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Im Halbschlaf, noch bevor der erste Vogel anfängt zu zwitschern, erhebt sich Rindou neben dir. Du blinzelst in die tiefe Dunkelheit des Schlafzimmers. Seine Wärme neben dir ist verschwunden, dann liegen seine Lippen auf deiner Stirn. ''Ich muss gehen, Angel'', flüstert er sanft, eine Spur bedauern liegt in seiner Stimme. 

''Mh'', nach seiner Hand tastend öffnest du deine Augen einen Spalt als er gerade seine Brille aufsetzt. Die Digitalanzeige in ihrem kalten Grün zeigt 04:30 Uhr. ''Jetzt schon? Es ist so früh Rin-Rin'', nuschelst du unter der Decke.

Bevor du dich aufrichten kannst, drückt er dich behutsam zurück ins Kissen. Erneut finden seine Lippen den Weg auf deine Stirn. ''Bleib liegen, ich kann mich schon selbst um mich kümmern.'' 

Du kannst nicht anders als zu grinsen. ''Bis später, love'', murmelst du schwach als er dich wieder in die Decke wickelt und schläfst weiter. Kein Laut ist zu hören, nicht einmal seine Schritte als er die Treppe runter geht und das Haus verlässt. Dir fehlt seine angenehme Wärme im Bett, sein ruhiger Atem und die gemurmelten Worte wenn er im Schlaf vor sich hin redet. 

Mit Hintergrundgeräuschen konntest du nie schlafen und jetzt kannst du nur schwer Ruhe finden wenn du seinen Atem und seine Stimme nicht hörst. Verrückt, wie sich Angewohnheiten ändern. Hast du deshalb manchmal die Kinder zum schlafen ins Bett geholt? Möglich. Auch die Zeiten genießt du ungemein und bist vollkommen okay damit wenn sie ein paar mal die Woche zu euch rüber kommen. 

Du streckst dich ausgiebig. Deine Muskeln zittern heftig bevor du ächzend aus dem Bett steigst. Schnell machst du dich im Badezimmer fertig und siehst nach den Kindern. Sanft gibst du ihnen einen Kuss auf die Stirn und ziehst die Vorhänge zurück um das morgendliche Licht in die Zimmer zu lassen. ''Ich bin in der Küche'', lässt du sie wissen und bereitest das Frühstück vor. 

Noch eine halbe Stunde vergeht bis sie sich zu dir gesellen und schläfrig an deinem Bein lehnen. ''Was machen wir heute?'', fragt dein Sohn mit einem langen Gähnen, der seine Worte undeutlich in die Länge zieht.

''Auf was hättet ihr Lust? Wir könnten im Garten spielen'', schlägst du vor und notierst direkt, dass du das Gästehaus noch aufräumen musst. Ein roter Schimmer schleicht sich auf deine Wange bei dem Gedanken an gestern und du schüttelst unmerklich den Kopf. 

Dann fällt dein Blick auf die Kühlschranktür und du lächelst sanft als deine Finger über das kleine Stück Papier gleiten. In Rindous geschwungener Handschrift hat er eine Notiz für euch hinterlassen, wie an jedem Morgen den ihr nicht gemeinsam starten könnt.

~(N/S), dein Ball hat wieder genug Luft falls du spielen willst.
(N/T), ärger deinen Bruder nicht zu viel.
Angel, ich liebe dich unendlich. Tut mir leid, dass ich so wenig Zeit hatte.~

Du tippst auf das Papier. Hat Rindou etwas gegessen bevor er gegangen ist oder konnte sich jedenfalls etwas mitnehmen? Nach einem Blick in den Kühlschrank bezweifelst du es. Ein langes seufzen verlässt deine Lippen, die Kinder horchen auf. ''Was ist los Mommy?'', fragt das Mädchen neugierig und versucht die Buchstaben auf dem Blatt zu entziffern als beinhalten sie jegliche Antworten auf ihre Fragen.

''Dad hat bestimmt nicht gefrühstückt'', mutmaßt euer Sohn mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Du siehst ihn aufmerksam an. Den Scharfsinn hat er eindeutig von dir. Das darfst du Rindou nur nie sagen, jedenfalls nicht jetzt. Wenn er dich nervt reibst du es ihm unter die Nase. Vielleicht.

Kurz überlegst du ihm sein vergessenes Frühstück rüber zu bringen, verwirfst den Gedanken jedoch wieder. Wenn er so früh gerufen wurde wird er nicht anzutreffen sein. Das aufkommende Gefühl von Besorgnis kannst du trotzdem nicht unterdrücken. Wird er sich etwas auf dem Weg besorgen? So aufopfernd er sich um euch kümmert, so wenig achtet er auf sich selbst in schwierigen Situationen.

∘°ෆ 𝑫𝒂𝒅𝒅𝒚 𝑩𝒂𝒃𝒚𝒅𝒂𝒅𝒅𝒚  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt