mama, ich kann nicht mehr.
mein leben ist mir zu viel. ich will ne pause oder vielleicht doch einfach nur das ende. ich möchte ruhe. einfach ruhe von allem. ich will schlafen, nicht denken müssen, weg sein.
aber ich wills nicht. was, was wenn tod nicht wie schlafen ist, was wenn meine gedanken danach nur noch lauter sind? mama, ich weiß nicht mehr weiter. warum fühl ich mich so?warum fühl ich mich wie die böse fee? warum mach ich mich selbst zu dornröschen, wenn andere ihre eltern spielen, warum bestraft die böse fee mich, wenn es doch die eltern waren, nicht dornröschen? warum bestraf ich mich selbst, wenn anderen etwas nicht passt? warum kann ich nie, aber auch wirklich nie zufrieden mit mir sein?
mama, ich will nicht mehr. ich will nicht drüber reden, was bringts mir. du kommst nicht mit deinen problemen klar. wie sollst du mit meinen klar kommen? warum schreib ich dir das? ich kenn dich nicht. du mich nicht. das ist sinnlos. warum ist dieses ganze prinzip des lebens so sinnlos? ich verlier mich in worten, die nie für dich bestimmt waren. denn am ende sind wir wie öl und wasser, unsere eigenen kleinen welten so verschieden, dass sie einfach nie zusammenfinden können.
und doch, doch schreib ich das an dich, weil ich's nicht glauben kann, dass du's nicht siehst. steh vor dir wie eine verkümmernde blume. tu' dir tag für tag unrecht, indem ich den schein behalte und die rolle annehm, die man mir zuschrieb als man keinen teller fand. bin die, deren geschichte du nicht kennst. denn wer schon liest dornröschen aus der sicht der bösen fee?
es bleibt wohl oder übel bei den vier worten. mehr nicht, mehr steckt nicht dahinter. ich kann nicht mehr. und das war's, das waren hoffnungstropfen des kleinen kinds in mir, dass noch immer denkt, seine mutter hätte alle antworten. hat sie aber nicht. sie ist ein mensch, so wie jeder andere. und doch schreib ich's dir, weil egal wie fremd du mir bist, mein herz dich immer misst.
— zwei tage zuvor; der brief unter emmas kopfkissen.
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emma
Short Storyvielleicht war sie nur ein geist, ein gehirngespinst aller, die sie je ansahen. das perfekte mädchen, das du in ihr sehen wolltest, das perfekte mädchen, das nie mehr als gläserner sternenstaub war.