ᴢᴡᴏᴇʟғ

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Ich sprang vom Sofa auf und rannte die Treppe hoch. Lena bekam davon nichts mit. Sie schlief schon tief und fest.
Das war Lucas stimme, dachte ich als ich eine Stufe nach der anderen hinaufsprang. Plötzlich war ich hellwach. Ich riss seine Tür auf und sah das Licht in seinem Zimmer. Luca, nackt im Bett. Unter ihm, Evelyn. Die beiden erschreckten sich, als die Tür sich öffnete. Er sprang vom Bett und schaute mich verzweifelt an. Evelyn riss die Bettdecke zu sich, um ihren nackten Körper zu bedecken und grinste mich stolz an.
Ich konnte das alles nicht glauben. Bevor Luca mir hinterherlaufen und etwas sagen konnte, knallte ich dich Tür wieder hinter mir zu und schnappte mir meine Schuhe, welche unten im Flur standen. Dann lief ich hinaus. Die gesamte Straße runter. Etwa 2 Häuserblöcke weiter blieb ich stehen und brauchte einen kurzen Moment, denn ein Schwindel überkam mich. Es war mitten in der Nacht und ich wusste nicht, was ich tun soll, geschweige denn wo ich hin soll. Ich setzte mich auf eine Bank. Um diese Uhrzeit waren erstaunlicherweise immer noch einige Menschen hier unterwegs. Ich zwang mich, mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Dann hörte ich eine Stimme neben mir.
"Darf ich mich setzen?", fragte er.
Ich schaute gar nicht erst hoch und antwortete nur:" wenn du mich nicht nervst, ja."
Mir fiel erst im Nachhinein auf, dass es übertrieben war, meinen Frust an einem Fremden auszulassen.
Nach einem Moment schaute ich hoch und sah in zwei Wunderschöne blaue Augen, die mich interessiert anschauten. Braune, wellige Haare und ein süßes Lächeln. Nett sah er aus, dachte ich und lächelte ihn an. Er fragte, ob er mir helfen könne und aus mir platzte es heraus. Ich konnte die Tränen nicht länger unterdrücken, Gott war mir das peinlich. Doch er lachte nicht, ganz im Gegenteil fragte er, ob er mich in den Arm nehmen dürfte. Ich nickte und spürte mit einem mal so viel Geborgenheit, wie lange nicht mehr. Ich erzählte ihm von Luca, von der gestrigen Feier, von dem was ich letzte  Nacht im Flur sah und von dem was ich diese Nacht sehen musste. Er hörte mir ruhig zu und versuchte mich ein wenig zu trösten. Dann schaute er mir wieder direkt in die Augen. Ich war überfordert mit der Situation. Irgendetwas in seinen Augen zog mich magisch an. Ich kam ihm immer näher und küsste ihn.
Zu meinem Erstaunen, erwiderte er den Kuss. Ich war sprachlos, aber für einen kurzen Moment vergaß ich alles um mich herum und konnte den Moment genießen. Er lächelte und bot mir an, mir ein Taxi zu rufen oder mich selbst nachhause zu fahren, doch ich lehnte ab. Ich begann mich schuldig zu fühlen, für einen Kuss. Musste ich das? Ich hatte Luca bei etwas erwischt, was ich von ihm nie erwartet hätte. Ich war mir trotzdem unsicher. Meine Gedanken wirrten in meinem Kopf herum. Letzendlich bedankte ich mich bei meiner neuen Bekanntschaft. Ich fühlte mich wohl bei ihm, aber würde wohl niemandem was davon erzählen. Schließlich würde ich ihn wohl nicht wiedersehen. Seine Nummer hatte ich nicht und vorher habe ich ihn auch nie hier gesehen.
Ich schaute auf mein Handy und sah verpasste Anrufe und Nachrichten von Luca. Wie sehr es ihm leidtun würde...dass er mit mir reden wolle..und wo ich denn sei..er mache sich Sorgen. Ich antwortete darauf nicht und verbrachte die Nacht alleine im Haus meiner Eltern. Ich war auch vorher oft alleine in diesem Haus. Doch heute Nacht fühlte ich mich einsamer als je zuvor. Und den Typen von der Bank bekam ich ebenfalls nicht aus dem Kopf. Ich kannte nichtmal seinen Namen...

Blau wie der Ozean (Weitere Kapitel folgen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt