"Ich hatte Angst vor dir..."

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Rosé:

Ich blinzelte und blickte auf einen atemberaubenden Sternenhimmel. Ich sah mich um und erblickte ihn. Kurz runzelte ich etwas verwirrt die Stirn, doch dann setzte ich mich zu ihm. Ich traf ihn immer weniger, so als würde er langsam verschwinden.

„Weißt du was...", seine Stimme war kaum mehr ein flüstern. Er nahm meine Hand und ich erschauderte. Seine Hände waren so warm und stark. Zum Glück war es zu dunkel, um zu erkennen wie rot ich wurde. "Was denn?", flüsterte ich zurück und lehnte meinen Kopf etwas näher an seinen. Es dauerte eine weile, bevor er fortfuhr, „Ich habe auch vor ein paar Sachen angst...", flüsterte er mir ins Ohr und blickte dann nach oben zu den Sternen. Ich drehte erstaunt meinen Kopf zu ihm und konnte die Silhouette seines Gesichtes im Mondschein sehen. Ob er das ernst meinte? Etwas verunsichert, weshalb er mir das erzählte lehnte ich mich vorsichtig wieder an ihn und folgte seinem Blick. "Und vor was hast du Angst?", fragte ich ihn neugierig und schluckte. Ob er mir antworten würde, wusste ich nicht.

Der Himmel war voller Sterne. Es war eine wunderschöne Nacht. Eine warme Brise wehte mir meine Haare in das Gesicht. Er zog mich näher an sich und deckte mich mit einer Decke zu. Mein Atem ging schneller und ich erstarrte. Ein Lächeln konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. Es war kälter geworden, doch uns beiden machte das nichts aus. Ich entspannte mich langsam wieder und kuschelte mich etwas an ihn.

„Ich habe Angst vor Stinkwanzen. Und davor...", flüsterte er und ich musste kichern. Stinkwanzen. Das hätte ich nicht erwartet. Er zögerte für einen Moment, setzte dann jedoch leise fort, „und ich habe angst...alle Menschen zu verlieren die mir wichtig sind. Das sind nicht viele, Rosé, nicht viele die mir so sehr bedeuten, dass ich davor Angst habe sie zu verlieren. ", er verstummte und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich war überfordert von seinen Worten. Ich nahm seine Hand, wusste nicht so recht was ich ihm sagen sollte. Seine Hand umschloss meine fast vollkommen. In mir breitete sich ein so angenehmes Gefühl aus. Trotz meiner Versuche, das kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren, konnte und wollte ich es nicht. Er hatte sich mir geöffnet. Ein so starker Mann, der wohl vor nichts zurückschreckte, hatte mir aus tiefstem Herzen vertraut.

Ich atmete tief durch und schloss meine Augen Mein Herz pochte so stark, dass ich angst hatte, er würde es hören. Ich zögerte, doch dann nahm ich all meinen Mut zusammen.

"Ich hatte Angst vor dir.", flüsterte ich und sah hinab auf unsere verschränkten Hände. Nun raste mein Herz und mein Gesicht war erhitzt. Er hatte die Luft angehalten und ich spürte wie diese Worte ihn trafen. Aber wenn das hier überhaupt jemals eine gute Freundschaft oder was auch immer werden sollte, dann mussten wir ehrlich miteinander sein. Wir mussten uns vertrauen können und uns verstehen können. "Eigentlich habe ich manchmal noch Angst vor dir", rutschte es mir raus und ich schluckte. Mein Mund war staubtrocken und meine Hände fingen an zu schwitzen. Vielleicht hatte ich damit ja nun endgültig alles ruiniert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fing er verärgert an zu brummen und zog mich noch näher an sich, so dass ich seinen muskulösen Körper an meinem Rücken spürte. Sein heißer Atem hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Körper. Mein Herz machte einen Sprung, als er seine Arme um mich schlang und mich so nah wie es nur möglich war an sich drückte.

"Vielleicht solltest du das auch manchmal haben...", flüsterte er niedergeschlagen und seufzte in meinen Nacken. Ich spürte wie es ihn traf, ich spürte seinen schnellen Herzschlag, seine starken Arme um mich und seinen heißen Atem. Und in diesem Moment fühlte ich mich zum ersten Mal sicher in seinen Armen. Es war ein wohliges Gefühl, was sich in mir breit machte.

"Es tut mir leid, Rosé", hauchte er in mein Ohr und zog die Decke bis zu meiner Nasenspitze. Er war niedergeschlagen, ich merkte das. Er hatte mich los gelassen und war kaum merklich etwas von mir weg gerutscht. Ich sah wieder hinauf zu den Sternen. Er schien es wohl nicht gewusst zu haben.

Ich wurde plötzlich so müde, meine Augen vielen immer wieder zu. Ich wollte ihn doch nur ein letztes Mal umarmen, doch es ging nicht. Meine Augen wurden immer schwerer, alles verschwamm vor meinen Augen und es wurde endgültig dunkel.

Sie und Er - Gefangen in ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt