Hallo Fremder,
als ich gestern in den Park gegangen bin sah ich, dass mein Brief verschwunden war. Merkwürdig. Ich hatte bezweifelt das ihn Jemand lesen würde. Ich gehe mal stark davon aus, dass Du die selbe Person bist die meinen gestrigen Brief las. Zumindest hoffe ich es. Na ja, wie dem auch sei...Heute war nicht der beste Tag. Ich möchte die Stimmung nicht gleich am Anfang herunter ziehen, aber ich muss es trotzdem sagen: Schule. Nur ein Wort. Ein Wort, so kurz es auch sein mag. Ein Wort, dass mein ganzes Leben ruiniert. Manchmal frage ich mich ob es wirklich die Schule ist, oder nur die Leute die sie besuchen. Doch dann fällt mir auf, dass ich ohne dieses Höllenloch auch den Teufel höchst persönlich nicht hätte kennenlernen müssen.
Am Anfang waren es nur stichelnde Kommentare. Ich ignorierte sie oder warf etwas zurück, doch in letzter Zeit wurde es schlimmer. So schlimm, dass ich morgends wenn ich aufwache schon Angst habe vor dem was sie mir heute an den Kopf werfen werden. Ich kann mich auf nichts mehr konzentrieren und ich möchte es auch nicht. Ich wünschte wenigstens meine Freunde würden mir beistehen - aber die haben wohl ihre eigenen Probleme. Oder es interessiert sie einfach nicht.
Freunde. Was sind Freunde überhaupt? Sind es Leute die so sind wie du? Die so tun als wären sie du? Die gerne du sein wollen würden? Die immer auf deiner Seite sind egal ob du Recht oder Unrecht hast? Die alles für dich tun werden?
Nein. Freunde sind Menschen, die das komplette Gegenteil von dir sind, dich aber trotzdem so wertschätzen wie du bist und dich um nichts in der Welt ändern wollen würden. Freunde sind Menschen, die dir auch mal ihre Meinung sagen, auch wenn sie dir nicht gefällt, aber nicht verletzend dabei werden.
Zumindest dachte ich mal, dass Freunde so wären.
Denn in Wirklichkeit kann man sich auf niemanden verlassen. Man kann niemandem mehr trauen.
Jeder Mensch trägt eine Maske. Eine Maske die ihm wie angegossen passt - manchmal sogar so gut, dass man zu spät bemerkt, dass sie überhaupt da ist.
Aber was soll man tun, wenn man sie dann doch bemerkt? Soll man bei den Menschen bleiben, die einen niemals komplett akzeptieren werden? Die einen niemals für das mögen werden, was man ist, sondern nur für das, was man scheint zu sein? Soll man es wagen alleine da zu stehen, selbst wenn man in Wirklichkeit schon längst alleine ist? Wieso sollte man sich Mühe machen, jemandem zu gefallen, obwohl man es der Person sowieso nie recht machen können wird? Wieso sollte man jemanden unterstützen, der denkt er würde einen besser kennen als man sich selbst, obwohl die Person sich die Dinge nur so zusammen stellt wie sie sie sehen möchte, und nicht so wie sie sind?
Richtig. Man sollte es nicht. Man sollte nicht versuchen mit einer solchen Person befreundet zu sein. Aber wieso tuen wir es dann? Wieso machen wir uns so viel Mühe jemand zu sein, der wir nicht sind, für eine Person, die es nicht wert ist?
Genau. Weil wir alle so sein wollen wie diese Person. Wir wollen sie Person sein für die sich jeder ändern würde. Wir wollen die Person sein, die so unverletzbar ist, weil niemand ihr wirkliches Ich kennt, aber jeder denkt er würde es. Wir wollen die Person sein die von jedem geliebt wird. Wir wollen die Person sein die von jedem unterstützt wird. Doch während wir dies tun, bemerken wir gar nicht wie wir immer mehr ein Sklave unserer selbst werden. Nur noch ein Schatten. Eine leere Hülle mit einem kleinen Funken Hoffnung in sich. Bis auf einem rumgetreten wird, sodass auch dieser letzte Funke erlischt.
Lass mich dir eins sagen: Das ist keine Freundschaft. Nicht wirklich.
Es ist etwas Gefährliches. Etwas was dir für eine Zeit lang das Gefühl gibt, etwas besonderes zu sein. Doch irgendwann, ganz unerwartet fällt alles was du dir aufgebaut hast auf dich hinab. Und das wegen dieser einen Person. Wegen der Person, die dir geholfen hat all das aufzubauen.
Es gibt keine wahre Freudschaft. Nicht mehr. Jeder denkt nur noch an sich selbst. Ja, ich auch und ich habe keine Angst es zuzugeben. Aber ich schäme mich dafür. Ich schäme mich für das, was aus mir geworden ist. Und ich bin wütend. Wütend das ich zugelassen habe, dass zwei Leute mich ruinieren; ein "Engel" und ein "Teufel".
Denk immer daran: Selbst der Teufel war einmal ein Engel. Und nicht nur das; er war Gottes Liebling.
- T
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Dear Stranger
RomanceEin sorgenfreies Mädchen fand einen misteriösen Brief welcher die Tür in eine neue, für sie unbekannte Welt öffnete. "Hallo Fremder, ..."