II

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Es sind einige Tage vergangen, seit Canute Airin schwer verletzt aufgefunden hat. Trotz seiner unermüdlichen Wachsamkeit hat sie das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt und ihr Leben hängt nach wie vor an einem seidenen Faden. Canutes unablässige Aufmerksamkeit hat es ihm nicht erlaubt, zu essen oder sich um seine eigene Gesundheit zu kümmern. Ragnar macht sich unterdessen zunehmend Sorgen um Canutes eigenes Wohlergehen und drängt ihn immer wieder, sich mehr um sein eigenes wohlergehen zu sorgen. Canute weigert sich jedoch, auf solche Ratschläge zu hören. "Mein Prinz, ich habe Euch etwas zu essen gebracht", bietet Ragnar an.
"Lasst es hier. Ich werde es später essen", weist Canute zurück.
"Aber mein Prinz, es wird kalt und ungenießbar werden, wenn Ihr es nicht jetzt esst", fleht Ragnar.
"Du hast gehört, was ich gesagt habe, Ragnar. Und jetzt geh. Ich will allein sein", befiehlt Canute entschieden.
„Sehr wohl."

Canute saß mit in seinem Schoß gefalteten Händen da, die Augen geschlossen im stillen Gebet für ihre baldige Genesung. Die Stille im Zimmer wurde nur durch das leise Rascheln des Schnees unterbrochen, der von draußen zart auf die Erde niederrieselt. Die blassen Sonnenstrahlen blendeten sie, als sie langsam ihre Augen öffnete. Ein kurzer Blick aus dem Fenster verrät ihr, dass es bereits später Nachmittag ist, und in ihrem Kopf schwirrt die Frage herum, wie lange sie geschlafen haben musste. Mit dem Versuch sich aufzusetzen, wird Airin daran zurück erinnert, dass sie nach wie vor eine tiefe Wunde mit sich trägt, die jederzeit wieder hätte aufreißen können. Airin blickt zu ihrer Rechten und sieht das friedlich schlafende Gesicht des Prinzen. Sein langes blondes Haar fällt in vereinzelten Strähnen herab und schimmert im schwachen Licht beinahe wie glänzendes Gold. Bei näherer Betrachtung stellt Airin fest, dass sein Gesicht beinahe makellos ist und an das eines wunderschönen Engels erinnert. Dichte, üppige Wimpern umrahmen seine Augen, und sein blasser Teint trägt nur noch mehr zu seinem engelhaften Aussehen bei. Als Airin die Hand nach ihm ausstreckt, öffnen sich abrupt seine Augen. Entsetzt stößt er ihre Hand beiseite und erkennt erst dann, zu spät, seinen Fehler und versucht, sich mit zitternder Stimme zu entschuldigen, um seine abrupte Reaktion wiedergutzumachen. „Bitte verzeiht... Es lag nicht in meiner Interesse euch in irgendeiner Form zu verletzten..."

Airin schüttelte den Kopf und schenkte dem Prinzen ein schwaches Lächeln.

"Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen, mein Prinz. Ich sollte diejenige sein, die euch um Verzeihung bittet, immerhin bin ich es, die euch solch Unannehmlichkeiten bereitet", sagte sie. Canute ergriff ihre Handgelenke und musterte sie mit ernster Miene.

"Wollt Ihr andeuten, dass ich Euch zum Sterben hätte zurücklassen sollen?", fragte er und sein Tonfall verdüsterte sich. Airins Stimme war heiser, als sie den Blick von dem Prinzen abwandte. "Bitte verzeiht", flüsterte sie. Sie senkt den Blick, während sie ihre Gedanken sammelt. Es fällt ihr schwer, ihre Verwirrung und Unsicherheit in Worte zu fassen, aber sie möchte es dennoch versuchen. "Es ist etwas, das mich seit unserer Begegnung beschäftigt", beginnt sie leise. "Ihr habt mich gerettet, euer Leben riskiert, um mir zu helfen. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, warum. Warum setzt ein Prinz wie ihr so viel aufs Spiel für jemanden wie mich, eine einfache Sklavin?"

"Ich habe mein ganzes Leben in Dunkelheit und Unterdrückung verbracht", fährt sie fort. "Ich habe nie gedacht, dass jemand sich um mich kümmern oder mich je als wertvoll erachten würde. Aber eure Taten und Worte zeigen mir etwas anderes. Ihr seht in mir mehr als das, und das verwirrt mich."

Canute spürt die Unsicherheit und Selbstzweifel in Airins Worten. Er möchte ihr helfen, ihre eigene Wertigkeit zu erkennen und sich von gesellschaftlichen Vorurteilen zu befreien. Er neigt seinen Kopf leicht zur Seite und betrachtet sie mit einem liebevollen Blick.

"Ich glaube, dass es jedem Einzelnen überlassen bleibt, was richtig ist und was nicht. Als Prinz habe ich die Freiheit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen", fügt Canute hinzu, streicht ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und schenkt ihr ein mitfühlendes Lächeln. "Airin, euer Leben ist genauso kostbar wie das eines jeden anderen Menschen", erwidert Canute beharrlich. "Es geht nicht darum, welchen gesellschaftlichen Status jemand hat oder welchem Stand er angehört. Jeder Mensch verdient Liebe, Respekt und Schutz. Euer Wert als Mensch liegt nicht in eurem Rang oder eurer Vergangenheit, sondern in eurer Einzigartigkeit und eurem inneren Kern." Er lässt seine Hand behutsam über ihre Wangen streichen und fängt ihren Blick ein. Er ergreift vorsichtig ihre Hand und fügt hinzu: "Ihr seid eine starke, mutige und ansehnliche Frau. Eure Geschichte und eure Erfahrungen haben euch geformt und euch zu dem Menschen gemacht, der ihr heute seid. Eure Vergangenheit definiert euch nicht, sondern zeigt eure Stärke und euren Überlebenswillen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 27, 2023 ⏰

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𝐼𝑛𝑡𝑜 𝑡ℎ𝑒 𝑙𝑖𝑔ℎ𝑡 𝑜𝑛𝑐𝑒 𝑎𝑔𝑎𝑖𝑛Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt