Ein Alltags (Selbst)Mord

38 1 1
                                    


12.Juni.2016
11:55
Tim bloodwill

Ich lehnte lässig am Brückengeländer und betrachtete nachdenklich den noch brüh heißen Kaffee in meiner Hand wärend ich grinsend ihre Worte wiederholte "Du studierst Computertechnik? Du siehst eher aus wie.... " ich unterbrach mich selbst und trank einen schluck wobei ich zu bemerken glaubte das sie grinsen musste. "...wie eine Sportstudentin."
Was ich allerdings nicht gewusst hatte war, das sie mir, als ich nicht hingekuckt hatte, Scopolamin, die kolumbianischen Wahrheits- und Hypnosedroge Nummer eins, in meinen Kaffee gegossen hatte. Es ist legal etwa 100 Miligramm zu kaufen oder zu besitzen doch das genügt bereits um mit dem weißen, kokainähnlichen Pulver jemanden umzubringen. Doch mich damit zu töten war nicht ihr Plan gewesen stattdessen kann das Hypnosepulver auch dazu dienen die Opfer gänzlich willenlos zu machen. Mit der richtigen Dosis wirkt ein Scopolamin-Trip wie eine tiefe Trance, die äußerlich praktisch nicht auszumachen ist. Der "Patient" spricht ganz normal, sieht wach und unbetrübt aus. Doch trotz des normalen Erscheinungsbilds und der klaren Sprache ist ein Scopalamin-User seinen Mitmenschen völlig ausgeliefert, denn er befolgt jeden Befehl mit höchster Zuwendung. So war nun auch ich völlig willenlos und erwartete ihre Befehle. Sie kam vorsichtig auf mich zu und wies mich herausfordernd an auf die brüstung der Brücke zu steigen, zwar war es mir in diesem zustand unmöglich zu begreifen was sie vorhatte, aber wäre ich bei verstand gewesen wäre ich überrascht gewesen über die Raffinesse mich einen Selbstmord ausführen zu lassen, doch so stieg ich nur stumm auf das Geländer. Sie setzte sich schmunzelnd neben mich auf die brüstung und klammerte sich mit ihren behandschuhten Händen fest, leise säuselte sie mir zu "Dein Leben ist wertlos und du erträgst es nicht länger unter den Lebenden zu weilen, du wirst dich von der Brücke stürzen wenn die Kirchenuhr gleich 12:00 uhr schlägt und wenn du wiedererwartend nicht diereckt beim Sturz sterben solltest so führst du deinen schnellen tot andersweilig her." sie schenkte mir, dem blond gelocktem Jüngling ein herzliches lachen ehe sie mit beschwingtem schritt in den Menschenmassen hinter mir verschwand.

Nur Minuten später stand ich auf der Brüstung der Brücke und blickte gleichgültig in den reißenden Fluss hinunter. Ich ließ mich unter besorgten Passanten schreien in die tief fallen, der warme Frühlingswind zerrte an meinen Kleidern ehe mein willenloser Körper, für immer, in den fluten versank.

Mord im AffektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt