Jahre lang hatte ich diese Hölle durchlebt, konnte aus diesem Albtraum, der sich mein Leben nennt nicht aufwachen. Vielleicht will ich nicht mehr aufwachen, vielleicht weiß ich, das ich nicht mehr aufwachen werden, warum sollte ich dann noch weiter leben?
Ich stehe vor dem Badezimmerspiegel, sehe nicht den Jungen der ich bin, sehe einen fremden vor mir stehen. Die schwarzen Haare hängen in franzen in mein Gesicht, welches fahl und eingefallen ist, es wirkt leer und längst nicht mehr wie das eines gesunden, lebendigen Jungen. Wie sollte dieser Junge auch gesund aussehen? Nacht für Nacht vom eigenen Stiefvater vergewaltigt, am liebsten würde er verschwinden, sich zu tote Hungern, jedem zeigen wie er innerlich längst aussieht. Es ist nicht als würde ich auf mein Spiegelbild schauen, eher als wäre ich zuschauer und mein leben wäre ein Film, ein Horrorfilm, der kein ende nehmen will.
"Frank, das essen ist fertig!" ruft meine Mutter, welche der einzige Grund ist warum ich überhaupt noch am leben bin. Ich kann sie nicht allein lassen, nicht wenn sie schon meinen Vater verloren hat, welcher vor fast zehn Jahren auf offener Straße erschossen wurde, weil er einem Jungen helfen wurde, der gerade von ein paar älteren Jungs verprügelt wurde. Er war ein Held und manchmal wünsche ich mir mehr so zu sein wie er es war, aber ich war gerade einmal sieben als er starb und damals war ich noch zu jung um zu einem Helden erzogen zu werden. Allerdings würde er heute noch leben und mein leben wäre nicht so verdammt beschissen, hätte er nicht den Helden gespielt.
Ich verlasse das Badezimmer, die Holzdielen der alten Treppe, die hinunter zu Wohnzimmer und Küche führt, geben unter meinen Füßen leicht nach und geben ein leises knarren von sich. Das knarren klingt ein wenig wie das freudige Schnurren einer Katze, die um meine Beine streicht und mir ihre liebe schenkt, doch es ist nur eine Treppe und es gibt keine Katze die mich liebt, es gibt ja nicht einmal einen Menschen der mich wirklich liebt!
Ich sitze vor meinem Teller, der von meiner Mutter reichlich gefüllt worden war und starre das essen an, als wäre es vergiftet, oder mein Feind. "Frankie, alles in Ordnung?" fragt meine Mutter während sich mein Stiefvater zu uns gesellt und seine dunkelblonden Haare aus dem Gesicht wischt. Als ich seinen tief blauen Augen begegne erfüllt mich tiefer Hass und starke Übelkeit. "Ich habe keinen Hunger!" sage ich lautstark und schiebe den Teller von mir. "Aber Schatz, du siehst in letzter Zeit so Dünn aus, muss ich mir etwa Sorgen machen?" fragt die dünne, hochgewachsene Frau und sieht mich besorgt an. "Ich bin ein Junge, solche Probleme habe ich nicht!" brülle ich und versuche damit das Geräusch meines Magens zu übertönen, welches mich sofort als Lügner entlarven könnte. "Tut mir leid, wenn ich dich in deiner Männlichkeit verletzt habe!" sarkastisch hebt sie ihre Hände in die Luft und rückt dann ihren Stuhl zurecht. "Rede nicht so mit deiner Mutter!" knurrt mein Stiefvater mit bedrohlichem Ton, ich schlucke und beiße meine Zähne zusammen. Ich flehe mich selbst an still zu sein, denn weiter zu reden könnte mir zum Verhängnis werden, spätestens heute Nacht. Aber wie so oft zeigt mein Körper das ich es verdient habe in diesem Albtraum fest zu stecken und ich öffne meinen Mund. "Und was gibt dir das recht dich einzumischen? Bist du etwa mein Vater?" schreie ich so laut ich kann und werfe beim hektischen aufstehen meinen Stuhl um. "Frank!" ermahnt mich meine Mutter, doch ich schaue nur meinen Stiefvater mit funkelnden Augen an. "Ich wünschte ich wäre dein Vater, denn dann hätte cih dir längst gezeigt was Respekt bedeutet!" brummt er und schließt seine Augen, wie er es immer macht, wenn er nicht vor meiner Mutter ausrasten möchte. Ich fange an zu lachen, ich weiß nicht wieso, diese Situation ist nicht einmal annähernd lustig, aber ich lache trotzen und als mich meine Mutter noch einmal ermahnend ansieht verschwinde ich aus der offenen Küche und stürme die Treppenstufen hinauf, welches wieder ihr gewohntes Schnurren von sich geben.
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Es ist genau Mitternacht als ich höre wie meine Kinderzimmertür langsam aufgeht und sich eine große Gestalt aus dem Dämmerlicht des Flurs in mein Zimmer begibt und leise die Tür schließt. Durch meine Fenster scheint das matte Licht einer Straßenlaterne, damit ich die große, muskulöse Gestalt ganz gut erkennen kann. Ich kaue auf meinem Lippenpiercing herum, wie ich es immer mache, wenn mich für kurze Zeit Angst erfüllt. Angst vor diesem Mann. Angst davor was er mit mir anstellt. Einfach Angst.
Er legt sich in mein großes Bett, welches ich als elfjähriger unbedingt haben wollte, weil jeder meiner Freunde auch schon ein großes -Erwachsenen- Bett hatte. Bereits ein halbes Jahr später stellte sich heraus, das ich lieber mein altes Einzelbett behalten hätte, denn in dieser Nacht kam Klaus, mein Stiefvater das erste mal in mein Zimmer und streichelte mich zärtlich bevor er mich jegliche Unschuld nahm und mein leben verfluchte. -Du brauchst das, du verdienst das! Und wenn du es deiner Mutter erzählst, erzähle ich ihr, das du den Jungs hinterher siehst und nicht den Mädchen!- das waren seine Worte zu einem Jungen der erst einige Wochen später zwölf Jahre alt werden würde und der Junge glaubte ihm. Er glaubte ihm, das er es verdient hatte und das es eine Schande war, das er sich eher für Jungen und nicht für Mädchen interessierte.
Er hatte diese Worte drei Jahre lang in mein Ohr geflüstert, dann brauchte es keine Worte mehr. Die ersten male wollte ich noch schreien, doch jedes mal hielt er mir von hinten den Mund zu und sagte die Worte noch einmal, also hörte ich auf. Ich versuchte nicht mehr zu schreien, nicht mehr mich zu verstecken, oder mich zu wehren. Eigentlich war es mir inzwischen auch egal, was er mit mir anstellte, denn schon lange fühlte ich nichts mehr, keine Scham und keine Schmerzen, das einzige was ich hoffe wenn er sich an mir vergeht, das mein Körper zu schwach ist um es auszuhalten und mein Herz einfach aufhört zu schlagen und ich einfach unter ihm sterbe. Doch das ist nur ein Wunsch, der sich nie erfüllt.
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Es ist Donnerstag und ich sitze in der Schule, allein und beobachte die Gruppen, die sich schon am ersten Schultag gebildet hatten, warum ich keiner dieser Gruppen angehöre? Nun, ich war die erste Schulwoche in einem Krankenhaus, weil ich zu viele Pillen geschluckt hatte, um Gefühle, die sich versuchten hervor zu kämpfen zu vernichten. Meiner Mutter und den Ärzten sagte ich, ich sei nur Müde gewesen und konnte nicht schlafen weil ich zuvor die Treppe herunter gefallen sei und da ich einige Verletzungen von meinem Stiefvater an meinem Körper trug glaubten sie es mir.
Ich sitze also da, beobachte diese Leute, Sportler und Streber und ich frage mich, in welche Gruppe ich wohl passen würde. Es gibt eine Gruppe Grufties, eines der Mädchen fragte mich einmal, ob ich mich zu ihnen setzten wolle, doch ich lehnte ab. Vielleicht hatte ich schwarze Haare und mochte schwarze Klamotten, aber irgendwie passte ich nicht zu diesen Leuten, auch nicht zu den Sportlern, welche mich regelmäßig mit abgeneigten Blicke mustern. Außerdem bin ich kein Musterschüler und somit kein Streber, ich bin kein Surfer und kein männlicher Cheerleader. Ich passe in keine dieser Gruppen, ich bin allein und eigentlich ist das nicht schlimm, ich bin nämlich nicht nur allein, ich bin auch unsichtbar für die meisten und somit nicht ihr Opfer und es reicht ja wohl auch wenn man jede Nacht ein Opfer ist, oder?
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Licht in der Dunkelheit
Teen FictionFrank erlebt jede Nacht den selben Albtraum mit seinem Stiefvater. Depression, Vergewaltigung und Essstörung, das ist Franks leben, doch dann taucht dieser Junge auf Billy, der plötzlich zu seinem einzigen Freund wird und dann gibt es da noch Kellin...