⌜𝟐⌟

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⌜(ν/и)ѕ ѕιϲнτ⌟

„Warst du wieder zu Hause?"
Furlan stand mitten im Raum und fegte den Boden, als ich durch die Tür kam. Er schenkte mir ein leichtes Lächeln und stützte seine Hände auf das Ende des Besenstiels und legte sein Kinn auf seinen Handrücken ab.

Ich nickte. „Ja."
Auch ich versuchte mich an einem Lächeln und rieb mir über die Augen. So sehr meine Augen vorhin getränt hatten, so waren sie jetzt wie ausgetrocknet. „Drecksloch", zischte ich und zwang mich dazu aufzuhören über meine Augen zu reiben, um sie nicht noch weiter zu reizen.

„Kannst du laut sagen."
Er seufzte und fegte den Dreck an mir vorbei, aus der Tür hinaus. Wo sollte man den Dreck auch sonst entsorgen? An die Oberfläche durften wir nicht und die Militärpolizei war nicht so zuvorkommend, um den Müll und Dreck mit nach oben zu nehmen.

Ich lief in mein Zimmer, welches ein Bett, sowie einen Schrank besaß. Ziemlich klein, dafür leicht sauber zu halten und für mich vollkommen ausreichend. Viel zu beschreiben gab es nicht. Mein Schrank stand in der einen Ecke und mein Bett in der anderen.

Vor meinen Schrank angekommen, zog ich die Tür auf und kramte eines der Tücher heraus, die ich selbst genäht hatte. Es war schwer gewesen an Nadel und Faden heranzukommen. Ich hatte es jedoch auftreiben können, doch leider reichte Faden nicht bis in die Ewigkeit und so konnte ich weiter nichts mehr machen.

Um meine Nase halbwegs zu befreien, putzte ich sie mir. Das war die einzige Verwendung, die diese Tücher hatten. Glücklicherweise hatten wir hier unten im Untergrund einen Brunnen, der zwar nur verschmutztes Wasser hergab, aber mir somit die Möglichkeit gab, die Tücher immer wieder auszuwaschen.

Ich hatte keine Möglichkeit immer wieder neue zu benutzen, da besagter Faden fehlte und wo ich die Nadel hingetan hatte, wusste ich auch nicht mehr. Mir blieb also nichts anderes übrig.

Gerade als ich mein Tagebuch auf mein Bett schmiss und mich ebenfalls setzen wollte, hörte ich die Tür auffliegen und daraufhin schockierende Laute.
„Isabel!"

Alarmierend lief ich aus meinem Zimmer heraus und sah eine Isabel, die mit wutverzerrtem Gesicht im Raum stand. In ihren Augen schimmerten Tränen.
„Was ist passiert?!", fragte ich besorgt und kam auf sie zu. Ich legte meine Hände auf ihre Schultern und guckte sie abwartend an.

„Diese Arschlöcher haben mir einen meiner Zöpfe abgeschnitten!", fauchte sie und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. Jetzt fiel es mir auch auf und ich verzog verärgert meinen Mund.
„Welche Arschlöcher?"

Isabels, Furlans, sowie mein Blick huschten zu der Person, die am Tisch saß und das Geschirr abtrocknete.
„Dieser Walter und seine komischen Kauze!", rief Isabel und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Die haben mich einfach an den Schultern gepackt und dann mein Haar grob abgeschnitten."

„Deine Haare wachsen wieder nach, Isa. Das ist scheiße, natürlich, aber lass dich davon nicht unterkriegen. Die werden das schon noch bereuen", versuchte ich sie zu beruhigen und fuhr auch ihr durchs Haar. „Ich schaue mal, was sich da machen lässt, ja?"

Ich merkte zwar immer noch die immense Wut in ihr, dennoch nickte sie. „Solange es besser wird als das..."
„Wird es", versicherte ich ihr und nahm sie an die Hand. Ich zog sie in das Bad, welches wir uns alle teilten und kramte die Schere heraus, die auf einer Kommode lag. „Die werden Augen machen, wenn sie sehen, dass du mit kurzen Haaren besser aussiehst, als sie selbst."

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Später, als Isabel und Furlan bereits am schlafen waren, saß ich auf dem Sessel im Hauptraum und las meine Einträge von Anfang an. Das tat ich immer dann, wenn ich nicht schlafen konnte.
Und sobald ich bei der Seite ankam, in der die Gute-Nacht- Geschichte geschrieben steht, die meine Mutter mir immer erzählt hatte, legte ich es beiseite und versuchte erneut einzuschlafen.

⌜γου οи мγ ѕι∂є ιѕ αℓℓ ι иєє∂⌟ ˡᵉᵛⁱ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt