Kapitel 9 - Tränen & Sand

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Ihr Körper war von dem Anblick vor ihr wie gelähmt

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Ihr Körper war von dem Anblick vor ihr wie gelähmt. Arabella starrte auf die Massen von rieselnden Sandkörnern, die plötzlich aus allen Seiten in den Gang flossen. Mit einem steinernen Scharren hatten sich schräg angelegte Öffnungen offenbart, aus denen nun Unmengen von Wüstensand in den engen Gang vordrang und ihn in einer rasenden Geschwindigkeit flutete. Der sich nach unten windende Schacht offenbarte sich als ausgeklügelte Todesfalle, die sich jetzt alle mit wachsender Panik nach oben kämpften.

„Worauf warten Sie! Laufen Sie! LOS DOCH!", brüllte Gates, über dessen Kopf sich ein Schwall Sand ergoss und seinen Anblick damit aus ihrem Blickfeld wischte, bis er sich weiter nach vorn kämpfte. Innerhalb weniger Momente konnte sie kaum noch einige Meter weit sehen, überall war nichts als Sand.

Direkt vor Arabella öffnete sich ein Zufluss und der Schwall sie aus Reflexzurücktaumeln. Mr. Thornten griff sofort nach ihrem Oberarm, um ihr Halt zu geben, während er sie zeitgleich bereits nach hinten zerrte.

Alles in ihr schrie nach Flucht. Doch ihr Körper wollte ihr nicht recht gehorchen. Er war steif und schwer vom Schock. Arabella konnte es einfach nicht glauben. Das alles war wie ein Albtraum oder einer der weltfremden Filme in den Theatern. Doch sie saß nicht in einem bequemen Sessel, sicher vor den Schrecken auf der Leinwand – sie war mittendrin!

„Onkel Albert!", schrie Arabella über den plötzlich enormen Lärmpegel hinweg. Obwohl nur wenige Meter sie getrennt hatten, erschien es ihr wie eine ganze Unendlichkeit. Das Rauschen des Sandes vermischt mit den Schreien und dem Stöhnen der Männer vermischte sich zu einem Dröhnen, dass kaum ein Wort verständlich machte.

Hilflos sah sie zu, wie ihr Onkel, Mr. Gates und Kaphiri sowie die Arbeiter sich durch die wachsenden Dünen kämpften und versuchten, mit erhobenen Armen ihr Gesicht und ihre Augen zu schützen. Man konnte sehen, wie schwer es ihnen fiel, sich von ihrer ungünstigen Lage am Tor der Kammer durch die rasch wachsenden Berge zu kämpfen. Sand, der einem in einer Hand durch die Finger rieselte, wog in seiner Masse plötzlich Tonnen und drückte ihre Körper nieder, behinderte ihre Schritte und machte sie gefährlich träge. Jeder weitere Schritt war ein Kampf ums Überleben.

„Los, wir müssen hier sofort raus!", herrschte Mr. Thornten die junge Frau indes an und zog sie bestimmt den Gang nach oben, doch Arabella wehrte sich gegen den harschen Griff.

„Mein Onkel! Onkel Albert!", schrie sie, während ihr Tränen in die Augen stiegen. Ihre Sorge ließ ihre Gedanken drehen und sich immer wieder überschlagen. Ihr Onkel war doch viel älter als sie und kein starker, junger Mann mehr! Arabella fürchtete um sein Leben, mehr vielleicht noch, als um ihr eigenes.

Einer der Arbeiter schaffte es schneller nach oben, stieß in seinem Überlebensinstinkt sogar nach Thornten und Arabella und stürmte an ihnen vorbei, wo er sich Sicherheit erhoffte.

Mr. Gates und Mr. Kaphiri hatten es inzwischen ebenfalls geschafft, sich mit Mühe und Not nach vorn zu kämpfen, wo sie an den beiden vorbeidrängten. In dieser Situation, zwischen Leben und Sterben, dachte kaum jemand noch an Höflichkeit oder Rücksicht.

Der Namenlose KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt