Kapitel 1

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"Wir leben, um dem Orden zu dienen. Der Tod in der Schlacht ist unsere Geliebte. Der Kampf unser einziges Kind. Wir zaudern nicht, wir wanken nicht. Sieg oder Tod. Wir sind die eiserne Legion des Reiches. Ave Thanatos, die Todgeweihten grüßen dich!", brüllte Graf Aurelius mit fanatischer Entschlossenheit. Der Ruf wurde von den Befehlshabern der Abteilungen aufgenommen, breitete sich auf die gewöhnlichen Paladine im Lager aus und kurze Zeit später war die Luft vom Gebrüll der Männer erfüllt, die wie aus einem metallenen Halse ihre Ordensphilosophie bekundeten. Doch an diesen Paladinen war ganz und gar nichts gewöhnlich. Voller väterlichem Stolz betrachtete Aurelius seine Untergebenen. Sie waren die besten des Reiches. Das wussten sie, das wusste jeder. Es wäre eine Beleidigung, sie gegen Aufständische oder mickrige Piraten zu entsenden. Die erste eiserne Legion wurde nur für wirklich schwerwiegende Situationen entsandt. In solch einer befanden sie sich nun erneut. Aurelius seufzte schwer, wandte sich zu seinem Zelt und gab Graf Darren das Zeichen, ihm zu folgen. Sie traten aus der Abenddämmerung in das hell erleuchtete Zelt des kommandierenden Offiziers, Graf Aurelius. Er diente schon lange als Befehlshaber der ersten eisernen Legion. Er kannte die Namen jedes Paladins unter seinem Kommando. Es half, dass er bereits weit über hundert Jahre mit ihnen diente und nur wenige in der Zwischenzeit den Tod gefunden hatten. Der Tod in der Schlacht. Bei dem Gedanken wurde Aurelius warm ums Herz. Es gab keine größere Ehre für einen Paladin des Mammutordens. Eines Tages würde es einen mächtigen Krieger geben, der Aurelius besiegte, doch dieser Tag würde nicht morgen sein. Er wandte sich Graf Darren zu: "Wie ihr seht und hört, sind die Männer bereit, ihre Pflicht zu tun. Der Rat wird sich um ein Problem weniger kümmern müssen."
"Eure Zurschaustellung von Fanatismus wirkt auf mich eher beunruhigend. Warum der Rat eure Unabhängigkeit von der allgemeingültigen Religion des Reiches billigt, ist mir ein Rätsel. Den Tod anzubeten...es widert mich an, das hinnehmen zu müssen", erwiderte Darren und rümpfte die Nase.
Aurelius schlug vor Wut auf den brusthohen Tisch mit Karten der umliegenden Landschaft, der sich zwischen ihnen befand und knurrte: "Ihr wagt es mich und meine Männer, die feinen Schnöseln, wie euch, vor den Grauen dort draußen bewahren, zu beleidigen? Die Paladine unseres Ordens schützen das Reich bereits seit der Gründung. Wir treten den Abscheulichkeiten entgegen, die eure erbärmlichen Ritter in Angst und Schrecken versetzen würden! Wir haben bereits haushohe Monster bekämpft, fliegende Ungetüme und dergleichen. Ihr widerum bekämpft zerlumpte, ausgemergelte Arbeiter, Frauen und Kinder", er schüttelte missbilligend den Kopf und starrte Darren in die Augen. "Und ich werde nicht dulden, dass ihr mich über die Traditionen des Reiches belehrt. Jeder kennt die weit verbreiteten Gerüchte über euch und eure Wölfe. Dass ihr euch an den Gefangenen vergeht und sie schändet. Vergewaltigung ist eine der Straftaten, die der Rat am Schwersten bestraft. Unsere Abweichung vom Rest des Reiches wird geduldet, wie ist es mit der euren?"
Darrens Augen verengten sich zu Schlitzen, er deutete mit seinem Finger auf Aurelius und sprach: "Ihr werdet eure Zunge hüten. Der Wolfsorden könnte die Fanatisten dort draußen in Stücke hacken. Der Rat hat mich als Kommandeur dieser Mission eingesetzt und ihr werdet mir gehorchen!"
Zähneknirschend nickte Aurelius und schluckte seine Empörung herunter. Darren hatte leider Recht. Aurelius musste ihm gehorchen.
"Wenden wir uns der besagten Mission zu. Die Horde der Kreaturen befindet sich vor uns in der Falle. Im Morgengrauen brechen wir das Lager ab und marschieren ans Ende der Schlucht. Zwischen uns und der Felswand wird die Horde aufgerieben werden", sichtlich zufrieden mit der Entwicklung der Mission lächelte Darren. "Das wäre dann alles. Ich lege mich in meinem Zelt zur Ruhe. Morgen zu dieser Zeit befinden wir uns schon auf dem Rückweg in die Hauptstadt. Endlich verlassen wir diese mörderische Hitze", sprach Darren und verließ das Zelt.
Aurelius nahm einige tiefe, verkrampfte Atemzüge und beruhigte sich von der Konfrontation. Seine Männer brauchten einen fokussierten Anführer. Er blickte sich im Zelt nach seinem Knappen um. Dieser saß in der Ecke, bearbeitete die Unterlagen von Aurelius und tat als hätte er die hitzige Diskussion seines Herren nicht mitbekommen.
"Junge, bring mir etwas zu essen und trinken. Danach kannst du dich schlafen legen, ich möchte in Ruhe denken", beschied Aurelius. Sein Knappe verließ eilig das Zelt.

Ave Thanatos, die Todgeweihten grüßen dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt