"Sicherheit durch Stärke!"
Ein General steht vor seinen Soldaten. Seine weiße Uniform ist deutlich zu erkennen zwischen den grauen Anzügen seiner Untergebenen. Der gesamte Platz ist gefüllt mit Schaulustigen, die ihre Augen auf den Uniformierten richten. Seine Muskeln sind unter dem Stoff deutlich zu erkennen, ein Ergebnis bester Gene und bester Ausbildung über die Zeit unzähliger Generationen. Seine Stimme dröhnt wie ein Donner über den Menschen, die ihm still lauschen und es kaum wagen zu atmen, während er die Parole der Stadt ruft. Seine Soldaten stehen leise und gerade hinter ihm, erstarrt wie Statuen.
Erst als die Parole verklungen ist regt sich etwas in den Reihen. Einheitlich und geordnet stampft die gesamte Kompanie auf den Boden. Soldaten wie Maschinen bewegen sich im perfekten Einklang, ohne auch nur die kleinste Emotion in ihren Gesichtern zu zeigen. Als ihre Füße auf den Boden schlagen, erzittert für einen Moment die Welt. Es ist die Demonstration von Macht; die Demonstration einer Macht, die bereit ist das Land in Schutt und Asche zu legen, wenn es ihnen nur jemand befiehlt.
"Freiheit durch Überlegenheit!"
Wieder werden seine Worte durch das Stampfen der Soldaten untermalt, welches den Boden erzittern lässt, wie es sonst nur die Naturgewalten vermögen und mit jedem Jahr mehr, dass ich auf dieser Erde erlebe fange ich mehr an zu glauben, dass diese Armee vielleicht sogar eine solche Naturgewalt sein könnte.
"Macht durch Blut!"
Ein letztes Mal tönen die Worte des Generals über die Köpfe der Menschen hinweg und ein letztes Mal erzittert auf seinen Befehl hin die Erde zu unseren Füßen.
Erst jetzt beginnen die Zuschauer wieder freier zu atmen. Die Soldaten hingegen halten ihre Position. Hierauf wurden sie trainiert. Niemand von ihnen würde es wagen, einen Befehl zu missachten.
Erst als der General ein kurzes Nicken von sich gibt setzt sich der Koloss wieder in Bewegung. Die Soldaten scheinen aus ihrer Starre zu erwachen und teilen das Meer ihrer Reihen, um einen Gang zu bilden an dessen vorderem Ende der Uniformierte steht.
Ich erhebe mich langsam. Ich brauche nicht zur Seite zu gucken, um zu wissen, dass meine Eltern das Gleiche tun. Die Bewegung ist einstudiert. Während wir den Weg entlang schreiten, salutieren die Soldaten zu unseren Seiten.
Als wir am vorderen Ende des Ganges ankommen, stelle ich mich auf die linke Seite meines Vaters, während der General zurücktritt, um Platz zu schaffen.
Ich lächle in die Menge.
"Verehrte Mitbürger", beginnt mein Vater seine Rede, "Macht durch Blut. Wer von uns weiß noch, was das wirklich heißt?"
Er blickt durch die Menge, bleibt mit dem Blick immer kurz stehen, wenn er jemanden erkennt und lächelt dabei ein Lächeln, dass Selbstbewusstsein auf eine neue Stufe hebt.
"Es heißt, dass euer Blut eure wertvollste Waffe ist. Eure Gene machen euch stark. Eure Eltern waren die stärksten ihrer Generation und in euch tragt ihr ihre Gene, ihre Stärke, ihre Macht. Ihr kennt die Hellhäutigen von außerhalb vielleicht. Selbst der Schwächste von euch würde ihren stärksten Mann noch bei weitem übertreffen. Doch wie ich höre werden in unserem Volk Stimmen laut, die nach Frieden schreien."
Das Publikum ist geteilter Meinung. Viele belächeln die Idee des Friedens. Unsere Stadt hat Ewigkeiten überdauert und Frieden war dabei nie eine Option gewesen. Wir waren stärker, also haben wir uns genommen, was wir brauchten. Kein Bauer schließt Frieden mit seinen Schweinen. Soll es Speck geben, muss Blut fließen und soll eine Stadt ernährt werden, so färben sich so Gott will die Flüsse rot.
Doch ein Teil des Publikums wirkt auch interessiert bei der Erwähnung des Friedens. Sie blicken gespannt zu meinem Vater hinauf. Ich kann fast schon so etwas wie Hoffnung erkennen.
"Natürlich ist der Wunsch nach Frieden nachvollziehbar. Wir kennen nichts anderes als den Frieden. Doch dieser Kampf ist ein Kampf um das Fortbestehen. Ihr seid im Wohlstand groß geworden. Aber der Wohlstand stößt früher oder später an seine Grenzen. All das wovon ihr lebt ist die Beute eines vergangenen Krieges. Und bald wird diese Beute aufgezehrt werden. Und wenn ihr nicht hungern wollt, so müsst ihr bereit sein, zu nehmen, was euch zusteht. Niemand schließt Frieden mit seinem Vieh. Wenn die Vorräte aufgezehrt sind, wird wieder geschlachtet. Natürlich können all diese Pazifisten gerne ihre geniale Lösung vorschlagen. Doch am Ende entscheidet ihr als Volk. Und ich vertraue darauf, dass ihr wisst, wie unumgänglich dieser Krieg ist. Für unsere Heimat! Für unser Volk!"
Das Volk applaudiert, während wir wieder zwischen den Soldaten verschwinden. Hiermit beginnt der Wahlkampf. Zur Wahl stehen wie jedes Mal Wohlstand durch Krieg oder Verhungern in Frieden. Doch genau wie der Krieg ist auch die Wahl vor allem Tradition. Denn der Hunger bricht selbst den stärksten Pazifisten und sobald der Wille der friedlichen bricht, stehen unsere Soldaten bereit.
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Orlog | Krieg des Lebens
General FictionEine Geschichte aus einer der Städte in Metropolis.