TW: gender dysphoria
Eine Träne läuft meine heißen Wangen hinunter, leere Augen blicken mich an. Am liebsten würde ich schreien und meiner Reflexion die Fäuste entgegen werfen.
Aber ich sitze nur ganz still im Schneidersitz auf meinem Teppich. Ich versuche das Schluchzen zu unterdrücken, da spüre ich auch schon ihre Arme die sich schützend um mich legen.
Erst sitzt sie nur hinter mir und bedeckt nur schwer meinen Oberkörper, aber als sie merkt, dass ich mich immernoch anstarr setzt sie sich auf meinen Schoß, sodass ich nur noch ihren Rücken sehen kann.
Ich vergrabe mein Gesicht an ihrem Hals, was seltsam aussehen muss, da sie doch viel kleiner ist als ich. Und doch scheint sie gerade alles zusammen zu halten bevor ich ganz zerbrech.
"Ich... Ich kann das nicht mehr", bekomm ich grad noch so raus bevor mich die Tränen erneut übermannen. Ihre kühlen Hände liegen nun auf meinen Wangen und vorsichtig wischt sie mit ihren Daumen ein paar Tränen weg. Sie drückt meinen Kopf leicht nach oben, sodass ich ihr direkt in die Augen schau. Mit ruhiger Stimme fängt sie an zu reden: " Du musst niemandem etwas beweisen, Honey. Einen Fuß nach dem anderen gehen wir Tag für Tag zusammen durch die Welt. Ich werde deine Hand immer halten, egal wohin dich dein Weg führt. Mir ist es egal was andere in dir sehen. Ich will nur, dass du glücklich bist und zu der Person werden kannst die du sein willst. Egal wie du aussiehst oder wie du heißt."
Es beruhigt mich ein wenig zu wissen, dass sie hinter mir steht auch wenn es sonst niemand tut. Bei niemandem fühl ich mich so sicher wie bei ihr.
Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn bevor sie mich wieder in ihre Arme nimmt.
Alls mein Körper endlich wieder runtergefahren ist steht sie auf und gibt mir einen dicken Pulli aus dem Schrank.
"Na komm, ich hol dir noch ein Glas Wasser und danach putzen wir Zähne"
Sie verlässt den kleinen Raum, damit ich mich ungestört umziehen kann und kommt mit einem Glas zurück. In einem Zug kippe ich die kühle Flüssigkeit hinter um ihr dann ins Bad zu folgen.
Ein leises "Danke" kommt noch über meine Lippen als ich das Tuch über unserem Wandspiegel entdecke. Sie weiß einfach genau welche kleinen Dinge mir das Leben ein wenig einfacher machen.
Müdigkeit lullt mich ein, während ich ihrem gleichmäßigem Herzschlag zuhöre. Und einen weiteren Tag überlebt, ist der letzte Gedanke bevor ich ganz in das Land der Träume abdrifte.
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Queere Kurzgeschichten
Cerita PendekWie der Name schon sagt werden hier einige kleine, nicht zwangsläufig tiefsinnige Kurzgeschichten erscheinen. Manchmal werden es auch nur ganz kurze Szenen für Momente die gerade in meinem Kopf herumschwirren und einen Platz suchen. Vielleicht diene...