allein

1.3K 61 13
                                    

Irgendwann im leben kommt der Punkt, da braucht man jemanden, da will man jemandem! Da will man nicht mehr allein sein! Irgendwann kann man nicht mehr nur von schmerzen leben!


Ich bin schon die ganze Woche zuhause, mein Stiefvater hatte meiner Mutter erzählt, ich wäre super Krank und weil er Arzt ist, kann er genau sagen, das ich mindestens eine Woche lang Bettruhe brauche. 

Es ist Freitag Nachmittag und ich will raus! Ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können, denn die Luft in meinem Zimmer ist erfüllt von Klaus's Rasierwasser. Ich will raus! Ich brauche nicht nur frische Luft, ich brauche auch eine Zigarette, ich muss mich ablenken!

Ich stehe auf, lausche an der Tür, ob Klaus da draußen herum läuft. Es ist still, also schlüpfe ich in eine Skinny Jeans und Schuhe, dann laufe ich langsam die Schnurrenden Stufen herunter und aus der Tür heraus. Ich zünde mir sofort eine Zigarette an und laufe die Straße entlang. 

Ich kann hören, das ich verfolgt werde. "Schau mal, da läuft eine Emo Schwuchtel!" lacht einer meiner Verfolger, ich ziehe an meiner Zigarette und lasse dann den Stummel auf den Boden fallen. "Hey Schwuchtel!" ruft ein anderer Verfolger. Ich reagiere nicht, laufe einfach weiter, hoffe sie verschwinden.  Sie bewerfen mich mit Papierschnipsel, ich beiße meine Zähne zusammen und drehe mich um. 

Geh weiter! Lauf weiter!

"Was ist euer Problem?" rufe ich, die zwei Jungen fangen an zu lachen. "Eine Schwuchtel die vor uns läuft!" lacht einer. "Ich bin sicher ihr redet von einander!" grinse ich, ich sollte meine Klappe halten! In den Augen der Jungs erkenne ich etwas, das mich zum weglaufen bringen sollte, doch ich bleibe stehen. Ich will wissen, ob ich es spüren kann, wenn sie mich schlagen, ob ich sterben kann, wenn sie mich treten. 

Ich spüre als sie mich verprügeln, als sie mich auf einen leeren Spielplatz zerren und mich dort zusammenschlagen. Ich spüre alles, aber ... ich genieße den Schmerz. Genieße das Gefühl des totes. Ich spüre, wie sie mich in den Magen treten, wie sie mich gegen das Klettergerüst werfen und ich schmecke das Blut, das meine Speiseröhre hinauf kommt. "Tretet mich stärker! Schlagt mich härter! Tötet mich!" huste ich und einer der beiden hält inne. "Hör auf! Das gefällt ihm! Die Schwuchtel steht auf Schläge!" meint er angewidert und zieht den anderen zurück. 

Sie stürmen davon, lassen mich blutend zurück. Ich sehe mich um und ich erblicke Kellin, er lehnt an einer Hauswand und beobachtet mich. Wie lange er wohl schon dort steht?

Er kommt auf mich zu gelaufen, langsam und ganz cool. Dann kniet er sich neben mich und ich fühle mich wie ein kleines Kind, das vom Klettergerüst gefallen ist. "Ich bin ein Desaster!" lache ich, das war nicht was ich sagen wollte, ich wollte auch nicht lachen. Aber dennoch tue ich es und kann es nicht verhindern. Mein lachen verwandelt sich in ein Schluchzen und ich drücke meine Stirn gegen seine Brust. Er streicht mit seiner Hand über mein Haar. "Shhh, Franky, ich bin es nur!" flüstert er mit beruhigender Stimme, seine Finger spielen mit meinen Haaren. "Wir sollten dich ein wenig sauber machen!" lächelt Kellin und hilft mir mich auf zu richten. Er holt ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, ein frischen versteht sich und  wischte mir etwas Blut aus dem Gesicht. 

____________________

Etwa zehn Minuten später finde ich mich in seinem Wagen wieder. "Warum warst du nicht in der Schule?" fragt er irgendwann, ohne den Blick von der Straße zu wenden.

"Billy hat dir gesagt, das ich nicht in der Schule war? Hast du mich deshalb verfolgt?" "Ich habe dich nicht verfolgt!" lacht er. "Aber ernsthaft, Schule ist wichtig!" meint er und sieht mich einen kurzen Moment an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtet. "Wer bist du? Meine Mutter?" frage ich etwas genervt. "Nein, aber ich bin alt genug um zu wissen, das Schule wichtig ist!" Er parkt das Auto und steigt aus. "Steig aus!" meint er mit herscherischem Ton und ich gehorche.  Er setzt sich auf eine Steinerne Bank, die eine großartige Aussicht, auf die gesamte Stadt gibt. Wann sind wir so hoch über die Stadt gefahren?

Licht in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt