003| Hogwarts

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Die erste Etappe (das unerlaubte Entfernen) klappte überraschend gut, aber ab da ging es nur noch bergab. Erst war beiden klar geworden, dass sie keine Ahnung hatte, wo die Hall war, dann fanden sie die Koffer nicht.

Als Retter in der Not stellte sich ein Geist heraus (er nannte sich Peeves, was bei Anne aufgrund des fehlenden Nachnamen einen Würgreflex auslöste) heraus, der nach vielen Murren in die richtige Richtung zeigte.

Bei den Koffern erwartete sie aber ein böse Überraschung. Ein großer dünner Mann (mit dem schlechtesten Modegeschmack, den man im Vereinigtem Königreich fand) stand  zwischen ihnen und den Koffern. Ihm rutschte das zweite Mal an diesem Tag das Herz in die Hose, als er links und rechts von ihm Brutus und Merlin sah.

„Scheiße", rutschte es Anne raus.

Brutus kratzte sich am Hinterkopf. „Kann man so sagen."

Der Blick von dem Mann offenbarte... nichts.

„Meine Lieben," trällerte der Mann mit den scheußlichen Klamotten, „da ihr leider eure Zeremonie verpasst habt, muss ich euch bitten mir zu folgen."

Dann machte er kehrt und legte ein schnelles Tempo vor. Brutus und Anne versuchten mit gesenkten Köpfen mitzuhalten, während er und Merlin es nicht eilig hatten.

Sie sprachen die ganze Zeit nicht. Anne und Brutus hatten wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen und dachten, mit Stille wäre man nicht ganz so Böse auf sie. Krabat hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dass er nur dann sprechen würde, wenn er auch wirklich was zu sagen hatte, und Merlin schien die Stille zu genießen.

Als sie gerade eine Treppe hinaufstiegen, die auf einmal hinter einem Adler aufgetaucht war, sprach Merlin doch noch: „Ich bin in Ravenclaw."

„Glückwunsch", sagte Krabat, weil es ihm wichtig war das Merlin das wusste, „aber was heißt das?"

Merlin zuckte mit den Schultern. Sie stiegen die letzte Stufen zu einer großen Holztür hinauf.
„Hoffentlich nicht, das ich die Klamotten von dem Mann da anziehen muss." Lachend gingen sie durch die Tür.

Das Büro war voll und unaufgeräumt. Krabat störte sich daran. Vater hatte immer darauf bestanden, dass sein Zimmer sauber war. Jeden Abend musste alles an seinem Platz sein. Das Bett war gemacht, der Stuhl zum Bett hin ausgerichtet mit den Klamotten, die er Morgen anziehen würde, auf seinem Schreibtisch lag nichts mehr und in seinem Schrank hatte alles seinen Platz. Vater hatte ihm sogar ein Versteck in der Decke gezeigt (eine Art doppelter Boden), wo er das verstecken sollte, von dem er wusste, das sein Vater (oder jeder andere Erwachsene) es nicht gerne sah.

Vater stand in der letzten Ecke des Büros. Arme verschränkt, mit zusammengekniffen Augenbrauen und Lippen zu einem dünnen Strich gezogen. Er sah über ihn hinweg zur Tür. Die schwarze Klamotte, die er trug sahen nicht aus, als würden sie ihm gehören. Generell sah Vater nicht aus wie Vater, eher wie die gemeine, verbissene Version von ihm, mit der Krabat Hausaufgaben gemacht hatte, nicht wie die Version, für die er Morgens Brötchen holen gegangen war.

Merlin sah Brutus von der Seite an. Brutus flüsterte etwas zu Anna. Anna wich allen Blicken aus. Vater starrte die Tür an. Der alte Mann setzte sich hinter den Schreibtisch und Krabat verlor das Interesse.

Irgendwann spürte er, dass seine Taschenuhr vibrierte. Als er wieder von ihr hoch sah, schaute er Merlin ganz langsam in die Augen. Merlin nahm den Ellenbogen aus seiner Rippe. Dann trat Krabat nach vorne und setzte sich auf den klapprigen Stuhl.

Anna's Umhang war trocken und etwas Grünes schimmerte jetzt da, wo vorher nichts war. Er hoffte, dass war etwas gutes. Vater starrte jetzt nicht mehr die Tür an, sondern ihn.

Der letzte Kopf für dieses Jahr. Bist wohl etwas spät dran, was? Aber, nun gut. Hast du einen Favoriten?

Er schwieg.

Nicht der gesprächigste, der Junge. Aber ich kann das auch alleine. Wie wäre es mit Gryffindor? Nein, Mut steht dir nicht gut zu Gesicht. Pflichtbewusstsein da schon eher. Also Slytherin? Auch nicht. Jemanden zu hintergehen gefällt dir nicht, dann lieber anstrengend, aber ehrlich. Ein kleiner Freigeist bist du, das muss man dir lassen, aber dennoch... In Ravenclaw würdest du untergehen! Du biegst die Realität nicht, niemals, würdest aber sämtliche Regel biegen für die richtige, deine richtige Realität. Ein Hufflepuff vielleicht? Ja, Gelb würde dir stehen.

Krabat war abgelenkt. Er hörte den Rest nicht. Dann schrie der Hut.

Die Frau in Gelb klatschte am lautesten, hatte ihm Merlin irgendwann mal erzählt. Er war abgelenkt gewesen. Womit wusste er nicht so genau.

Der Mann hinter dem Schreibtisch sagte noch etwas. Vater starrte wieder auf die Tür. Merlin nickte ihm zu, als er mit einem Zwerg durch die Tür verschwand. Vater folgte ihm, hinter ihm Anne und Brutus. Ein bisschen sahen sie aus, wie die Zinnsoldaten in Stephens Zimmer.
Die Frau in Gelb lächelte ihn an. Er beschloss, dass sie aussah wie Mrs. Scott, also mochte er sie.

„Hast du dir die Reihenfolge gemerkt," fragte sie, als sie vor den Fässern standen. Krabat nickte. Sie lächelte wieder und er dachte sich, dass er ihr Lächeln bestimmt ertragen konnte.

The Joker // HP FanFiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt