6: Schneegeschichten

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6: Schneegeschichten

„Die Schule fällt aus," war das erste, was ich hörte, als ich am Morgen wieder aus meinem Schlafzimmer kam - diesmal i.merhin komplett angezogen. Ich fand Jefferson und Grace in der Küche vor. Der Tisch war gedeckt und der Duft von Kaffee erfreute meine Sinne. Ich lächelte und Grace kam auf mich zu: „Guten Morgen, Emilia! Papa und ich haben Frühstück gemacht."


Grinsend legte ich meine Hand auf ihre Schulter: „Das ist aber lieb von euch! Dankeschön."


„Wenn wir schon hier übernachten dürfen, können wir uns auch nützlich machen," lachte Jefferson nun verlegen und legte sein Handy weg. „Ich habe gerade einen Anruf bekommen, dass die Schule ausfällt, weil alles eingeschneit ist."


Verwirrt ging ich zum Fenster und sah nur weiß. Es schneite noch immer und es sah aus, als hätte man das Schneeschippen mittlerweile aufgegeben. Nun war es mein Handy, das klingelte. Es war Grumpy, der mir mitteilte, dass er wegen des Schnees heute nicht zu Jeffersons Haus kommen und etwas reparieren konnte.



„Ihr könnt erstmal hier bleiben," sagte ich, nachdem ich die beiden in Kenntnis gesetzt hatte. Grace grinste und Jefferson rutschte unsicher auf seinem Stuhl hin und her: „Aber wir können doch nicht..."


„Doch, das könnt ihr," unterbrach ich ihn. „Ich würde es nicht anbieten, wenn es mich stören würde." Er nickte und trank einen Schluck von seinem Kaffee.


Wir begannen zu frühstücken und unterhielten uns derweil darüber, dass wir ein paar Sachen für beide aus ihrem Haus holen sollten. Es würde definitiv ein anstrengender Fußmarsch werden, um zum Haus zu gelangen. Also schrieb ich Mary Margaret eine Nachricht und fragte, ob sie auf Grace aufpassen würde, während Jefferson und ich auf Wanderung gehen würden. Sie stimmte zu, da sie ihren Laden heute ebenfalls geschlossen lassen würde.


„Henry kommt auch zu meiner Schwester," sagte ich grinsend zu Grace, die daraufhin strahlte: „Das ist toll! Dann können wir im Schnee spielen!"


„Aber seid bitte vorsichtig," warf Jefferson ein. „Lauft nicht weit weg und bitte sei brav, ja?"


„Ich bin immer brav, Papa," kicherte sie und er lehnte sich seufzend zurück und sah mich an: „Das Schlimme ist, dass sie damit Recht hat. Ich habe immer Angst, sie wird wie ich früher, aber sie ist das bravste Kind der Welt." Lachend fuhr er sich durch die kurzen Haare.



Nach dem Frühstück zogen wir uns so warm wie möglich an - die beiden waren auf einen solchen Wettereinbruch natürlich nicht vorbereitet gewesen - und gingen nach unten zu Mary Margaret.


„Viel Glück bei eurer Wanderung," sagte sie, nachdem Grace in ihrer Wohnung verschwunden war. „Es ist wirklich seltsam, dass es um diese Zeit so plötzlich so viel Schnee gibt." Sie sah mich an und an ihrem Blick konnte ich genau sehen, was sie dachte. Etwas stimmte nicht. Dieser Schnee war nicht normal. Auch wenn wir unsere Magie vor Jahren hatten aufgeben müssen, waren unsere Sinne noch immer geschärft. Und das hier war etwas Besorgniserregendes.



Als wir schließlich die Haustür öffneten, fiel uns Schnee entgegen. „Das wird lustig," sagte ich und machte einen großen Schrittnach draußen. Meine Beine versanken bis zu den Knien im Schnee. Jefferson trat neben mich und zog seinen Kragen höher: „Gestern war es so viel wärmer... das ist wirklich merkwürdig..." Er wirkte nachdenklich und ich hatte den Eindruck, dass er wie wir etwas unnormales hinter dem Wintereinbruch vermutete. Wusste er etwas von Magie?, schoss es plötzlich durch meinen Kopf. Nein, das war viel zu unwahrscheinlich.


Wir wateten durch den kniehohen Schnee und konnten den Unterschied zwischen Straße und Fußweg nicht mehr erkennen. Als wir um die Ecke bogen, sahen wir eine Gruppe Kinder, die einen Schneemann baute. Ein paar andere tollten im Schnee herum. „Vielleicht können Grace und Henry sich da anschließen," sagte ich und Jefferson nickte nur. Ich nahm meinen Mut zusammen und holte tief Luft: „Darf ich fragen, was mit ihrer Mutter ist?" Vorsichtig sah ich zu ihm herüber. Er sah weiter nach unten auf den Schnee, die Hände in den Manteltaschen: „Sie hat uns verlassen... Grace war zwei Jahre alt, als sie beschlossen hat ans andere Ende der Welt zu ziehen... mit einem anderen Mann, von dem sie da schon schwanger war..." Er sagte das so momoton, als hätte er es auswendig gelernt, um nicht zu lange darüber nachdenken zu müssen.

Hexenfeuer - ein paar Dämonen für ZwischendurchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt