwick deutete auf einen alten, kleinen, aber augenscheinlich begeisterten Professor, der ganz links in der Halle stand.
„Guten Tag, Ms. Black. Nur nicht nervös sein, wir werden den Niffler schon schaukeln." Der kleine Professor war mir sofort sympathisch und ich nickte ihm lächelnd zu.
„Gute Einstellung, meine Liebe. Wir möchten genauso, dass sie die Prüfungen bestehen wie Sie selbst. Wären Sie dann so nett dieses Glas hier für mich schweben zu lassen?" Nichts leichter als das. Nach dem schwebenden Glas musste ich dann noch ein paar Gabeln für ihn tanzen lassen und danach die Sitzbank neben uns auf eine Größe schrumpfen lassen, dass sie selbst unter einem Hauselfen zusammengebrochen wäre.
„Sehr schön, Ms. Black. Sehr schön, aber was soll man auch von einer jungen Dame aus so talentiertem Hause sonst erwarten. Wir sind fertig." Ich stockte.
„Ich bin also nicht die erste Black, die Sie prüfen?" Er lachte und winkte ab.
„Nein, nein, wo denken Sie hin. Die Familie Black ist eine unserer ältesten Zaubererfamilien und ich bin wie Sie sehen ein alter Mann. Sie sind gerade die dritte Generation dieses Hauses, die hier vor mir steht meine Liebe. Aus ihrer Familie sind immer großartige Zauberer hervorgegangen, aber besonders talentiert waren Cygnus und seine Tochter Andromeda wenn es um Zauberkunst ging. Ich war sehr erschüttert als Cygnus starb. Ich hoffe, er hat nicht so sehr gelitten?" Fragend sah er mich an und ich lief rot an.
„Entschuldigen Sie, Professor. Aber da kann ich leider nichts zu sagen. Ich bin nur entfernt mit diesem Teil der Blacks verwandt." Soweit ich weiß, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Ach gar kein Problem meine Liebe. Es war wirklich eine angenehme Prüfung mit Ihnen. Wir werden uns sicher noch das ein oder andere Mal wiedersehen."
„Vielen Dank, Professor", erwiderte ich und verließ die Große Halle.

Am Abend saß ich gemeinsam mit Millicent in unserem Schlafsaal. Ich hatte eines von Millicents alten Büchern in eine kleine Katze verwandelt und Millicent versuchte nun seit knapp einer Stunde es verschwinden zu lassen.
„Also deine Zauberstabbewegung und die Betonung sind korrekt", analysierte ich.
„Dann kann es eigentlich nur noch an einer Sache liegen: dem Willen. Du musst dir genau vor Augen führen wie das Tier verschwindet."
Nach weiteren fünfzehn Minuten hatte sie es endlich geschafft zumindest den Großteil des Körpers verschwinden zu lassen. Nur der Kopf schwebte jetzt noch über dem Bett. Wir prusteten laut los bei dem Anblick der gepunkteten Katze, die ihren Körper zu suchen schien. Nach einer weiteren halben Stunde schaffte sie es dann zum ersten Mal vollständig und klatschte vor Freude in die Hände.
„Sehr gut", lobte ich sie, doch in diesem Moment tauchte die Katze wieder auf und hatte nun grüne Schnurrhaare. Millicent schien allerdings keinesfalls enttäuscht.
„Danke, ohne deine Hilfe wäre das nichts geworden. Ich bin mir so sicher, dass der Zauber morgen dran kommt. Und auch wenn er nicht perfekt ist, er ist besser als je zuvor."
„Ja allerdings und ich denke du hast Recht", entgegnete ich. „McGonagall hat den bis aufs Blut mit uns geübt. Irgendwas muss ja der Grund dafür sein."

Mit unserer Vermutung sollten wir Recht behalten. Nachdem in der theoretischen Prüfung am Morgen insbesondere die verschieden Zauberspruchmodelle und die Verwandlung in Animagi inklusive der rechtlichen Hintergründe abgefragt worden waren, stand ich in meiner praktischen Prüfung nun Professor Marchbanks gegenüber, die mich soeben aufgefordert hatte die Ratte vor mir in einen Trinkpokal zu verwandeln.
„Sehr gut, Ms. Black", lobte mich die alte Magierin. „Jetzt transformieren Sie den Pokal bitte in ein Frettchen und lassen dieses dann verschwinden." Gesagt, getan. Ohne groß darüber nachzudenken führte ich auch diese Anweisungen aus.
„Sehr gut sehr gut", fuhr Professor Marchbanks fort.
„Sagen Sie einmal, Ms. Black. Sehe ich richtig, dass Sie einen Zauberstab aus Kirschholz nutzen?" Ich nickte.
„Ja, Professor. Sehr richtig."
„Sehr selten, sehr selten. Wissen Sie, Mr. Ollivander ist ein guter Freund von mir. Er hat schon häufig über diese Zauberstäbe gesprochen und erwähnte immer wieder wie ungewöhnlich sie in unserer westlichen Welt sind. Ganz im Gegenteil zu unseren Freunden in Japan. In der Akademie Mahoutokoro genießen Schüler mit diesen Stäben ein hohes Ansehen. Hier in der westlichen Welt unterschätzt man diese Stäbe viel zu sehr. Man denkt sie seien eher zur Zierde als zur Nutzung mächtiger Zauber. Aber laut Garrick ist dies ein weit verbreiteter Irrglaube. Diese Stäbe sind sehr mächtig. Ich nehme an der Kern ist aus Einhornhaar?", fügte sie hinzu und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, tut mir Leid, Professor. Da liegen Sie falsch. Es ist Drachenherzfaser."
Professor Marchbanks' Augen wurden groß und ich hörte nur noch wie sie sagte „Ungewöhnlich, äußerst ungewöhnlich" als plötzlich ein ohrenbetäubendes Geschnatter und Gekreische die gesamte Halle erfüllte. Ich sah hinüber und entdeckte Hannah Abbott, die es nicht geschafft hatte ihr Frettchen verschwinden zu lassen, sondern stattdessen eine ganze Herde Flamingos heraufbeschworen hatte, die nun durch die gesamte Halle flogen.
„Wir unterbrechen kurz", rief Professor McGonagall und begann mit Professor Tofty gemeinsam die Flamingos nach und nach zu beseitigen. Ich wandte mich wieder an meine Prüferin, die allerdings nur mit dem Kopf nickte:
„Schon in Ordnung, Ms. Black. Wir waren fertig. Sie können gehen." Und als ich die Halle verließ sah ich wie ihr Blick weiter auf mir ruhte und sie immer wieder vor sich her flüsterte: „Äußerst ungewöhnlich."

Nach dieser Prüfung war ich mir ziemlich sicher das erste Ohnegleichen abgestaubt zu haben. Am Mittwoch wiederum folgte nun ein schwieriges Fach für mich: Kräuterkunde.
Im schriftlichen Teil war ich mir bei einigen Fragen durchaus unsicher gewesen und merkte erneut, dass Kräuterkunde einfach nicht mein Fach war. Aber Snape hatte Recht. Wenn ich wirklich in Richtung der Zaubertrankforschung gehen wollte wären Kenntnisse in Kräuterkunde unfassbar hilfreich, also bemühte ich mich mit dem Ziel die Prüfung zumindest zu bestehen, damit ich am UTZ-Kurs teilnehmen konnte. Am Nachmittag musste ich zunächst erörtern wie man eine Teufelsschlinge pflegte und dann vorführen wie man eine fangzähnige Geranie richtig fütterte. Dass ich mir dabei einen heftigen Biss zuzog sorgte hoffentlich nicht dafür, dass ich durchfiel. Ich war einfach kein Fan von Pflanzen; erst recht wenn diese mich auch noch beißen wollten.

Am Donnerstagmorgen machten wir uns bereit für die schriftlichen Prüfungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Die Fragen befassten sich insbesondere mit den dunklen Kreaturen, die in den letzten Schuljahren gelehrt worden: Grindelohs, Hingepanks aber auch Werwölfe wurden thematisiert.
Frage 12: Beschreiben Sie den Unterschied zwischen einem Werwolf und einem Animagus und nennen Sie fünf äußerliche Merkmale an denen Sie diese Kreaturen unterscheiden können. Ich musste automatisch an den großen, bärenartigen, schwarzen Hund denken, der mir auf Gleis 9 ¾ begegnet war. Tja, also Sirius war definitiv ein Animagus und kein Werwolf, dachte ich lachend und fing an meine Antwort auf das Blatt zu kritzeln.

„Das wird doch überhaupt kein Problem für uns DA-Hasen, oder?", hörte ich Ernie Macmillan, einen Schüler aus Hufflepuff zu Harry, Ron und Hermine sagen als wir wieder die Kammer betraten und darauf warteten, dass Umbridge uns zur praktischen Prüfung in kleinen Gruppen in die Halle rief. Das erste Mal seit ich in Hogwarts war würde ich jetzt offiziell wieder in diesem Fach zaubern dürfen. Innerlich schüttelte ich immer noch den Kopf über Umbridges Unterrichtsmethoden als ich in meinem gewohnten Grüppchen in die Halle gerufen wurde. Diesmal war es wieder Professor Tofty, der vor mir stand.
„Ah, Ms. Black. Schön Sie wieder zu sehen. Dann wollen wir mal sehen. Wie wäre es, wenn Sie mir zunächst Ihren Schildzauber fortführen und wir dann mal testen wie gut Sie mit einem Hinkepank zurecht kommen?" Problemlos führte ich Professor Tofty sämtliche Zauber vor und konnte erneut völlig zufrieden die Große Halle verlassen.

„Endlich Freitag", rief Pansy am nächsten Morgen in der Großen Halle. „Wochenende!"
„Für dich vielleicht", murmelte ich leise. „Ich hab gleich noch Runen."
„Tja, selbst schuld wer solch dumme Fächer belegt", entgegnete Pansy bissig.
„Lass sie in Frieden", mischte Draco sich ein ohne von seinem Frühstück aufzublicken und Pansy zog beleidigt von dannen.
„Danke", erwiderte ich. „Aber ich wäre schon mit ihr klargekommen."
„Weiß ich doch", antwortete Draco knapp. „Ich hatte nur keinen Bock auf Zickenkrieg am frühen Morgen."
„Achso na dann. Ich geh dann mal zur Runen-Prüfung."
Als ich bereits fast am Tisch der Slytherins vorbei war, hörte ich ihn noch rufen:
„Viel Glück." Ich drehte mich um und nickte ihm kurz zu. Was war das denn jetzt bitte? Ach, wieso war das mit ihm nur immer so schwierig? Gemeinsam mit Millicent und Blaise ging ich in die Alte-Runen-Prüfung.

„Scheiße, war das kompliziert", fluchte Blaise als wir den Prüfungsraum verließen und Millicent und ich nickten nur. „Ich glaub auch nicht, dass ich alles habe", sagte ich und sah mich kurz nach Hermine um, die sichtlich schlecht gelaunt den Raum verließ. „Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die es ätzend fanden", fügte ich hinzu.
„Nein wohl nicht", erwiderte Blaise.
„Aber, hey. Es ist jetzt erst einmal Wochenende. Ne' Runde zum See, Ladies?"
Er grinste uns an und ich konnte nicht anders als mich von seiner guten Laune anstecken zu lassen, doch Millicent lehnte ab. Also gingen Blaise und ich alleine runter zum See und setzten uns unter einen der Bäume ins Grüne. Er streckte sich im Gras neben mir aus und schloss die Augen.
„Nur noch vier Fächer", murmelte er.
„Ja, stimmt. Aber ausgerechnet noch Arithmantik", jammerte ich.
„Du bist doch gut in Arithmantik, oder?", fragte er.
„Ja, eigentlich schon. Aber es ist wirklich anspruchsvoll und ein paar Sachen habe ich noch nicht so ganz genau verstanden." „
Hmm, in Arithmantik kann ich dir leider nicht helfen", murmelte er.
„Ich weiß doch. Leider bin ich die Einzige blöde Nuss im ganzen Haus, die sich damit abquält." Er lachte. „Ja blöde warst schon."

Es war entspannt mit ihm hier zu sitzen und die Sonne zu genießen. Der Streit nach der Party im Raum der Wünsche war Geschichte. Wir saßen im Schatten eines großen Baumes und ich hatte meinen Kopf auf seinen Schoß gelegt. Wir unterhielten uns nicht viel. Eigentlich saßen wir nur da, genossen den Wind, die Sonne und vor allem die Ruhe. Es war so unglaublich friedlich. Bis plötzlich ein Schatten neben mir erschien und der Frieden gestört werden sollte.
„Und was denkt ihr Zwei was ihr hier macht?" Ich öffnete die Augen und sah hinauf zu Draco, der gemeinsam mit Crabbe und Goyle direkt neben uns stand.
„Mach dich locker, Draco. Wir hatten nur keinen Bock drinnen zu hocken", entgegnete Blaise sofort beschwichtigend und ich merkte wie er nervös hin und her rutschte.
„Ich dachte ich wäre deutlich gewesen, Zabini", fauchte Draco ihn an. Moment, was ging denn hier vor?
„Wäre irgendjemand so freundlich mich mal aufzuklären", mischte ich mich ein, setze mich auf und funkelte Draco böse an.
„Lass gut sein, Kat", sagte Blaise und stand auf. „Ich geh jetzt ins Schloss. War ein schöner Nachmittag, danke dir." Ehe ich etwas erwidern konnte war Blaise bereits auf dem Weg zurück ins Schloss und Draco sah ihm hinterher, anscheinend äußerst zufrieden mit sich selbst.
„Was war das, Draco?", fragte ich nochmal, auch wenn ich mit keiner Antwort rechnete. „Ich will nur nicht, dass es wieder Gerüchte gibt", entgegnete Draco trocken.
„Gerüchte?", fragte ich ungläubig, doch plötzlich ging mir ein Licht auf. Während Crabbe und Goyle sich bereits einige Meter entfernt hatten und auch Draco sich nun abwandte frage ich nur:
„Oh bei Merlins Bart, hier geht es nicht tatsächlich immer noch um diese blöde Party und Pansys Fragerei, oder?" Draco stockte, wagte es sich aber nicht mich anzusehen.
„Draco, ich erwarte eine Antwort." Er drehte sich langsam um und sah mich an.
„Na was meinst du denn? Was glaubst du was alle geredet haben über dich und ihn nachdem keiner von euch dementiert hat, dass ihr alleine im Schlafsaal wart? Was glaubst du was seitdem geredet wird? Du musst endlich lernen dich deinem Stand angemessen zu verhalten sonst findest du nie eine Ehemann. Schließlich will keiner eine die.." Er unterbrach sich selbst und hatte sich augenscheinlich dazu entschlossen nicht weiter zu sprechen.
„Die was, Draco? Die es sich wagt Freunde zu haben? Und nicht von morgens bis abends damit beschäftigt ist über andere zu urteilen und sich dabei die Fingernägel zu lackieren? Tja, Draco. Überraschende Mitteilung an diesem wunderschönen Freitagabend: Einen Ehemann, der solch eine Frau erwartet, will ich gar nicht." Ich war inzwischen aufgestanden und packte meine Tasche.
„Es ist ja wirklich herzallerliebst, dass du dich um meinen Ruf als heilige Jungfrau sorgst, Draco. Aber lass das mal meine Sorge sein", ergänzte ich noch und ging wütend an ihm vorbei.
„Hast du was mit ihm?", ertönte plötzlich Dracos Stimme hinter mir und ich blieb stehen. Es war nicht sein normaler, gebieterischer Tonfall. Es wirkte eher als hätte er Angst vor der Antwort, die ich ihm auf diese Frage gab. Berührt von der Verletzlichkeit in seiner Stimme drehte ich mich langsam um und sah, dass er sich von mir abgewandt hatte. Ich ging zu ihm zurück und stellte mich direkt vor ihn. Hatte Daphne etwa Recht mit ihrer Bemerkung?
Benahmen die Jungs sich tatsächlich so bescheuert, weil sie eifersüchtig aufeinander waren? Mir fiel erst jetzt auf, dass ich Blaise seit dem Abend der Party auch überhaupt nicht mehr mit Draco und Co gesehen hatte. Nein, das konnte doch nicht wirklich sein!Doch nicht wegen mir, oder?
„Draco", sprach ich ihn leise an, doch er reagierte nicht sofort.
„Draco, guck mich an." Zögernd sah er zu mir hoch und ich nahm seine Hände.
„Ich sag dir das jetzt genau ein einziges Mal, hörst du? Ich bin dir keinerlei Rechenschaft schuldig, aber dieses eine Mal werde ich sie dir ablegen, also genieße es. Ich habe nichts mit Blaise und ich will auch nichts von Blaise. Wir sind einfach nur Freude, die herumgealbert haben und ich bin ganz fest der Meinung, dass dir das auch mal gut tun würde." Ich sah wie seine Gesichtszüge sich entspannten und er eine weniger angespannte Körperhaltung annahm.
„So, kannst du jetzt bitte aufhören dich wie ein Idiot zu benehmen und wieder anständig mit mir sprechen?" Er nickte.
„Aber du solltest trotzdem aufpassen, Kat. Die Gerüchteküche brodelt." Ich lachte nur. „Dann lass sie brodeln. Ich bin eine Black. Du bist ein Malfoy. Was interessieren uns schon Gerüchte?" Ich hakte mich bei ihm unter und wir gingen gemeinsam zurück ins Schloss. Jungs waren wirklich anstrengend.

Auch das folgende Wochenende fiel vollständig den Prüfungsvorbereitungen zum Opfer. Nachdem Draco und ich uns ausgesprochen hatten war er auch bereit gewesen Blaise wieder in seine kleine Truppe aufzunehmen, sodass wir alle gemeinsam für Zaubertränke büffelten, was am Montag abgefragt werden sollte. Nachdem ich gefühlte 200 Rückfragen meiner Mitschüler allesamt beantworten konnte ging ich am Sonntagabend mit dem wohligen Gefühl ins Bett, dass ein Ohnegleichen in den Prüfungen gar nicht so abwegig sein würde und konnte überraschend gut schlafen.
Nachdem ich in der theoretischen Prüfung die Wirkung des Vielsafttrankes und die Anwendung von Veritaserum als Befragungstechnik erörtert hatte, musste ich am Nachmittag einen Abschwelltrank brauen. Überraschenderweise war Snape gar nicht vor Ort was bei den Schülern der anderen drei Häuser zu glücklichem Aufatmen geführt hatte. Ich hatte sowohl Harry als auch Neville Longbottom noch nie so entspannt im Zaubertränkeunterricht gesehen. Völlig zufrieden und mit einem kleinen bisschen Hoffnung Snapes Anforderungen eines Ohnegleichen gerecht werden zu können, beendete ich auch diesen Prüfungstag. Dienstag hatten Draco und die anderen Pflege magischer Geschöpfe und ich tatsächlich einen Tag Pause. Doch diesen nutzte ich für eine Last-Minute-Lern-Einheit in der Bibliothek, denn morgen kam Arithmantik dran.

Während ich Mittwochmorgen noch in der theoretischen Astronomie-Prüfung dachte, dass der Tag sicherlich nicht dazu geeignet war um eine Arithmantik Prüfung abzulegen, denn ich hatte mehr Probleme mit den verschiedenen Jupitermonden als ich erwartet hatte, ging mir die Arithmantik Prüfung unfassbar leicht von der Feder. Ich musste grinsen als ich die Hauptaufgabe erkannte. Es handelte sich ausgerechnet um das Thema über welches Hermine und ich zu Beginn unseres Schuljahres einen Vortrag gehalten hatten. Nach der Prüfung wartete Hermine vor dem Raum auf mich.
„Na, wie liefs?", rief sie mir zu.
„Unglaublich schwierig. Wer denkt sich denn so ein Thema aus?", lachte ich laut und sie stieg direkt ein.
„Ich habe so eine Angst vor Arithmantik gehabt und dann habe ich die Frage gesehen und alles war möglich", plapperte sie fröhlich drauf los. Man merkte, dass auch ihr ein Stein vom Herzen fiel.
„Wie lief es sonst so bei dir?", fragte sie. „Ich glaube im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beschweren. Astronomie war heute morgen nicht so gut, glaube ich. Und Kräuterkunde auch nicht. Und seien wir ehrlich über Runen möchte niemand nochmal reden, oder? Ich denke aber, dass ich trotzdem durch bin. Bei dir?"
„Hör mir auf mit Runen! Ich ärgere mich immer noch über die sechste Frage", entgegnete sie. „Ich habe mich bei zwei Stellen völlig vertan."
„Ja, Runen fand ich auch schwierig", erwiderte ich. „Aber egal, wir haben das sicher geschafft. Nur noch die Praktische in Astronomie und morgen Nachmittag Geschichte der Zauberei und dann haben wir's, Hermine." Sie nickte und wir trennten uns, denn wir hatten die Große Halle erreicht. Während sie zu Harry und Ron lief, gesellte ich mich zu den Slytherins. Es war schön gewesen mit ihr zu sprechen. Augenscheinlich war sie nicht mehr böse auf mich. Ich vermisste Hermine und wünschte, dass ich wieder so mit ihr befreundet sein könnte wie zuvor. Doch das ging nicht.

Am Abend begaben wir uns auf den Astronomieturm und richteten bereits alle unsere Teleskope aus. Als die Prüfer kamen begannen wir zeitig unsere Sternenkarten zu zeichnen und zu beschriften. Astronomie war wirklich ein ätzendes Fach. Ich war froh es bald los zu sein. Man hörte kein Wort, nur hin und wieder die Teleskope, die von dem ein oder anderen Schüler neu ausgerichtet wurden. Als schon über die Hälfte der Stunde herum war, öffnete sich unter uns plötzlich das Schlosstor und fünf Gestalten liefen geradewegs hinauf aufs Gelände in Richtung des Verbotenen Waldes. Als der Lichtstrahl aus dem Schloss einen kurzen Blick auf die Gestalten erlaubten, erkannte ich die Anführerin der kleine Gruppe klar: Es war Dolores Umbridge. Was wollte die denn mitten in der Nacht auf dem Gelände? Zu meiner Linken konnte ich Harry sehen, der Umbridge mit genau dem gleichen skeptischen Blick folgte wie ich. Immer mehr Schüler blickten von ihren Teleskopen auf als es plötzlich klopfte und alle fünf vor der Hütte des Wildhüters Hagrid standen. Man konnte kaum ein Wort vernehmen, doch es wurde schnell klar, dass es unter uns zu einem Streit gekommen war.
„Na, na, na, meine Lieben. Wir befinden uns immer noch in einer Prüfung", ertönte Professor Toftys Stimme hinter uns und ich senkte meinen Blick zurück auf meine Sternenkarte. Doch ich konnte einfach nicht anders als mit einem Ohr immer wieder zu lauschen, ob ich etwas verstehen konnte. Plötzlich hörte man einen Schrei und ein roter Lichtblitz schoss auf die riesige Gestalt Hagrids zu. Ein Schockzauber hatte den Halbriesen getroffen, was ihn augenscheinlich nicht sonderlich beeindruckte. Es kam zu einem Tumult vor seiner Hütte, man hörte das Jaulen seines Hundes und plötzlich flog einer von Umbridges Begleitern quer über die Wiese. Hagrid hatte ihn mit einem Schlag aus dem Weg geschleudert. An die Prüfung dachte nun keiner mehr. Alle liefen an die Mauern und als der Tumult immer lauter wurde und Professor Tofty es endgültig aufgegeben hatte uns zur Ordnung zu rufen, öffnete sich das Portal erneut und Professor McGonagall lief mit gezogenem Zauberstab ebenfalls den Weg zur Hütte hinab.
„Sofort aufhören", rief sie.
„Minerva, halten Sie sich da raus. Sie haben nicht die Befugnis sich hier einzumischen", kreischte Umbridge McGonagall zu, doch die ließ sich nicht beeindrucken.
„Was soll das hier werden, Dolores? Was machen die Auroren hier?" Hagrid hatte sich seinen, zwischenzeitlich durch einen Schockzauber zu Boden gegangenen, Hund um die Schultern gelegt und wollte augenscheinlich das Hogwartsgelände verlassen. Als die Auroren ihn daran hindern wollten rief McGonagall erneut erzürnt auf und schleuderte ihnen einen Zauber hinterher, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Vier Schockzauber trafen die Hauslehrerin von Gryffindor gleichzeitig in der Brust und sie ging reglos zu Boden. Geschockt hielten wir die Luft an und hinter uns rief ein erzürnter Professor Tofty: „Vier gegen einen. Ein Skandal! Eine Schande!"
„Vier Schockzauber und das in ihrem Alter", flüsterte Lavender Brown, eine Gryffindorschülerin, leise neben mir. Hagrid schleuderte wütend zwei weitere der Auroren zu Boden und floh in den Verbotenen Wald. Umbridges Rufe er solle sofort anhalten verfehlte ihre Wirkung genauso wie die Schockzauber, welche sie ihm hinterherschickte. Die verbliebenen Zauberer machten sich auf den Weg zurück ins Schloss und kurze Zeit später kam die Heilerin der Schule, Madame Pomfrey, aufgeregt auf das Gelände gelaufen und nahm die bewusstlose Professorin mit ins Schloss.
„Sie haben noch fünf Minuten", flüsterte der sichtlich schockierte Professor Tofty hinter mir. Doch genau wie ich hatten auch alle anderen Schüler die Zeichnung der Karten nun endgültig aufgegeben.

Nach dem Ende der Prüfung wurde lautstark auf den Fluren diskutiert. Jeder schimpfte auf Umbridge und den feigen Angriff auf McGonagall und die Gryffindors machten sich große Sorgen um ihre Hauslehrerin.
„Komm wir gehen runter", murmelte Draco, der gerade hinter mich getreten war. Er legte mir die Hand um die Hüften und zog mich mit hinunter in die Kerker. Doch ans Schlafen war auch bei uns nicht zu denken. Zwar waren die anderen Schüler nicht wach geworden, ein Vorteil an dem Gemeinschaftsraum unter dem See, doch alle die mit uns auf dem Astronomieturm gewesen waren hatten genau so Redebedarf wie wir.

„Na ja, dass die diesen Trottel von Wildhüter feuern wollte wundert wohl keinen", sagte Blaise nach einiger Zeit. „Aber der Angriff auf Gonni war schon übel."
Pansy zuckte mit den Schultern. „Soll sie sich eben nicht einmischen. Das ist doch meistens das Problem der Gryffindors. Mischen sich in Dinge ein, die sie gar nichts angehen."
Ich hob eine Augenbraue und wollte etwas entgegnen, doch Draco legte mir die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Ich wusste was er mir sagen wollte: Bitte jetzt nicht wieder eine Grundsatzdiskussion mit Pansy. Um des lieben Friedens Willen ließ ich es gut sein und beteiligte mich nicht weiter an der Diskussion meiner Mitschüler. Nach und nach gingen alle ins Bett bis nur noch Draco und ich auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum zurückblieben.
„Wir sollten wohl auch schlafen gehen", flüsterte ich leise gegen drei Uhr morgens.
„Hmm", brummte er nur. „Was ist los?", fragte ich ihn.
„Nichts, ich mags nur einfach gerade hier zu sitzen", entgegnete er knapp.
„Okay", antworte ich und zog mir zwei der Decken vom Nachbarsofa heran. „Dann bleiben wir halt hier. Kennen wir doch schon", fügte ich mit einem Zwinkern hinzu. Er lachte.
„Du bist bescheuert. Aber ja, okay. Bleiben wir halt hier." Draco legte die Füße auf den Sessel gegenüber und ich meinen Kopf in seinen Schoß.
„Gute Nacht, Blödmann", murmelte ich.
„Gute Nacht", antwortete er leise und wir schliefen gemeinsam ein.

„Guten Morgen die Herrschaften", flötete eine gute gelaunte Daphne uns am nächsten Morgen direkt ins Ohr.
„Gott Greengrass", erwiderte Draco genervt. „Tickst du noch ganz sauber?"
„Entschuldigen Sie, Mr. Malfoy. Haben Sie nicht gut genächtigt?", neckte Daphne ihn mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
„Ich bin mir sicher, dass die Betten der Herrschaften bequemer gewesen werden."
„Halt die Klappe", meldete nun auch ich mich zu Wort. Sie hatte Recht. Das Bett wäre definitiv bequemer gewesen, doch irgendwie hatte es gut getan nach den aufregenden Geschehnissen des letzten Abends nicht alleine zu sein.

Den Vormittag über hatten wir frei und paukten für die endlich anstehende letzte Prüfung. Als wir nach dem Mittagessen hinunter in die Große Halle liefen und uns auf den Plätzen verteilten konnte ich mein Glück kaum fassen. Die letzte Prüfung. Noch drei Stunden und es war endlich vorbei.

„Sie dürfen beginnen", sprach Flitwick und wir drehten unsere Aufgabenblätter um.

Erstens: Listen Sie alle relevanten Ereignisse welche zu den großen Riesenkriegen geführt haben und erörtern sie ihre Bedeutung für den Verlauf der Kriege.
Zweitens: Wann wurden die Hexenprozesse in Salem abgehalten?
Drittens: Wie häufig ließ Wendeline die Ulkige sich zum Spaß auf dem Scheiterhaufen verbrennen?
Viertens: Nennen Sie die vier wichtigsten Kritikpunkte an der Zauberergemeinschaft im Zusammenhang mit den Koboldaufständen im 16. Jahrhundert.

Alles in allem machbare Aufgaben überlegte ich und fing an zunächst die ersten Aufgaben zu bearbeiten. Die Riesenkriege und die Hexenprozesse waren kein Problem. Bei den Koboldaufständen war ich hier und da doch ziemlich unsicher. Hier machte sich mein Schulwechsel bemerkbar, denn in Hogwarts hatten die Koboldaufstände eine weitaus größere Bedeutung als in Beauxbatons. Doch im Endeffekt konnte ich 18 der 20 Fragen vollständig beantworten. Ich las mir gerade noch einmal meine Antworten durch und überlegte fieberhaft welche Antworten ich bei den beiden restlichen Fragen geben konnte als ich plötzlich ein Keuchen und einen dumpfen Aufschlag hinter mir hörte.

Harry war vor unseren Augen vom Stuhl gekippt und griff sich immer wieder an seine Narbe. Ein aufgelöster Flitwick eilte zu ihm und versperrte mir etwas die Sicht, doch irgendetwas stimmte nicht. Ich blickte auf und mein Blick traf auf Draco, der wissend grinste und mir zunickte. Was hatte das nur zu bedeuten?

Katharina Black und das Schicksal der Anderen - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt