Satellites

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She's another victim of life we've come to know...

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich in den Tourbus gekommen bin. Ich weiß nur, dass ich jetzt ganz hinten am Fenster saß und raus schaute. Wir waren auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich sah zu, wie die Bäume und Felder an mir vorbei rauschten...niemand sagte was. Es war erdrückend still. Hin wieder ein flüstern, mehr nicht. Ich wandte meinen Blick von der Landschaft ab und sah zu den anderen. Wenn ich mich nur irgendwie bemerkbar machen könnte...

Technology, celebrity, all the things you cannot hold...

Mein Blick wanderte zu Danny und ich sah zu, wie er schon wieder einen Schluck Whiskey trank. Ich seufzte und ging zu ihm. "Nein, Danny...sonst behalten die dich gleich mit im Krankenhaus, wegen einer Alkoholvergiftung. Und das wollen wir doch alle nicht.", ich drückte seine Hand, die die Flasche hielt, vorsichtig von ihm weg. "So ist gut..."

She's from a long lost tribe looking for the light or a friend to hold her hand...

Ich setzte mich neben Danny und lehnte mich an ihn. "Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll...weißt du, ich meine...wieso bin ich hier? Und nicht...naja...da wo ich hin gehöre. In meinem Körper vermutlich. Ich bin doch nicht tot." Und nach einer kurzen Pause fügte ich ein leises "Noch nicht..." hinzu.

She's doing the best she can...

"Ich vermisse zu Hause irgendwie. Geht dir das auch so? Und den anderen? Ich wünschte du könntest mich jetzt hören...ich wünschte, irgendjemand könnte mich hören. Wenn das mein Leben gewesen sein soll...Hilf mir, Danny. Wie komme ich wieder zurück?" Ich sah ihn verzweifelt an und er drehte seinen Kopf in meine Richtung. Er sah mir direkt in die Augen und ich schaute ihn erstaunt an. "Kannst du-...Kannst du mich sehen?" Hoffnung...doch noch im selben Moment drehte er seinen Kopf wieder weg und starrte in die Leere. Ich seufzte und schaute runter auf meine Füße...die pinken Chucks, die so fröhlich aussahen, als wäre nie was passiert. Jetzt lachten sie mich aus.

Seems that everyone we know's out there waiting by a phone, wondering why they feel alone in this life...

Ich sah wie Sarah auf Danny und mich zu kam. Besser gesagt, nur auf Danny. Ich stand schnell auf und sie setzte sich auf die Stelle, auf der ich eben noch gesessen hatte. "Oh Danny...", flüsterte sie und umarmte ihn. Ich lächelte leicht und wollte gerade etwas sagen, dann fiel mir ein, dass mich sowieso niemand hörte, also ließ ich es bleiben.

Are we all just satellites?

Wir kamen am Krankenhaus an und ohne auf die anderen zu warten lief ich rein. Höchstwahrscheinlich war ich auf der Intensivstation...meine Vermutung sollte sich bestätigen. Als gerade eine Schwester aus der Station kam, schlüpfte ich durch die geöffnete Tür und lief zum Schwesternthresen. "Hallo? Können Sie mir sagen, wo ich-...eh...Anna-Sophie Waage liegt?" Die Schwester ignorierte mich eiskalt, doch dann viel es mir wieder ein. Die hören mich ja nicht.

Where's the love, show me tonight...

Ich drehte mich um und sah Lu. Sie saß vor einer geschlossenen Zimmertür und sah völlig fertig aus. "Lu!", ich lief zu ihr und umarmte sie. "Ist okay...alles wird gut." Als ich hinter mir Schritte hörte, machte ich schnell einen Schritt zur Seite. Danny umarmte sie fest. Flavia und Miri kamen auch dazu. Und dann der ganze Rest. Es war schwer, nicht wahrgenommen zu werden. Die zu sein, die daneben steht. Warum kann nicht alles wieder so sein, wie gestern? Als wir Army Of Angels gesungen haben. Das war schön...Ich nutzte jedenfalls dann die Glegenheit der ungestörtheit und öffnete meine Zimmertür einen Spalt, damit ich rein konnte. Was ich dort sah, schockte mich.

For all we know life's just a dream, who the hell knows what it means?...

Überall waren Schläuche, Kabel und noch mehr Schläuche. Das ständige Piepen der Geräte und dann war ich da. Beatmet und gestützt. Schrauben ragten aus meinem rechten Bein und ich trug eines dieser seltsamen OP-Hemden. Es sah aus, als würde ich schlafen. Aber das tat ich nicht.

All her memories have been experienced through...high speed on a video screen, that's all she ever knew...

Meine Haut war so blass. Und alles sah so unreal aus. Vorsichtig trat ich an mein Bett und nahm meine Hand, in der sich eine Kanüle befand, die zu einer Infusion führte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass dieser Körper, der da vor mir lag, mein eigener war. Kalt, blass und verkabelt und verschlaucht.

Did you know none of it's real if you can't feel the beating of someones heart...

Ich schluckte und meine Sicht verschwamm von den Tränen in meinen Augen. War es erlaubt um sich selbst zu weinen? Ich wischte mir die Tränen weg. Nein, es gibt wichtigere Dinge. Wichtigere Leute...
Ich wusste nicht, was die anderen so lang draußen machten, aber ich war froh in diesem Moment einmal allein zu sein...wie gern wäre ich jetzt zu Hause gewesen. Wie hätte ich ahnen sollen, dass die schönsten Wochen meines Lebens, zu den schlimmsten werden könnten? So leicht wendet sich das Blatt. Und wer zu letzt lacht, lacht am besten.

Don't leave yourself in the dark...

Tourbus TagebuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt