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Lustig, wie manches so laufen kann...im einen Moment ist alles toll und im nächsten Moment geht alles kaputt.

Es ist kalt, obwohl es eigentlich heiß ist. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich kann mich nicht bewegen, wieso kann ich mich nicht bewegen? Zwei Gesichter beugen sich über mich, sie sind weit weg und doch so nah. Ihre Münder scheinen sich zu bewegen, aber ich kann nichts hören. Was ist hier los?

"Hier war es." Ich zeige auf die Stelle am Standstreifen, an der gestern der fremde Tourbus gehalten hat. Ich bekomme Gänsehaut, allein vom Gedanken daran. "Was hat der Kerl gesagt?" fragt mich Danny. Gestern Abend habe ich den anderen noch von dem "Überfall" erzählt, Danny wollte das ich ihm die Stelle zeige, an der es passiert ist. Lu wollte mitkommen.
"Er wollte mich mit nach Las Vegas nehmen..." antwortete ich. "Und da bist du weg gelaufen?", fragte Lu jetzt. Ich nickte. Die Geschichte kannte sie doch. "Ich hatte eben Angst..." - "Ist okay, Anna." Danny lächelte mich leicht an. "Lass uns zurück...es ist mega heiß..." meinte Lu entnervt und drehte sich zum gehen um. Danny folgte ihr, ich wollte auch gerade gehen, als ich plötzlich dieses Auto sah.

Es war rot und schnell. Und es fuhr direkt auf mich zu. Auf einmal hörte ich einen Schrei. Es war nicht meine Stimme. Es klang wie Lu...aber von weit weg. Dann war da der Schmerz. Er kam von überall her. Und dann spürte ich nichts mehr...es ging alles so schrecklich schnell. Wo war nochmal oben und wo unten?

Ich sah Danny und Lu an, oder sah ich an ihnen vorbei? Ich wusste es nicht. Weshalb verstand ich nicht was sie sagten? Hilfe...Hilfe...ich wollte die Worte sagen, aber es ging nicht. Ich bekam Panik. Der Schmerz wurde mit einem mal wieder immer mehr und meine Atmung beschleunigte sich. Die Luft...ich bekam keine Luft...Hilfe...

Dannys POV
Ich hörte nur Lus Schrei und drehte mich zu Anna um. Es ging alles viel zu schnell. Wie in Schockstarre sah ich zu, wie das Auto sie erwischte. Offenbar hat der Fahrer die Kontrolle über den Wagen verloren.

Lu rannte an mir vorbei auf das Auto zu. Anna lag regungslos auf der Motorhaube. Sie schaute in den Himmel, ihre Augen waren offen, aber bewegten sich nicht. Wie von Maschinen gesteuert folgte ich Lu. "Anna? Anna?!" Lus Stimme klang immer Verzweifelter. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und rief den Krankenwagen. Wieso muss nur immer etwas passieren? Ich starrte geschockt auf den seltsam verformten Körper des Mädchens. Eben hat sie noch mit uns geredet und jetzt...meine Sicht verschwamm von den Tränen, die sich in meinen Augen bildeten.

Annas POV
Plötzlich beugte sich noch eine dritte Person über mich. Sie sah genauso aus wie ich...sie flüsterte mir zu, dass ich jetzt ruhig bleiben soll. Und das sie mich nicht allein lässt. Ich konnte sie verstehen. Sie sah genauso geschockt aus, wie Danny und Lu, aber ihre Stimme klang stark. Und als sie leise anfing zu singen habe ich all die Schmerzen vergessen. Das Lied erkannte ich sofort, 'Superheroes'. Ich sang es für mich selbst...ich wollte, dass ich wach bleibe. Dass ich mich auf mich konzentriere. Auf mich und das Lied. Auch wenn ich gerade erstickte, wahrscheinlich an meinem eigenen Blut, es gelang mir. Ich blieb wach. Es gab nur mich und meine...Seele? Was sollte es auch sonst sein? Anna nahm meine Hand. Unsere Hände waren beide kalt und mit einem mal fielen mir die Augen zu.

Dannys POV
Lu versuchte ziemlich alles um Anna wach zu halten, bis der Krankenwagen kam. Aber Anna schien bereits woanders zu sein, sie sah weder Lu noch mich an, es war eher etwas zwischen uns, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Nach kurzer Zeit vetkrampfte sich ihre linke Hand, als würde sie etwas festhalten wollen. Und dann kam das Blut...es lief aus ihrem Mund. Ich bekam Panik und Lu starrte mich an. "Gib mir dein Taschenmesser!" ich tat es, ohne nachzufragen. Ich vertraute Lu.

Sie tastete etwas an Annas Hals ab und begann dann zu schneiden. Ein Luftröhrenschnitt, soweit ich weiß. Von dem Blut, das aus dem Schnitt quoll wurde mir schlecht und ich musste mich umdrehen, als Lu auch noch in das Loch griff und mit einen Kugelschreiber darin herum hantierte. Aber immerhin begann Anna wieder zu atmen und ich konnte endlich den Krankenwagen aus der Ferne hören.

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So das ist mal ein ganz anderer Eintrag. Wir werden sehen, was noch passiert.

Tourbus TagebuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt