Part 2

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Ich komme wieder zu mir und öffne meine Augen. Lorem und sein Gefolge sind weg. Der Umkleideraum ist leer.

Schmerzen in meinem Kopf, erschweren es mir, mich aufzurichten. Ich gehe zu meiner Tasche und hole mein Handy heraus, welches mir drei verpasste Anrufe und eine Nachricht von meinem Dad, die mich daran erinnern sollte ihm Bier zu kaufen, anzeigt.

Mit einem Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass es schon 21:12 ist, was bedeutet, dass ich etwa 5 Stunden auf dem Boden gelegen habe. Ein neuer Rekord, was für ein Jammer, dass es nicht für immer war.

Der Umkleideraum war verschlossen und es gab kein Fenster, durch das ich nach draußen steigen könnte. Das heißt wohl, dass ich noch bis Morgen hier feststecke.

Ich lege mich auf die Bank, die sich vor meinem Spind befindet und entspanne mich. Die Ruhe, die mich umgibt, ist mir fremd.

Das laute Ticken der Uhr, die sich in unserem Wohnzimmer befindet und das Geschrei meines Vaters, welches er während seiner täglichen Alkohol Extasen, die sich bis in die frühen Morgenstunden erstrecken, fehlt mir.

Ich schließe meine Augen mit der Hoffnung, direkt einzuschlafen. Meine Gedanken halten mich  wach. Ich fühle mich einsamer als jemals zuvor. Was habe ich verbrochen, um so ein qualvolles Leben zu führen, bei dem sich keiner Gedanken um mein Wohlergehen oder mein Leben macht.

 Was wohl mein Vater und mein Bruder gerade machen? Suchen sie nach mir, sorgen sie sich um mich? Wahrscheinlich nicht. Ich bin ihnen Egal. Ich hasse mich selbst, erwarte jedoch von andern, gemocht und akzeptiert zu werden.  

Ich öffne meine Augen und betrachte meine Wunden. Der blaue Fleck auf meinem linken Arm, den mir mein Vater während einer seiner Wutausbrüche verpasst hat, fängt langsam an zu verheilen. Gleich daneben hat sich eine neue Wunde gebildet. Ob sie wohl ein Geschenk von meiner heutigen Auseinandersetzung mit Lorem ist?

 Ich frage mich, woran es liegen könnte, dass er mich so hasst. Ich kenne ihn kaum und versuche ihm gezielt aus dem Weg zu gehen, was mir jedoch nur selten gelingt. 

Schritte, die aus dem Flur ertönen, lösen mich aus meinen trüben Gedanken. 

Wer wohl so spät noch in der Schule ist? 

Ich frage mich, ob ich versuchen soll, auf mich aufmerksam zu machen oder um Hilfe rufen, damit ich hier endlich rauskomme und nach Hause kann. 

Nach kurzer Bedenkzeit entscheide ich mich jedoch dagegen, da meine Befreiung mit vielen Fragen und Problemen verbunden wäre.

Die Schritte kommen immer näher und finden vor der Sportumkleide, in der ich mich befinde, ihren halt.  Ich schaue zur Tür und frage mich, ob ich mich verstecken soll. Vielleicht ist es ein Einbrecher, der versucht in die Schule zu gelangen. Wenn er mich findet, bin ich vermutlich sein nächstes Opfer. Bei dem Gedanken, dass er mir was antun könnte, verspüre ich jedoch keine Angst, sondern Erlösung.

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