Kapitel 4

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~Caught up in a way that you played my heart~


"Was? Aber ...Ich...ich...bin doch...Meine Gesundheit ..."

Die unerwarteten Neuigkeiten überspülen mich wie ein Welle, die meine Welt in Chaos versenkt.

"Ihre gesundheitliche Verfassung ist stabil, weswegen wir Sie getrost nach Hause schicken können."

Seine Stimme ist apathisch, doch in seinen Eulenaugen lese ich die Provokanz, die mich schweigsam zum Rückschlag herausfordert. Er weiß, er hat gewonnen.

Hinter ihm meldet sich die Blonde zu Wort.

"Zu Hause bei Ihrer Familie werden sie in kürzester Zeit zur Genesung kommen. Und auch die Erinnerungen werden schneller zurückkehren, wenn Sie erst wieder richtig aufblühen. Sie werden sehen, Catherine."

Obwohl ich der Tatsache ins Angesicht schauen sollte, sind da so viele Dinge, die ich erwidern möchte.

Ich kann nicht zu diesen fremden Menschen. Diese Menschen, die mich besser kennen, als ich mich selbst.

Ich kann nicht zu meiner Familie, deren Namen ich nur mit Mühe in meinem Gedächtnis verwahren kann. Und ich kann nicht zu meinem Geliebten, für den ich längst keine Liebe mehr empfinde. Und dann ist da auch noch dieser Fremde ...

Doch die Worte bleiben mir auf der Zunge haften und ich muss mich zu meinem eigenen Übel geschlagen geben.

"Es ist doch das, was Sie wollten. Dass Ihre Erinnerungen zurückkehren." Als ich nicht antworte, schiebt der Arzt hinter her: "Habe ich denn nicht recht?"

Die Begierde der Genugtuung ist kaum zu überhören. Aber diese Bestätigung wird er mir nicht abverlangen können.

"Was ich wollte?" Ich lache hysterisch auf. "Was ich wollte? Das hier bestimmt nicht!"

Zugegeben, das war bestimmt nicht mein bester Konter, dennoch verspüre ich ein befreiendes Gefühl und das Andrenalin, das sich wie ein Lauffeuer durch meinen Körper bahnt. Ich soll gehen? Diesen Gefallen tue ich ihnen nur allzu gerne.

Mit wilder Entschlossenheit springe ich auf die Beine, um zu verschwinden.

Die Kälte des Bodens schmiegt sich an meine nackten Füße und entrüstet starre ich auf den weißen Kittel, der mehr Haut preisgibt, als mir beliebt.

Unter anderen Umständen wäre es mir vermutlich nicht gleichgültig, in diesem Aufzug das Gebäude zu verlassen, aber mein innerer Entschluss treibt mich entschieden vorwärts zur Tür.

"Catherine, Catherine!" Ich halte den Türgriff bereits in meiner rechten Hand, als mich die Krankenschwester zurückhält. Ihre rot lackierten Fingernägel graben sich in meine Schultern. "Ihre Mutter wird gleich kommen und sie abholen" , sprudeln die Worte atemlos aus ihrem Mund.

"Ach ja stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass ich eine Mutter habe" , sage ich sarkastisch. "Kann ja schon mal passieren, wenn man seine Erinnerungen verliert. Habe ich recht?"

Aus mitleidigen Augen blickt sie mich an, öffnet ihren Mund, aber anscheinend fällt ihr dazu keine Erwiderung ein und ihre Lippen pressen sich zu einem schmalen Strich zusammen.

Erst jetzt bemerke ich die Tränen, die sich in meine Augen gestielt haben. Da das letzte, was ich möchte, ist, in Dr.Cornwalls Anwesenheit zusammenzubrechen, stürme ich hinaus auf den weißen Gang.

Meine Knie sind weich wie Pudding und ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Auf der Suche nach Halt schwanke ich zum Stuhl auf der anderen Seite des Ganges, presse meinen Körper an die kalte Wand, um mich aufrecht zu halten.

VergissmeinnichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt