♡︎ Kapitel 8

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Die Vögel sitzen schon längst in den Ästen der umstehenden Bäume und schreien sich gegenseitig an, als ich meine Stammkneipe verlasse. Hatte ich eine Tasche dabei, ich weiß nicht... und eigentlich kümmert es mich auch nicht. Irgendwer wird sie schon gefunden haben. Oder ich hatte keine. Eigentlich wollte ich mir das sowieso abgewöhnen, das mit dem Alkohol, wahrscheinlich hatte ich gar keine dabei.

Seufzend bleibe ich stehen, lehne mich gegen einen Baum als ich merke, wie ich schwanke, und suche nach meinem Haustürschlüssel. Scheiße, der muss irgendwo bei mir sein, ich... ich wische mir die Tränen aus meinen Augen, von denen ich dachte, dass sie schon längst versiegt waren.

Kurz halten die Vögel ihre verdammte Klappe, als ich gegen meinen Baum schlage.

„Ihr solltet besser auf Eure Sachen aufpassen."

Ertappt wirble ich herum, meine Hand direkt über der leeren Kunaitasche.

„Ich muss mit Euch sprechen, Miyu Uchiha.", sagt der Fremde dann unbeeindruckt.

Im Dämmerlicht sehe ich, wie er meine Tasche vor sich auf den Boden stellt.

„Und Ihr könnt nicht bis morgen warten?", fauche ich und wische mir ein letztes Mal übers Gesicht. Ist es denn nicht offensichtlich, dass ich gerade anderweitig beschäftigt bin?

„So gesehen ist es bereits morgen."

„Danke, ich will es aber nicht so sehen. Sagt mal, kennen wir uns überhaupt?" Angefressen und angestrengt blinzele ich im Dämmerlicht. Vor mir könnte jeder stehen, ich bin so nachtblind, ich würde nicht einmal meinen Bruder erkennen.

„Tobirama Senju. Freut mich, sehr angenehm, wäre jetzt gelogen, sollte es den ganzen Prozess beschleunigen, wäre ich aber durchaus bereit so zu tun."

Ich kann nur blöd glotzen.

„Seid Ihr fertig mit dem Baum oder braucht Ihr noch ne Minute?"

„Nein, schon gut.", spare ich mir mindestens drei bissige Kommentare, die mir dazu eingefallen wären. Nur ganz für mich, denke ich mir Arschloch.

„Was genau kann ich denn für Euch tun, nachts um vier?", frage ich so höflich es mir möglich ist und schnappe mir dabei gleich meine Tasche.

„Nicht hier. Irgendwo wo wir ungestört sind."

Okay. Das ist merkwürdig. Mehr als merkwürdig. „Ihr wisst aber schon, wie das klingt? Um diese Uhrzeit?" Während ich stockbesoffen bin.

„Wieso, ist das so schwer zu verstehen?"

„Nein... Vergesst es einfach. Wir können in meine Wohnung.", murmle ich kopfschüttelnd. Dann sage ich „Aber nur dass Ihrs wisst, mit Senjus mache ich es nicht." weil ich immer noch unheimlich viel Wein intus habe und anscheinend leicht suizidal bin.

Zu meinem Glück lässt er meinen sehr unüberlegten Spruch unkommentiert. Entweder weil der intelligenteste Mann des Dorfes meine Anspielung tatsächlich nicht schnallt, oder weil er weiß, in welchem Zustand ich mich befinde. Wahrscheinlich eher letzteres.

Den ganzen Weg zu meiner Wohnung rückt er nicht mit der Sprache raus, was er eigentlich von mir will. Und ich kann es mir auch beim besten Willen nicht vorstellen. Das hier ist das erste Mal, dass ich überhaupt mit Tobirama Senju spreche (weshalb ich mir auch fest vorgenommen habe, mich zu benehmen), er hat absolut keine Gründe mir mitten in der Nacht auf den Senkel zu gehen. Es sei denn-

„Geht es darum, dass ich mich noch nicht zur Patrouille gemeldet habe? Madara meinte, er regelt-"

Ach ja... Madara wird gar nichts mehr für mich regeln. Ich hatte es tatsächlich kurz vergessen. Nicht heulen, nicht heulen, nicht heulen.

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