1 - Wettschulden

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"Jetzt hab dich doch mal nicht so. Außerdem bist du diejenige, die die Wette verloren hat. Wettschulden sind Ehrenschulden!"
Genervt verdrehe ich die Augen. Wieso habe ich mich nochmal auf diesen Abend eingelassen?
"Mia! Du musst doch nur nach einer Nummer fragen. Als wäre es das erste Mal, dass du das machst."
"Hallo? Die sitzen da zu acht! Normalerweise sind die Typen allein, wenn ich sie anspreche."
Das kann nur schiefgehen. Eigentlich bin ich nicht schüchtern und habe definitiv auch kein Problem damit Leute einfach anzusprechen. Aber wenn sie in so einer Gruppe zusammen sind, traue ich mich auch nicht.
Mittlerweile haben sie schon gemerkt, dass wir öfter zu ihnen schauen. Ab und an treffen sich die Blicke von uns und einem der Typen. Sie wissen definitiv, dass wir über sie reden, weil Sora und Nuri sich nicht gerade unauffällig verhalten.
"Kann es nicht jemand anderes sein? Wie wäre es mit dem Typen da drüben an der Bar? Er sitzt ganz allein und schlecht sieht er auch nicht aus."
So auffällig wie sie nur können drehen sich meine beiden Freundinnen um und starren den armen Kerl an. Der merkt es natürlich, schaut verlegen weg und verlässt mit einem Bier in der Hand die Bar.
"Super gemacht..."
"Der war auch nicht der Richtige. Aber die dort," Sora zeigt erneut auf die Gruppe hinter mir, "sind perfekt als Wetteinsatz." Sie nimmt einen ordentlichen Schluck von ihrem Cocktail. So als müsse sie sich Mut antrinken, um überhaupt in ihre Richtung schauen zu können.
"Kommt schon. Tut mir das bitte nicht an. Die sehen viel zu gut aus. Keiner wird mir seine Nummer geben!"
"Mia...Los jetzt!"
Erneut verdrehe ich die Augen, nehme einen Schluck von meinem Cocktail, atme tief durch und mach mich auf den Weg zum Tisch der Acht.
Davor bleibe ich stehen und sage nichts. Peinlich!
Sie unterbrechen ihre Gespräche und alle Blicke richten sich auf mich. Auch von ihnen sagt keiner ein Wort. Bevor es noch unangenehmer wird, breche ich das Schweigen.
"Ehm...hey." Ich winke ihnen zu und bereue es sofort.
Hilfe, sie denken bestimmt du bist nicht mehr ganz richtig im Kopf.
"Können wir dir helfen?" Einer von ihnen lächelt mir aufmunternd zu, aber ich kann das Grinsen, das er sich verkneift, deutlich erkennen.
"Ja...also," ich stottere wild vor mich hin und versuche schnell mich zusammenzureißen, "ich glaube ihr habt schon gemerkt, dass wir öfter zu euch geschaut haben..."
Ich rede extra leiser, damit meine Freundinnen nicht merken, dass ich den Typen gleich lieber die Wahrheit erzähle, als einfach nach einer der Nummern zu fragen.
"Das haben wir," wieder lächelt mich der gleiche Typ an. Warum müssen die so gut aussehen?!
"Es ist so. Ich habe eine Wette verloren und jetzt soll ich mir die Nummer von einem von euch holen. Sie werden mich nicht damit in Ruhe lassen, bis ich das gemacht habe, also...," ich schaue in die Gruppe und hoffe, dass einer von den Acht mir einfach eine falsche Nummer gibt und sich die ganze Sache damit erledigt hat.
"Wir würden dir echt gerne helfen, aber ich glaub das ist nicht möglich."
Diesmal spricht mich der Typ direkt neben mir an. Irritiert schaue ich wieder in die Runde. Was meint er damit, es ist nicht möglich?
"Wie wäre es, wenn du so tust, als würdest du eine Nummer von uns bekommen?"
Wieso bin ich da eigentlich nicht selbst draufgekommen?!
"Solange es glaubwürdig ist, klar. Sie beobachten uns, oder?"
Ich muss mich gar nicht zu meinen Freundinnen umdrehen, um zu wissen, dass sie uns anstarren.
"Also dann, hol mal dein Handy raus."
Der Typ, der mich als erstes angesprochen hat, tut so, als würde er mir seine Nummer geben und ich tippe irgendwelche Zahlen in mein Handy. Hoffentlich kaufen sie mir das ab.
"Danke nochmal. Ach, unter welchem Namen soll ich dich denn einspeichern. Also nur, falls sie fragen."
"Yunho." Immer noch lächelnd schaut er mich an. Ich glaube er hat nicht einmal weggeschaut, seit ich bei ihrem Tisch aufgetaucht bin.
Bevor ich zurück zu Sora und Nuri gehe, schenke ich den Acht noch ein dankendes Lächeln und lasse sie dann wieder in Ruhe.
An unserem Tisch angekommen werde ich sofort mit Fragen bombardiert.
"Hey, hört auf so neugierig zu sein!"
Ich merke, dass die beiden schon ein wenig angetrunken sind und verzeihe ihnen ihre überschwängliche Art.
"Wie heißt der Glückliche denn?"
"Yunho," ich zeige ihnen den falschen Kontakt, damit sie mir auch glauben.
"Ruf ihn an." Sora schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an.
Von den Beiden kennt sie mich am besten und ahnt wahrscheinlich etwas.
"Was?" Damit habe ich nun nicht gerechnet. Verdammt!
"Beweise uns, dass es wirklich seine Nummer ist. Das kann ja auch eine Fakenummer sein!"
"Jetzt übertreibst du aber. Die Rede war von einer Nummer. Nicht, dass sie auch stimmen muss."
"Tu es!"
Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Die Nummer ist definitiv nicht echt und somit wird auch keiner abheben, wenn ich anrufe.
Schnell denke ich mir einen Plan aus und ich hoffe, die Person spielt mit.
Ich tu so, als würde ich die Nummer anrufen, halte mein Handy ans Ohr und drehe mich zu dem Tisch mit den acht Typen. Sofort treffen sich Yunho's und mein Blick.
Hat er mich etwa beobachtet?
Mit meinem Blick versuche ich ihm deutlich zu machen, was ich von ihm will. Und anscheinend versteht er, denn er holt sein Handy raus und legt es ebenfalls ans Ohr. So, als er würde er meinen Anruf annehmen.
Die Mädels neben mir quietschen vor Begeisterung, dass ich tatsächlich seine Nummer habe, während Yunho und ich ein Fakegespräch führen. Was erstaunlich gut klappt.
Ich nicke ihm zu und mache so deutlich, dass das Gespräch beendet ist und er legt das Handy weg.
"Seht ihr. Und jetzt lasst mich mit der Sache in Ruhe!"
Den letzten Schluck meines Cocktails trinke ich in einem Zug aus und bestelle mir sofort den Nächsten. Ich glaube ohne werde ich den Abend nicht überstehen.

24/7 - Deja Vu | Yunho | AteezWo Geschichten leben. Entdecke jetzt