000| Der Prolog

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Für manche war in den späten 70s alles gut. Hippie sein war in, Gras rauchen auch, ABBA gab Konzerte und Queen hatte gerade Don't stop me now veröffentlicht.
Für manche waren in den späten 70s alles scheiße. Die DDR stand noch, die Soviet Union auch, der kalte Krieg wurde immer kälter und Kennedy war tot.
Für Josefine Morel waren die späten 70s die wahrscheinlich schönste, schrecklichste, freiste, gefangenste, lebendigste und tödlichste Zeit ihres Lebens. Einige wenige würden sagen, sie hatte Glück gehabt, andere, sie hätte wohl das schlimmste aller Schicksale, klar war, dass alle auf sie zurückblicken würden, ohne ihren Namen, ihr Gesicht oder ihre Geschichte zu kennen, und sie als wichtigster Teil in einem hochkomplexen Spiel aus Zahnräder zu bezeichnen.
Nun, das war wohl jetzt etwas überspitzt dargestellt. Es würde keiner an sie zurückdenken.
Das klang jetzt etwas untertrieben. Ein Paar würden sich an sie erinnern, ein Paar würden ihr ihre Wichtigkeit anerkennen und ein Paar würden wissen, was sie getan hatte und welches Ausmaß es noch annehmen würde. Aber eben nur ein Paar.

Das magische Vereinigte Königreich hatte gerade einen neuen Zauberminister gewählt, nachdem der alte abgedankt hatte. Er war kurz darauf gesehen wurden, wie er überstürzt das Land verlassen hatte. Das beschrieb die Stimmung im Land ziemlich gut; Leute flüchteten übereilt, wichtige Persönlichkeiten mussten ausgetauscht und die Ruhe bewahrt werden.
So lief das schon eine Weile. An manchen Tagen wachte man auf und schon gab es einen neuen Minister, der noch schneller verschwand als der alte. Niemand wollte die Verantwortung in einem Staat übernehmen, in dem man gegen einen Feind kämpfte. Ein Feind, von dem man nicht wusste, wer er war und wer dazu gehörte. Alles, was man von diesem Feind hatte, war ein Synonym; du-weißt-schon-wer, aber das war das Problem; sie wussten nicht wer, und solang sie das nicht wussten, hatten sie Angst. Angst vor einem Namen.

Angst vor einem Namen, macht nur noch mehr Angst vor der Sache selbst.

Der dunkle Lord war dieser Name und dieser Feind, und der dunkle Lord war die Angst.
Zu seiner Schulzeit war der dunkle Lord mit einem Jungen befreundet gewesen, der immer behauptet hatte, damit ein Ritual funktionierte, musste man es auf einem Friedhof abhalten. Das war natürlich Quatsch, man brauchte nicht zwingend einen Friedhof, eigentlich machte sich eine Kirche am besten, wegen den hohen Wänden, aber dennoch hing er an der Idee. Vielleicht weil es ihn Spaß machte, seine Anhänger dabei zuzusehen, wie sie sich alle paar Minuten ängstlich umdrehten, weil sie dachten, jemand würde hinter ihnen stehen. Vielleicht auch weil er selbst gerne mit Gräbern drohte, war aber auch nicht wichtig. Jedenfalls stand der dunkle Lord auf einem Friedhof, und sah Greyback gelangweilt dabei zu, wie er einen Berg von Alraunenwurzeln herbei schaffte. Ähnlich wie Greyback wünschte sich der dunkle Lord, er wäre woanders, aber anders als Greyback wusste er, warum er hier war. Alles was Greyback wusste, ist das er noch mindestens zehn Kilogramm Alraunenwurzeln tragen musste.

Josefine Morel wollte ehrlich zu sich sein, sie wusste tief in ihr drin, das dies ihre letzte Nacht mit ihrem Sohn war

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Josefine Morel wollte ehrlich zu sich sein, sie wusste tief in ihr drin, das dies ihre letzte Nacht mit ihrem Sohn war. Es war eine schöne Nacht, sie saßen auf der Veranda, hörten sich leise eine Schallplatte der Muggel an und lachten. In Frankreich war es wie immer warm im Sommer, selbst zu so einer gottlosen Uhrzeit. Sie hatte spontan ihre Großeltern besucht und Krabat einfach mitgenommen.
Der Name Krabat kam aus einer preußischen Sage, die ihre grand-mére ihr immer vorgelesen hatte. Sie mochte den Namen, sowie sie die Sage mochte, und da ihr Ehemann keine Ahnung hatte, was sich die Muggel für Geschichten erzählten, stand dem Namen nichts im Weg.

Krabat tanzte gerade auf den Füßen ihres Großvaters; drehte sich mit ihm immer wieder im Kreis und sang laut das Lied mit, und brachte so seinen Urgroßvater zu lachen, der ihn hoch zog, um seinen Enkel fest an sich zudrücken. Krabat schlang seine Arme so fest um den Hals ihres Großvater, das Josefine schnell nach dem Photoapparat langte, der neben der Weinflache lag. Sie schoss ein Photo, dann ein zweites, und ein drittes, ehe sie sich zu ihrer Großmutter umdrehte, und ihr sagte: „Komm, stell dich dazu."

Die lachte nur, stand aber schnell auf, und schlich sich kichernd neben ihren Mann. Sie nahm ihm Krabat ab und lachte mit den beiden Männern in den Photoapparat. Wieder löste Josefine den Mechanismus aus, und Licht blitze auf, um den Moment festzuhalten. Jetzt stellt sich ihr Großvater hinter sie und stupste sie an: „Los, mach ein Photo mit deinem Sohn."
Krabat sprang in ihre Arme und Josefine konnte sagen, das sie in ihrem Leben wahrscheinlich nie glücklicher war, als in diesem Moment, und das sie nie unglücklicher war, als im nächsten, denn als das Blitzlicht des Photoapparaten erlosch, erlosch alles Licht und das einzige, das sie tun konnte, war ihren Sohn, ihren lieben, kleinen Krabat, noch näher an sich zu drückten.

Denn das nächste, das sie sah, war nichts, und noch ehe sie starb, wusste sie, das sie tot war.

The Joker // HP FanFiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt