❗️TW: Kapitel 2 - Verborgene Wahrheit und innere Kämpfe

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Die Ärztin schaute mir traurig in die Augen und nickte leicht, ihre Augen voller Mitgefühl und Sorge. Ich lag da und realisierte es erst nicht. Verwirrung und Angst durchströmten meinen Körper, während ich in Gedanken versank und hemmungslos zu weinen begann. Vorsichtig zog die Ärztin mich in eine lange Umarmung. Die Welt, in der ich bisher gelebt hatte, brach gerade vor meinen Augen zusammen. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Muss ich ins Heim? Warum musste ich überleben? Ich hatte viele Fragen, deshalb beschloss ich ihr jetzt eine der vielen Fragen zu stellen: "Wie geht es denn jetzt weiter?". "Das Jugendamt konnte deine leiblichen Eltern ausfindig machen und diese werden dich morgen abholen... Das sind Freunde von mir und wir wohnen zusammen in einer WG... Sie sind gerade in Tunesien und der nächste Flieger geht erst heute Abend, deshalb schaffen sie es heute leider nicht mehr zu kommen." versetzte sie mich innerhalb der letzten 10 Minuten zum zweiten Mal in eine Schockstarre. "Was?", fragte ich nur schockiert... "Ich wurde adoptiert?" wollte ich fassungslos wissen. "Das war alles etwas anders, aber das wird dir dann Paula morgen erklären." redete sie sanft auf mich ein. "Ich weiß, dass alles gerade etwas viel ist... Möchtest du reden?" fragte sie mich dann einer kurzen Stille einfühlsam. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich musste das erst einmal verdauen...

Nach einiger Zeit steht sie auf und geht. Ich dachte zuerst, dass sie den Raum verlässt, aber da habe ich mich getäuscht. Sie geht zu dem kleinen Tisch und zieht etwas unter ihrem Kittel hervor. Zuerst konnte ich es nicht ganz erkennen, doch als sie damit auf mich zukam, sprangen bei mir sofort alle Alarmglocken an... "Mäuschen... Ganz ruhig, okay? Ich weiß, dass du Angst hast und es nicht möchtest, aber ich brauche noch einmal etwas Blut von dir fürs Labor..." sagte sie und stellt die Nierenschale viel zu nah an mich ran. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ich war hin- und hergerissen zwischen meinem Vertrauen zu Tabea und der Furcht vor ihr. "Warte mal, ich habe da eine Idee..." kam von ihr plötzlich. Sie stand von dem Hocker auf und verließ schnellen Schrittes mein Zimmer.

Kurz darauf kam sie mit einer Tablette und einem Glas Wasser wieder. "So süße, das ist eine Beruhigungstablette. Von der wirst du auch etwas müde. Mein Vorschlag wäre jetzt, dass du die nimmst und ich dir dann, wenn du schläfst, Blut abnehme." schlug sie mir ihre Idee vor. Ich überlegte kurz: Hatte ich überhaupt eine andere Wahl? Eigentlich nicht. Also nickte ich, woraufhin sie mir die Tablette und das Glas Wasser reichte. Zaghaft betrachtete ich sie. Dann schluckte ich diese mit einem großen Schluck Wasser. Mit Tabletten hatte ich zum Glück noch nie Probleme... Ich bemerkte noch, dass Tabea mich die ganze Zeit sorgenvoll beobachtete, doch dann fielen mir meine Augen zu und ich war im Land der Träume. Mal wieder.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war ich alleine. Ein Blick auf die Uhr, die an der Wand hing, verriet mir, dass es bereits 21 Uhr war. Wieder einmal verspürte ich den unfassbar starken Drang, mich selbst zu verletzen. Also stand ich vorsichtig aus dem Krankenhausbett auf und machte mich auf den Weg ins Bad. Dort öffnete ich als Erstes den Waschbeckenschrank und wurde auch schnell fündig. Wie eine Trophäe hob ich den Rasierer mit der Silber glänzenden Klinge in die Höhe. Ich setzte mich in die Ecke des kleinen Badezimmers und baute schnell den Rasierer auseinander. Als ich dies nach einer gefühlten Ewigkeit geschafft hatte, hielt ich die Klinge einzeln in der Hand. Es dauerte nicht lange, bis auf meinem schon komplett vernarbten Bein nun wieder neue blutende Wunden waren. Ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht. Zufrieden begutachtete ich mein Werk, bevor ich es vorsichtig mit Toilettenpapier abtupfte. Die Klinge versteckte ich in der Hosentasche von der Jogginghose, die ich anhatte. Als es aufgehört hatte zu bluten, zog ich meine Hose wieder über die Stelle und verließ das Bad. Müde, aber etwas glücklicher als zuvor, wollte ich mich gerade in mein Bett begeben, doch da entdeckte ich eine Zahnbürste und Zahnpasta auf dem Waschbeckenrand stehen. Also rang ich mich noch kurz dazu durch meine Zähne zu putzen, obwohl mir eigentlich jegliche Kraft dazu fehlte.

5 Minuten später, lag ich dann aber in meinem Bett und ging gedanklich noch einmal mein ganzes Leben durch... Klar, habe ich irgendwie schon immer gespürt, dass zwischen "meinen Eltern" und mir irgendetwas anders ist, aber trotzdem... Das hätte ich nicht gedacht... "Aber vielleicht sind meine leiblichen Eltern mehr für mich da und ich kann besser mit ihnen reden..." machte sich in mir die stille Hoffnung breit. Aber ich hatte Angst, riesige Angst vor meiner Zukunft, mit der ich in einen sehr unruhigen Schlaf fiel.

Panisch und voll verschwitzt schreckte ich hoch. "Es war nur ein Traum, Sadie..." versuchte ich mich von meinem Traum selbst zu beruhigen. In dem Traum ging es um den Flugzeugabsturz. Aber was hatte ich auch anderes erwartet... Erneut ging mein Blick zur gegenüberliegenden Wand, an der die Uhr hing. 3:36 Uhr. Schlafen wollte ich nicht noch einmal, doch zum Aufstehen war es noch zu früh... Mein Blick ging durch den Raum, bis er an meinem Nachttisch ankam: Da lag doch tatsächlich mein Handy. Eigentlich hätte ich gedacht, dass es bei dem Flugsturzabsturz kaputtgegangen sei... "Und wieso hatte ich es vorhin nicht gesehen?", fragte ich mich.

Kurzerhand nahm ich das Handy und schaltete es an. Ich hatte sogar noch 3% Akku. Zufrieden öffnete ich WhatsApp. Natürlich hatte ich über 100 ungelesene Nachrichten und eine Vielzahl verpasster Anrufe. Der Großteil davon stammte von meiner besten Freundin Hanna. Gerade als ich anfing mir die Nachrichten durchzulesen, wurde der Bildschirm meines Handys schwarz. Na super, jetzt ist der Akku alle und ich habe hier natürlich kein Ladekabel... Frustriert legte ich es wieder weg und überlegte, ob ich vielleicht im Schwesternzimmer nach einem Ladekabel fragen könnte. Entschied mich letztendlich aber dann doch dagegen. Ein nächster Blick zur Uhr verriet mir, dass es inzwischen schon 4 Uhr war.
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Hey ihr Lieben <3
Ich wollte noch ganz kurz anmerken, dass selbstverletzen NIEMALS eine Lösung ist. Ich habe leider selbst die Erfahrung damit gesammelt und weiß, wie gut es in dem Moment tut ABER eben nur für den Moment. Falls ihr betroffen seid und einfach mal ein offenes Ohr benötigt, könnt ihr mir jederzeit gerne schreiben. Ich höre euch gerne zu! <3 Aber trotzdem lege ich jeden betroffenen ans Herzen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Ihr seid alle ganz tolle Menschen und habt es nicht verdient, sowas alleine durchzumachen! <3
Man liest sich im nächsten Kapitel!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 22, 2023 ⏰

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Der Überlebenskampf (ASDS-Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt