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Kianna

Mit einem dumpfen Knall traf der leblose Körper des Mannes auf dem Boden auf. Er war jung, vielleicht Anfang 30 und war kräftig gebaut. Ich wischte mein Dolch an der Hose ab und steckte ihn zurück in seinen Holster, zu den 3 anderen an meiner Hüfte . Ich hatte eine ganze Woche gebraucht, um den Mann zu finden, Collin Deroll war sein Name. Noch so ein naiver Spinner, der dachte, er würde damit durch kommen Zephir zu betrügen. Zephir. Allein bei dem Gedanken an ihn könnte ich schreien. „Zephir der grausame" wie er genannt wird oder, Oh Zephir „der Held der Menschen". Das ich nicht kotze.

Ich durchsuchte die Taschen des Mannes nach Geld oder anderen wertvollen Gegenständen, alles, was mir genug Geld einbringen würde mich endlich von Zephir frei zu kaufen. Aber bis auf ein paar Münzen fand ich nichts.

Ich packe sie in meinen kleinen Leder Beutel, zu den anderen kleinen Errungenschaften der Woche, silberne Ohrringe, edles Silber Besteck und ein paar Münzen. Seufzend schloss ich den Beutel. Wenn die nächsten Wochen genauso werden, werde ich für immer Zephir Drecks Arbeit erledigen müssen.

Mit einem Pfiff rief ich Arabessa, meine Stute, herbei. Kaum ein paar Sekunden später rannte auch schon ein schwarzer Wirbelwind auf mich zu und blieb schnaubend vor mir stehen. „Sag nichts." meinte ich verärgert und schwang mich auf ihren rücken. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über die Szene schweifen. Dummer, dummer junge...es gibt kein Entkommen vor Zephir. Für niemanden.

Mit einem schnalzen trieb ich Arabessa voran und ritt davon. Weg von Collin Deroll und seinen leblosen blauen Augen

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Der Wind peitschte mir durchs offene Haar, als ich mit Arabessa aus der statt ritt. Oder was davon noch übrig war, besser gesagt. Die ganze Stadt war komplett mit Pflanzen überwuchert. Wurzeln die aus den Straßen brachen und an den Wänden wucherten. Türen die von Pflanzen aus den Angeln gerissen wurden. Tiere die nun die Häußer bewohnen anstatt Menschen.

Ruinen aus alten Zeiten.

Es gibt nur noch wenige Menschen und diese Leben versteckt. Versteckt vor den Fae-Bastarden oder anderen Kreaturen wie Gnomen und Dämonen. Die all das verursachten. Obwohl ich nur 5 oder 6 war, erinnere ich mich nur zu gut an den Tag. Der Tag des Kamatayon oder auch Bas-Tag genannt. Der Tag an dem die Menschen ausgelöscht wurden. Ich erinnere mich noch an die schreie und die Toten auf den Straßen. Wie meine Eltern in ein Kaufhaus rannten, um jemanden rauszuholen nur um es dann selbst nicht rechtzeitig rauszuschaffen und im Feuer zu sterben. Ich erinnere mich noch an die Angst, an die Angst eines kleinen Kindes, das nicht versteht, wo seine Eltern sind. An ein kleines Kind, das nur durch pures Glück überlebte und sich mit 6 allein durchkämpfen musste. Mehr schlecht als recht, wenn man ehrlich ist. Ich schaffte es jedoch 2 Jahre, um die Runden zu kommen, bis ich während eines winters schier an Unterkühlung starb. Zephir habe ich es heute zu verdanken das ich noch lebe, er fand mich und nahm mich auf. Er erzog mich und lehrte mich kämpfen. Im Gegenzug für meine Dienste eines Tages und diese führe ich nun schon seit über 9 Jahren aus. In der Hoffnung meine Schuld endlich begleichen zu können und frei zu sein. Endlich nicht seinen ekeligen blicken und denen der anderen ausgesetzt zu sein. Endlich machen zu können, was ich möchte. Endlich mein Leben zu leben.

Doch wenn es nach Zephir geht, wird dieser Tag wohl nie kommen.

Nach mehreren Stunden reiten und ein paar pausen sehe ich das verweste Schild des Lagers. In einem Schwung steige ich von Arabessa und führe sie an den zügeln in den Wald. Immer bedacht darauf die Fallen zu umgehen. Nach ein paar Minuten leisen Schleichens durch den Wald bin ich endlich an der Großen Trauerweide angelangt, die den Eingang des Lagers kennzeichnet. Arabessa und ich laufen durch die hängenden äste und sind prompt im Lager angekommen. Ich bringe sie zum Stall und gehe direkt zu Zephirs Zelt. Das größte Zelt des Lagers, natürlich. Kaum habe ich das Zelt betreten begrüßt mich auch schon der beißende Gestank des Alkohols den Zephir zu trinken pflegt. „Ahh da ist sie ja, meine strahlende Kianna" rief er und lief langsam mit geöffneten armen auf mich zu. Zephir war relativ groß und kräftig, er hatte etwas längeres graues schütteres Haar, dass seine trüben blauen Augen umrahmten. Ich verdrehte die Augen und duckte mich leichtweg unter seinem Arm hindurch. „Hallo Zephir" erwiderte ich. „Die Dame erfreut sich wieder bester Laune wie ich sehe, dabei begrüße ich dich doch so herzlich" schnurrte er den letzten teil. Angewidert wand ich ihm meinen Rücken zu und schüttete den Inhalt meines Leder Beutels auf seinen tisch. „Deroll ist Tod, der Auftrag ist erledigt".

„Ach ich wusste doch, dass du ihn finden würdest. Hat er ärger gemacht?"

„Nein alles lief glatt, keiner hat etwas gesehen er war allein." Versicherte ich ihm.

„Gut." Meinte er ihn Gedanken versunken.

Er blickte auf „ich möchte das du morgen einen Wagon für mich aufhältst. Am Montega-Pass. Ich habe Informationen erlangt das er wertvolle Ware enthält, es sind 3 Wachen zu erwarten, allesamt mit hoher Wahrscheinlichkeit Fae. Also sei dementsprechend vorbereitet."

„Aye, ich werde mich darum kümmern" antwortete ich nickend und wand mich zum Gehen. Auf einmal schoss Zephirs Hand hervor und packte mein Handgelenk, fest genug einen Bluterguss zu bilden. „und nächstes Mal...." flüsterte er mir mit stinkendem Atem zu „wirst du dich davor hüten deine Augen vor mir zu rollen, Kianna. Oder soll ich dir in Erinnerung rufen, wo dein Platz ist?" Eiskalte Panik schoss in mir hoch an die Erinnerung an seine „Lektionen".

„LASS MICH HIER RAUS! ZEPHIR! ZEPHIR DU VERDAMMTER ARSCH, LASS MICH RAUS!" schrie ich hämmernd gegen die Tür.

Leises Gelächter erklang „Du wirst so lange da drin bleiben bist du deine Lektion gelernt hast, das hast du dir selbst eingebrockt Kianna" Ich hörte, wie er sich entfernte und seine Schritte in der ferne verklangen. Langsam lies ich meine arme von der Tür sinken und probierte mich in dem Raum umzusehen. Vergeblich jedoch, der raum war pech-schwarz nicht eine Lichtquelle gab es hier. Ich spürte tränen aufkommen und probierte vergeblich sie zurückzudrängen. Weinen ist eine Schwäche. Wenn du weinst, wissen sie sie haben gewonnen. Du darfst nicht weinen. Es nützte jedoch nichts, schluchzend ließ sie sich an der Wand hinunterrutschen und kauerte sich zusammen. Ich schloss die Augen in der Hoffnung einzuschlafen und in einer Welt aufzuwachen, in der meine Eltern nie starben und ich immer noch fröhlich mit ihnen überwiesen rannte.


Aufgewühlt von der Erinnerung verließ ich schnellen Schrittes und versuchte möglichst viel Abstand zwischen mich und Zephirs faulenden Atem zu bringen.

Hey!
Danke danke, dass du bis hier gelesen hast und meiner Geschichte eine Chance gibst. Wirklich ! Kuss geht raus 🫶🫶🫶
Ich bin immer offen für Verbesserungsvorschläge, Rückmeldung,... also schreibt gerne in die Kommentare, ich würde liebend gerne von euch hören!

Xoxo Maren 🪐

Ein Königreich aus Asche und Gold Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt