Epilog

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Tagsüber ist es so heiß, dass ich das Gefühl habe, ich würde auf einem Grill leben. Selbst im Schatten macht die warme Luft mir zu schaffen. Davon, bei diesen Temperaturen zu arbeiten, muss ich gar nicht erst anfangen.

Der Weg vom Haus zur Bar beläuft sich zwar nur auf ein paar hundert Meter, aber schon auf denen schwitze ich so, dass ich mir eine Erkältung hole, wenn ich auch nur daran denke, danach unter der Klimaanlage zu stehen.

Karim meinte, wir sollten der Umwelt zur Liebe auf die Klimaanlage verzichten. Später hat sich herausgestellt, ihm gefällt der Anblick von meinem verschwitzten nackten Überkörper so sehr, dass er dafür jeden Tag aufs Neue einen Kreislaufskollaps riskieren würde.

Wir haben uns darauf geeinigt, die Luft in der Bar nur so weit runterzukühlen, dass man darinsitzen kann ohne zu verrecken. Und, wenn die Glasscheiben, die zwei Wände der Bar ausmachen, offen sind, kühlen wir sowieso ganz Italien mit. Und das ist meistens der Fall.

Heute Abend haben wir geschlossene Gesellschaft in der Bar. Unser Teil des Strandes ist deshalb nur bis 18 Uhr geöffnet. Danach jage ich alle weg, die bis dahin nicht freiwillig verschwunden sind.

Wir sind ziemlich früh aufgestanden, um die Bar nach der gestrigen Party sauber zu machen. Meistens ist es um 10 Uhr schon zu heiß, um sich körperlich zu betätigen. Wir haben also am frühen Morgen alles saubergemacht und uns danach wieder schlafen gelegt.

Gegen Mittag, kurz bevor die Sonne aufhört, direkt in unser Schlafzimmer zu knallen, streckt Karim sich ausgiebig und kuschelt sich danach mit einem zufriedenen Schnurren zurück an meine Brust. Ich kann schon seit einer Weile nicht mehr schlafen und bin seitdem dabei, ihn anzusehen. Darüber nachzudenken, wie schön er ist und wie glücklich ich bin, ist nun mal angenehmer als sich damit auseinanderzusetzen, was heute noch auf mich zukommen wird.

„Dein Herz schlägt schnell", murmelt das süße Kätzchen an meinem Körper. Seine Fingerspitzen streicheln meinen Bauch entlang.

„Ich habe Angst."

„Ich weiß." Karim legt den Arm um mich und beginnt, meinen Rücken zu streicheln, während er so nah bei mir liegt, dass nicht einmal Luft zwischen uns passt.

Er drückt mir seine Lippen auf die Brust und schaut dann zu mir hoch. „Aber es wird alles gut."

Früher wurde ich unfassbar wütend, wenn jemand sowas gesagt hat. Vor allem, weil die Personen meistens keine Ahnung davon hatten, was überhaupt falsch lief.

Mittlerweile bin ich in der Lage, zumindest zu hoffen, dass dieser Satz mehr ist als verschwendeter Atem.

Im letzten Jahr sind wir jeden Monat in ein anderes Land gezogen, jedes Mal mit neuen Identitäten. Es war seltsam, sich an einen Ort zu gewöhnen und ihn dann sofort wieder hinter sich zu lassen. Aber es war nötig. Wir können uns ziemlich sicher sein, dass niemand, der hinter uns her gewesen sein könnte, auch nur den Hauch einer Ahnung hat, wo und wer wir gerade sind.

Seit 6 Monaten leben wir in Italien. Wir haben vor, dort eine Weile zu bleiben. Uns gefällt unser Haus direkt am Strand und vor allem das kleine Stück Land davon, das uns gehört. Wir betreiben eine Bar und verlangen Eintritt für die Nutzung unseres Strandteils. Es ist fast schon ekelhaft, wie viel Geld wir haben. Zu den Einnahmen von Strand und Bar kommen Unterhalt von Interpol und die Prämien, wenn wir ihnen helfen... Manchmal komme ich mir vor wie ein König.

Anda wohnt natürlich mit uns hier. Ihr gehört das Erdgeschoss, während Karim und ich das erste Stockwerk für unseres erklärt haben. Von unserem Schlafzimmer aus haben wir den perfekten Blick aufs Meer.

Manchmal steht Karim einfach da und schaut aus der Fensterfront. Ich weiß, in diesen Momenten hat er seine hellsten Erleuchtungen.

Vor etwa vier Monaten kam er nach Stunden vor dem Fenster zu mir und meinte, er will Tanzauftritte in der Bar. Und jeder, der ihm nicht zuschaut und applaudiert, muss erschossen werden.

Ace - guns, drugs and loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt