leise lullten die töne des alten autoradios emma ein. ihren blick starr auf die straße vor sich gerichtet und dennoch nichts sehend. glitzernde tropfen perlten über ihre durch die kälte gerötete wangen. sie war da, aber sie war es nicht.
ihr geist, ja, ihr geist war nicht am selben ort wie sie. er sah die in nebel getauchten bäume nicht, die verschwommenen felder oder das auto, was ihr entgegen kam.
nein, ihr geist war verheddert zwischen lüge und wahrheit, tatsache und wunschvorstellung, heute und gestern.
emma war niemals so durcheinander. emma war emma. das mädchen, das ihr leben im griff hatte. die tochter einer perfekten familie. die freundin, die dich aufhob, wenn du am boden lagst. das immer lächelnde mädchen, der sonnenschein, die optimistin. emma.
emma war nichts davon. nicht heute. vielleicht war sie es auch nie gewesen. denn welches perfekte mädchen fuhr mit tränen in den augen eine im nebel versunkene straße entlang, ignorierte das klingeln ihres telefons und summte den text eines liedes, das sie nicht einmal sonderlich mochte?
welches perfekte mädchen war so sehr in sich selbst verloren, dass es von dem hupen nichts mitbekam? welches perfekte mädchen fuhr in ein anderes auto rein? welches perfekte mädchen tötete?
wer war emma schon, wenn sie nicht perfekt war? wer war emma, wenn ihr geist ihres körpers größter feind war? wer war emma, wenn sie nicht emma war?
wer war das mädchen in der riesen blutlache?
war das wirklich emma?
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emma
Short Storyvielleicht war sie nur ein geist, ein gehirngespinst aller, die sie je ansahen. das perfekte mädchen, das du in ihr sehen wolltest, das perfekte mädchen, das nie mehr als gläserner sternenstaub war.