Stille Unruhe

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Es ist Kalt.

Trotz meiner dicken Winterjacke zittere ich, wenn auch die Kälte nicht schuld ist.

Ich sitze hier, meine Haare werden durch den Wind durcheinander gebracht und meine Tasche liegt ordentlich neben mir.

Von außen sieht man ein normales Mädchen mit mittel langen gefärbten Haaren, Brille und einem recht normalen Outfit.

Viele Bezeichnen mich als Hübsch, ich hätte eine Tolle Figur und schöne Augen.

Doch eigentlich würden sie, wenn sie tief genug in diese Blauen Augen blicken würden, die Hässlichkeit meiner Seele sehen.

Wie verdorben und schwarz sie ist.

Sie wissen nicht wie es mir geht und das, obwohl ich so ruhig da sitze, in mir ein Sturm tobt.

Ich könnte Schreien.

Lauter als die Züge die regelmäßig an mir vorbei fahren.

So laut das die ganze Stadt mich zu hören scheint.

So laut das selbst die Menschen im Hochhaus zwei Straßen weiter mich noch bis in den obersten Stock hören können.

Ich wünschte ich könnte all meine Gefühle mit einem Schrei rauslassen.

All die Wut, Verzweiflung, Trauer, Hoffnungslosigkeit...

Doch ich bleibe hier ruhig sitzen und starre auf die Gleise.

Ich will schreien und weinen, um mich schlagen und treten.

Jede Kleinigkeit um mich herum scheint meinen inneren Sturm nur noch mehr zum toben zu bringen.

Die Jugendlichen neben mir.

Das Paar das ein Gleis weiter sitzt.

Die Züge die an- und abfahren.

Selbst die stetig weiter tickende Uhr.

Es ist als ob sie mich provoziert und auslacht.

Als wolle sie sagen: " Schau mal her, die Zeit vergeht... Ich ticke weiter. Die Zeit hält nicht für dich an. Du sitzt hier und verschwendet deine Zeit mit all diesem Leid und Schmerz und niemand wird dir diese Zeit je zurückgeben können."

Und das stimmt, das bin ich mit bewusst.

Doch hast du schonmal versucht ein Waldfeuer mit einer Sandschaufel zu löschen ?

Ich denke das würde genauso wenig bringen wie mir klarzumachen das meine Zeit auch nur begrenzt ist.

Und trotz allem was passiert und passiert ist, trotz dem Chaos in mir, trotz dem Verlangen zu schreien und weinen.

Sitzt das Mädchen mit der Brille still und ruhig am Bahnsteig und wartet bis der Zug kommt.

Mein Leben mit DepressionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt