The day after... (21.05.2023)

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Hello again in meinem Wattehirn, das immer noch dabei ist, die Eindrücke zu sortieren, die es am gestrigen Abend so sammeln durfte. Welche das waren, habe ich zum Teil schon in meiner Ankündigung geschrieben. Aber ich bin eigentlich auch eher hier, um den gestrigen Tag im allgemeinen zu resümieren und ihn für mich festzuhalten. Damit ich in 30 Jahren meinen Enkelkindern sagen kann, dass ihre Oma sich für einen Abend überwunden und aus der Versenkung aufgetaucht ist, um sich zu zeigen. Und wie toll es war. Doch ich greife wie immer vor.

Wie ihr euch vorstellen könnt, bin ich mit einem ganzen Bienenschwarm in meinem Bauch aufgewacht. Kaum war das letzte Zitat angekündigt und die Story bei Insta raus, wurde mir doch nochmal so richtig bewusst, dass der große Tag endlich gekommen war, von dem ich insgeheim lange geträumt hatte - obwohl ich das nie zugegeben hätte. Dazu muss man wissen, dass ich immer darauf bedacht bin, meine Erwartungen und Wünsche sowie Träume so klein wie möglich zu halten. Nur Träume, an denen ich auch bewusst arbeiten kann, die lasse ich groß werden. Aber das sind ja dann auch Ziele und weniger Träume. Vielleicht beides - I don't know.

Oh - huh - dieser Exkurs zu meiner Person war jetzt gar nicht so geplant. Aber gut, ich habe gestern so viel persönliches erzählt, da dürft ihr das gerne auch wissen, oder? Ich war also so richtig richtig aufgeregt, denn so im Mittelpunkt stehen, das mag ich eigentlich nur ganz selten. Und dann eher bei Menschen, die mich schon kennen. *lach* Doch ich habe ja einen Traum/ein Ziel: Irgendwann möchte ich meine Bücher verlegt sehen. Was auch bedeutet, dass ich ein bisschen aus meiner Komfortzone treten muss, um sichtbar zu werden. Der Mensch hinter den Zeilen will kennengelernt werden, sozusagen.

Doch ich kann nicht abstreiten, dass ich gestern nicht mehrmals vor meiner eigenen Courage zurückgeschreckt bin. So bin ich also durch meinen Tag getingelt, bin Malia auf die Nerven gefallen und hab ihr bestimmt noch ein paar graue Haare wachsen lassen. Das ist jetzt nichts, was sie nicht schon von mir kennen würde, aber gestern war ich wirklich wie ein Duracell-Häschen auf irgendwelchen Aufputschern. Sie hat trotzdem nicht die Geduld verloren, sondern mich stattdessen mit einem Traum zum Lachen gebracht, den sie gehabt hat.

Ich hoffe, sie ist nicht böse, wenn ich sage, dass ich schon gerne gesehen hätte, wie ich in dem hautengen roten Latexsuit von Britney Spears "Ooops, I did it again" - einem Ferdifuchs-Würstchen gleich - in ihrer Traumszenerie erscheine und ganz locker sage: "INDIANER! - Servus!" (Anmerkung der Redaktion: Aus "Schuh des Manitu" von und mit Michael Bully Herbig). Ich hab wirklich Tränen gelacht bei der Vorstellung und das hat den Druck auf meiner Brust ein bisschen gelöst. Weil ich mir dachte, wenn ich so in Träumen erscheine, kann ich mich ja praktisch nicht mehr blamieren. *ROFL*

Dieses Kürzel, auch darüber wurde gestern diskutiert. Die Beteiligten wissen das und können wahrscheinlich ahnen, warum ich es hier aufgreife. So ein kleiner Seitenhieb an alle, die finden, das Kürzel würden nur noch durch die Nutzung von "Alten" existieren. Joa, damit oute ich mich also auch als "Alte". *lach* Aber nach diesem Lachanfall ging es mir jedenfalls kurzzeitig besser. Ich habe auch nochmal meinen Text geübt und nochmal laut gelesen, um das Risiko für Verhaspler nochmal zu minimieren (Spoiler: Hat nicht komplett geklappt, war aber für mich noch im Bereich des Erträglichen). 

Ich habe mich also so gut wie es mir möglich war, trotz der lästigen Insekten in meinem Bauch vorbereitet und beschäftigt. Zwischendurch habe ich (neben den unzähligen Pipi-Boxenstops auf der Toilette) sogar an mein Klavier gesetzt und ein bisschen geübt. Wer mich näher kennt, weiß, dass ich nie Klavierstunden genommen habe und es mir mithilfe eines Buchkurses beibringe. Ich war tatsächlich ganz zufrieden mit mir, denn ich habe gestern eine neue Lektion abgeschlossen, die mir vorher sehr schwierig vorkam.

Wieso? Weil die Leadhand mitten im Musikstück wechselt. Also: Bisher war entweder die rechte oder die linke Hand diejenige, die die Leadstimme spielt und die andere untermalt das mit zugehörigen Akkorden. Gestern war da ein Wechsel von der Rechten auf die Linke und ich habe das ganz gut hinbekommen, ohne, dass mein Spieltempo eingebrochen wäre. Da war ich dann schon ein bisschen stolz auf mich, kann ich euch sagen. Aber gleichzeitig hat es mich darin bestärkt, dass ich durchaus in der Lage bin, mich in - für mich auf den ersten Blick schwierig lösbare - Situationen zu begeben und diese mit Bravour zu meistern.

Eigentlich weiß ich das ja auch. Ich vergesse es nur immer wieder, welche starke Person da so in mir schlummert. Wie auch immer. Jedenfalls hat mich das gestern nochmal gepusht. Ab da wollte ich dann endgültig, dass die Kamera angeht und ihr meiner Stimme lauschen könnt, egal, wie nervös ich bin und wie unwohl ich mich anfangs fühlen würde. So war es dann auch. Bevor die Lesung begann, zappelte ich auf meinem Klavierhocker, den ich als Bestuhlung gewählt hatte, damit ihr nicht meinen ultrabequemen, aber sperrigen Bürostuhl sehen musstet. Jeder konnte sehen, wie mir die Muffe ging.

Egal, wie sehr ich versuchte, ruhig zu sitzen, es gelang mir nicht. Na ja, ich denke, solche Dinge wirken vielleicht auch sympathisch. Authentisch zumindest. Ich bin halt keine Rampensau und es fällt mir nicht leicht, so im Mittelpunkt zu stehen. Aber das heißt nicht, dass ich dieses Unbehagen nicht überwinde, um mir einen Traum zu erfüllen. 😉 Die ersten Minuten der Lesung waren für mich also noch mit ziemlich viel Zaudern verbunden. Doch Malia hat mich da wirklich megagut durchgeleitet, sodass ich mich immer mehr beruhigen konnte.

Was leider nicht verhindert hat, dass ich mir einen Fauxpas leiste. EIGENTLICH war geplant, dass ich ein paar Hintergründe zu meiner Geschichte erzähle, bevor ich die erste Textstelle vorlese. Was ich vergessen habe. Mein innerer Sklaventreiber muss die Peitsche geschwungen haben, sodass ich einfach zu lesen angefangen habe. *lach* Das ärgert mich immer noch ein bisschen. Aber gut, hätte ich es euch jetzt nicht verraten, wäre das niemandem aufgefallen. Und aus Fehlern lernt man schließlich am besten. Beim nächsten Mal würde das nicht mehr passieren, denke ich - also, falls ich nochmal eingeladen werde. 😉

Nach dem Vorlesen der Textstelle wurde ich aber von den Anwesenden von Lob überschüttet und das hat mir die Nervosität dann fast komplett genommen. In der offenen Fragerunde wurde ich sogar etwas wie locker. Na ja, quatschen kann ich. *lach* Dabei habe ich dann eben auch Persönliches ausgeplaudert und zu meiner Überraschung fühlte sich das gar nicht unbehaglich an, sondern eher, als würde man mit Freunden irgendwo zusammensitzen und einfach labern. Das ist auch das Grundgefühl, dass ich jetzt im Nachhinein habe. Es war ein Abend unter Gleichgesinnten, die sich sogar gefreut haben, dieses Ereignis mit mir zu begehen. Kann ich nur weiterempfehlen.

Es war eins der schönsten Erlebnisse, die ich in meiner "Schreibkarriere" bisher haben durfte. Nicht, weil ich mich in den Vordergrund drängen durfte, sondern weil ich spüren konnte, dass euch meine Zeilen auf irgendeine Art und Weise berühren. Weil ich gefühlt habe, dass mein Weg zu schreiben, gar nicht sooo verkehrt sein kann. Weil ich Menschen offenbar begeistern kann, die mich bisher nicht kannten. Ich muss zugeben, dass ich gerade wässrige Augen habe. Wahrscheinlich hätte ich diesen Blogeintrag gar nicht gebraucht, um mich in 30 Jahren immer noch an diesen Abend zu erinnern, denn ich merke, wie ergriffen ich deswegen bin. Er hat sich bestimmt in mein Gedächtnis gebrannt. Doch trotzdem bin ich froh, das hier aufgeschrieben zu haben. Einfach, um den gestrigen Abend zu feiern. Euch zu feiern.

Vielen Dank für dieses grandiose Erlebnis
Sandra 

NotizbuchgekritzelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt