Teil 11

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Es ist so lange her, dass ich diese Geschichte geupdated habe und es tut mir soo leid 😭
Anyway, hier ist das neue Kapitel - viel Spaß beim Lesen :))

Kim - Alisha - fing, entgegen ihrer Erwartungen, nicht direkt am nächsten Tag mit dem Unterrichten an. Stattdessen sollte sie andere Lehrer in ihrem Unterricht begleiten und gegebenenfalls helfen. Also folgte sie Farryn Garcia den ganzen Tag über und saß neben ihm im Raum, während er seine Klassen unterrichtete. Etwas unangenehm war es schon, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ, denn es hatte sich bereits rumgesprochen, dass sie die neue Lehrerin für Kampf und Überleben und Verhalten in besonderen Fällen war. Sie hasste die Aufmerksamkeit, denn sie hörte, wie die Schüler hinter ihrem Rücken über sie sprachen und sie bemerkte die neugierigen und misstrauischen Blicke, die sie ihr zuwarfen.

Farryn beendete die letzte Unterrichtsstunde und verließ mit ihr gemeinsam den Raum, während die Schüler an ihnen vorbeiströmten.
"Und, wie gefällt es dir hier bis jetzt?", fragte er nach. Seine scharfen kaffeebraunen Augen beobachteten sie intensiv, während sie den Gang entlangliefen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte die Schultern. "Es ist neu. Ungewohnt." Sie schlugen den Weg zur Cafeteria ein, wo sie sich an den Lehrertisch setzten. "Ich bin solchen Unterricht überhaupt nicht gewohnt."
"Natürlich nicht. Keine Schule ist wie diese", meinte Garcia schmunzelnd. Entspannt lehnte er sich zurück und begutachtete das Treiben in der Cafeteria, die sich mehr und mehr mit hungrigen Schülern füllte, deren neugierige Blicke ab und an zu ihnen hinüberhuschten. "Aber du wirst dich schnell daran gewöhnt haben. Und du wirkst auch nicht so, als würdest du Schwierigkeiten haben, ein paar nervige Teenager unter Kontrolle zu bringen", fügte er gutmütig hinzu. Alisha schnaubte und richtete den Blick auf etwas anderes. Auch sie ging nicht davon aus, Probleme damit zu haben, den Kindern klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. Man konnte wohl schon mit einem Blick auf sie feststellen, dass sie sich nichts bieten lassen würde. Das hatte man ihr schon öfter gesagt, und es hatte einen gewissen Wahrheitsgrad, denn Alisha ließ sich von niemanden auf der Nase rumtanzen.

Ehe sie eine Antwort auf Garcias Kommentar geben konnte, gesellten sich weitere Lehrer zu ihnen. Unter ihnen auch der junge Schulleiter. Alisha konnte nicht verhindern, dass ihre Augen sich sogleich auf ihn fokussierten und ihn interessiert musterten. Ihr waren die kleinen, aber feinen Details seines Aussehens nicht entgangen, als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Das kantige Gesicht mit der scharfen Jawline, der verträumte Blick in seinen warmen, dunkelbraunen Augen, der eindeutig täuschte, denn er war aufgeweckter und aufmerksamer, als sie anfänglich gedacht hatte. Er bekam alles mit, keine Bewegung entging seinen scharfen Adleraugen. Ha. Adleraugen.

"Also, Alisha, wie war dein erster Tag hier?", fragte er sie, sobald er sich ihr gegenüber niedergelassen hatte.
Sie hob die Augenbrauen, überrascht, dass er sie gleich ansprach und sie auch noch dutze, obwohl er das am Tag zuvor nicht getan hatte. Allgemein war ihr aufgefallen, dass sich alle an dieser Schule besser miteinander verstanden, und auch die Lehrer und Schüler ein engeres Verhältnis miteinander hatten, als an normalen Menschenschulen.
Sie räusperte sich und schenkte sich ein Glas Wasser ein. "Nicht, wie ich es mir vorgestellt habe", teilte sie ihm mit, doch ihr neutraler, beinahe kühler Tonfall und ihr typischer reservierter Gesichtsausdruck brachten die Antwort wohl falsch rüber, denn er legte die Stirn in Falten und schien einen Augenblick lang verwundert, fast schon verletzt.
"Es war besser, als ich es mir vorgestellt habe", stellte sie klar. "Neu, aber interessant", versicherte sie ihm und merkte dabei, wie er sich wieder entspannte und sein freundliches Lächeln ein wenig breiter wurde. Es tat ihr fast ein bisschen leid, ihn so über ihre Vergangenheit anlügen zu müssen, denn er wirkte so aufrichtig und ehrlich.
Der Eindruck kann täuschen, warnte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Man durfte sich nie frühzeitig eine Meinung über andere bilden und sich darauf stützen. Ihre Geschichte war das perfekte Beispiel dafür.

"Die nächsten Tage kannst du noch ein bisschen den Unterricht begleiten, dann kannst du aber auch mit deinem eigenen Unterricht anfangen", fuhr Clearwater fort. Sie nickte zustimmend und er erzählte weiter von irgendetwas, diesmal an den ganzen Tisch gerichtet, doch sie hörte längst nicht mehr zu, ihre Gedanken waren weit weg und sie registrierte die Worte kaum noch.
Sie fragte sich lediglich, wie lange sie dieses Schauspiel aufrecht halten können würde.
Früher oder später kommt alles raus.
Und sie sollte recht behalten.

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