On Break

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~Felix~

Zum ersten Mal seit anderthalb Wochen waren wir wieder alle beisammen. Die Wohnung war fast dauerhaft leer, da ständig Fotoshootings und Training auf dem Plan standen. Hyunjin und ich hatten heute endlich unser letztes Shooting für irgendein Magazin hinter uns gebracht.

Jetzt saßen wir alle beisammen und lachten gemeinsam über die dummen Witze, die von niemand geringerem als Jisung, Jeongin und Changbin kamen. Ich klebte währenddessen an Chans Arm, mit meinem Kopf auf seiner entblößten Schulter. Sein Schulterknochen drückte sich ein wenig in meine Wange. Aber es fühlte sich schön an. Und ich muss auch zugeben, dass ich mich schon lange nicht mehr so wohlgefühlt hatte – keine Kameras, niemand der uns verurteilte. Ich fühlte mich sicher.

Minho hatte Jisungs ständiges Geplauder langsam satt. Er warf sich auf den Jüngeren und setzte sich auf ihn als dieser am Boden lag, wodurch Jisung protestierend umher schrie. Ganz dramatisch stand Hyunjin auf, zeigte auf die beiden und rief: „Man werfe die beiden raus!“

Mit vorgespieltem Hass wandte Jisung sich zu ihm und heulte: „Hyunjinie~ sei nicht so unbarmherzig.“ Stöhnend schob er den beleidigten Minho von sich runter, nur um sich aufzustellen und den Langhaarigen anzuschauen. „Habe ich je etwas getan, was dich angegriffen fühlen lässt?“, schrie er.

Hyunjin schaute ihn eine Sekunde ausdruckslos an und versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, was uns alle zum Lachen bringen würde. Dann dreht er sich von Jisung weg, hielt sich die Nase zu und streckte seine Hand nach hinten aus, um ihn fernzuhalten. „Du riechst nach Nüssen und dein Aussehen gleicht dem eines Eichhörnchens.“ Daraufhin war er sich zu Boden und fing an weinerliche Geräusche von sich zu geben. „Meine Großtante starb an einer Erdnussallergie...“

Jeder fing an, heftig zu lachen. Hyunjin versuchte zwar nicht direkt lustig zu sein, aber die Versuche, die er immer brachte, waren definitiv nicht umsonst. Wir alle liebten ihn.

Jisung schaute weg. Eine gespielt verletzte Miene aufgesetzt. „Gut, ich verstehe schon“, seine Stimme schwankte, „Ich werde dir nicht mehr unter die Augen treten.“ Schmollend entfernte er sich von Hyunjin und ließ sich stattdessen neben mir auf die Couch fallen, was dazu führte, dass ich mich von Chan löste und nun zu Jisung geneigt war. Daraufhin packte er mich schmollend. „Dann nehme ich mir halt Lixie, ihn mag ich eh mehr.“

Chan schien es nicht zu mögen, dass ich ihm als Wärmequelle jedoch entzogen wurde.

Hyunjin schaute zu Jisung auf. „Nee nee nee nee nee“, fing er direkt an, stand sofort auf und nahm mich an der Hand. „Du darfst ihn nicht anfassen, sonst ist er deinem Eichhörnchen-Verhalten ausgesetzt.“ Er zog an meinem Arm, während Jisung sich um meinen Oberkörper klammerte, was mir ein klein wenig den Sauerstoff zum Atmen raubte.

Chan stand seufzend auf und trennte Hyunjins Hand von meiner. „Leute, wir brauchen ihn noch in einem Stück. Genug also, sonst kann er nicht mehr mit uns weitermachen.“ Beleidigt kreuzte Hyunjin seine Arme vor der Brust. „Ich muss mal eben ein Telefonat führen. Wäre es möglich, dass ihr in der Zwischenzeit ein wenig herunterkommt?“

<<*Zeitsprung*>>

Irgendwann hatte sich jeder beruhigt, doch Chan war immer noch in der Küche verschollen. Seungmin schaute zu den Kameras hoch und seufzte erleichtert, da der rote Punkt in der Mitte nicht blinkte. Ich glaube, dass wir alle uns so fühlten. Es war ja schön, dass wir auf diese Weise Videos für STAY zu bieten hatten, aber trotzdem war es stressig, durchgängig gefilmt zu werden. Man durfte sich keinerlei Patzer erlauben oder überhaupt ein wenig privater werden. Das hatte mich schon nach kurzer Zeit gestört.

Mit einem breiten Lächeln lehnte Seungmin sich vor: „Ist lange her, dass wir mal Wahrheit oder Pflicht gespielt haben, nicht?“ Sein Lächeln wandelte sich zu einem Grinsen. „Ich weiß ja nicht, wie es mit euch so steht, aber ich persönlich bin ja dafür, dass wir unsere Freizeit auch als solche behandeln.“

Ich schaute zu den anderen. Jeder hatte einen Blick aus einem Gemisch von Zustimmung und Missgunst aufgesetzt. Wahrheit oder Pflicht off-camera war immer extremst heikel und hitzig, aber dennoch unterhaltsam. Dann nickte ich: „Ich bin dabei!“ Ein riesiges Lächeln formte sich auf meinen Lippen, eines, das viel zu groß war, um es je verstecken zu können.

Schlussendlich stimmte jeder jubelnd zu. Einen Moment später kam Chan wieder rein und hielt fröhlich eine Flasche Alkohol und Partybecher hoch. „Habʼ eben mit JYP telefoniert.“ Jeder schaute ihn verwirrt an. Aufgrund JYPs Einschränkungen hatten wir schon lange nicht mehr getrunken. Wo hatte Chan das Zeug jetzt also her?

„Und mit ein klein wenig meiner Überredungskünste...“, er stelle die Flasche und die Becher auf den Tisch, ohne die Chance zu missen, sich selbst gut zureden, „habe ich es geschafft, ihn dazu zu bringen, das Ganze ein wenig lockerer zu nehmen und uns ein paar Drinks zu gönnen“, sagte er und verbeugte sich als Jisung, Jeongin und Minho anfingen zu klatschen.

Changbin blickte ihm beeindruckt entgegen. „Und wie hast du das geschafft? Ich kann mir vorstellen, dass er dich allein für deinen Vorschlag schon köpfen wollte!“

Chan zuckte mit den Schultern und lachte kurz auf. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Er könnte sich eingeschüchtert gefühlt haben.“

Ich lachte. „Klaaar“, meinte ich dann spöttisch, „Du bist gerade mal so einschüchtern wie die Fliege, auf die ich vorhin getreten bin.“ Jisung gefiel diese Anmerkung und stand auf, um mich mit seinem Brüllen und Klatschen anzufeuern.

Chan tat so als würde er Höllenschmerzen erleiden, fasste sich auf die Brust, genau dort, wo auch sein Herz sitzt und zuckte zusammen. „Das stimmt doch nicht, Junge. Ich bin so was von die schaurigste Person, die du je gesehen hast, oder etwa nicht?“, sagte er, kam so nah wie möglich zu mir und schaute mich mit dem ernstesten Blick, den er nur bringen konnte, an. Dann zerbrach die Fassade, und er brach in schallendes Lachen aus.

Ich seufzte müde. Wir hatten noch nicht einmal angefangen, zu trinken, und trotzdem waren wir bereits alle so drauf, als hätten wir den ganzen Tag nichts anderes getan.

~Jisung~

Lachen sorgte mittlerweile für Seitenstechen und ich war einfach nur noch erschöpft, jedoch war die Nacht noch nicht ansatzweise vorbei, also gab ich mein Bestes, so zu tun, als wäre das alles gar nicht der Fall. Ich hatte dieses ganze Zwischenmenschliche so vermisst. Wir als Gruppe hatten immer so krass viel Spaß.

Abermals ließ ich mich neben Felix nieder und konnte spüren, wie ich anfing, zu grinsen, als er sich gegen mich lehnte. Felix selbst war immer so süß und vorsichtig. Allein seine Berührungen ließen mich fühlen, als wäre ich eben erst wiedergeboren worden. Ich hatte ihn vermisst.

Chan verteilte die Getränke, zögerte aber bei Jeongin, da er vergaß, dass dieser bereits 20 war und somit in Südkorea alt genug zum Trinken. „Unser Baby, I.N., ist schon so groß geworden...“, sagte er und tat so, als sei er ein stolzer Vater. „Da das hier dein erstes Mal ist, darfst du nur einen Becher haben“, fuhr er fort und lächelte teuflisch.

„Ach komm schon, alter Mann“, jammerte Jeongin, „Ich weiß noch, wie Felix an seinem zwanzigsten so besoffen war, dass er ohnmächtig wurde.“

„Erstens, das hier ist nicht deine Geburtstagsfeier, und zweitens, ich sollte nur einen Drink haben, aber Jisung hat dem Punsch einen kleinen Kick gegeben. Also ist es nicht meine Schuld gewesen!“, meinte Felix spaßig, aber zugleich mit einem verteidigenden Unterton.

Ich lachte und wuschelte durch Felix' Haare. „Oh ja, daran erinnere ich mich! Da unsere Geburtstage nur einen Tag auseinander liegen, haben wir beides auf einmal gefeiert. Dazu kam, dass ich pissig war, dass wir nur je einen Drink haben durften. Also hatte ich ein bisschen was in den Punsch gekippt, während Chan damit beschäftigt war, den betrunkenen Hyunjin davon abzuhalten, Jeongin einen Lapdance zu geben. Du kannst wirklich nichts an Alkohol ab“, neckte ich, wobei mich der genervt dreinblickende Felix ein wenig rot werden ließ.

Jeongin schmollte. „Ist ja gut, haltet einfach nur Hyunjin von mir fern. Mir ist nicht so nach Belästigung.“ Lachend stupste er Hyunjin an, welcher daraufhin nur widersprüchlich quengelte.

Seungmin klatschte aufgeregt in die Hände, wodurch er die Aufmerksamkeit von jedem bekam. „Okay, wir sind uns also alle einig, dass wir Wahrheit oder Pflicht spielen, ja?“ Jeder außer Chan nickte. Nur er legte den Kopf in die Hände. „Ich werde anfangen“, lachte Seungmin, „Jisung, Wahrheit oder Pflicht?“

Forget The Past ⁂ 𝙹𝚒𝚕𝚒𝚡 !translation!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt