♡︎ Kapitel 9

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Mit der Hand wische ich über die Spiegelfläche, die sofort wieder beschlägt. Leise seufze ich, dann binde ich mein Handtuch etwas fester und öffne ein Fenster.

Ich möchte mir Mühe geben für heute Abend. Immerhin ist es meine Aufgabe neben Madara zu sitzen und glücklich auszusehen und Glück und Schönheit liegen oft nah beieinander.

Bin ich glücklich? Vorsichtig bürste ich meine Haare, die beim Baden weitestgehend trocken geblieben sind. Ich bin nicht traurig. Ich bin verwirrt, etwas verloren und ein bisschen unsicher, aber ich bin nicht todunglücklich. Glaube ich.
Jedenfalls nicht so, dass ich spontan in den Uzumakiclan einheiraten würde.

Was Tobirama wohl dazu sagen würde... Besser, als der Uchiha. Für meinen Bruder wäre jeder besser als der Uchiha.

Ich will den Uzumaki nicht, entscheide ich, als ich mir eine Klette aus den Haaren ziehe. „Was soll das, die Uzumakis kommen für unsere Verlobung hier her, wie falsch wäre das?!", frage ich mein Spiegelbild. Und überhaupt, irgendwas ist hier doch komisch, ich kann nur noch nicht sagen was.

Ich möchte dem Uchihaclan vertrauen können. Und mein werter Freund Ashina sieht das genauso.

Das ging mir schon vor meinem Bad nicht mehr aus dem Kopf. Heißt das, dass Uzumakisama doch davon weiß? Warum müssen wir ihm dann was vorspielen? Ich versteh den ganzen Plan überhaupt nicht.
Und Madara, der hier eigentlich der einzige ist, dem ich vertrauen kann, ist auch die ganze Zeit merkwürdig. Irgendwie angespannt, als wäre er jederzeit bereit dazu, zu verschwinden.

Frustriert stecke ich meine Haare hoch, wobei mir ein paar Strähnen wieder entgleiten, dann betrachte ich mich im Spiegel. Gut so. Vielleicht noch Lippenstift... Dann geht die Tür hinter mir auf.

„Ich wusste nicht, dass du immer noch hier drin bist.", sagt Madara, weil ich dabei bin, Lippenstift aufzutragen und nichts sagen kann.

Ich mache bloß eine hektische Handbewegung, als er die Tür hinter sich wieder zuschieben will.

„Hm?"

„Sind wir im Stress?" Ich war so sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Draußen dämmert es bereits.

„Noch nicht, warum?"

„Ich glaube das Wasser ist noch warm, wenn du möchtest, schaffst du es bestimmt noch zu baden.", biete ich an. Er sieht so aus, als könnte er ein bisschen Entspannung gut gebrauchen.

"In Ordnung."

„Okay, warte, ich hab hier Handtücher gefunden..." Ich greife mir mein eigenes, damit es nicht runterrutscht und wühle im kleinen Wandschrank in der Ecke.

„Ayumi-„

„Schon gut, ich stör dich nicht weiter.", ich greife mir den Rest meiner Sachen, die ich auf dem winzigen Tischchen ausgebreitet hatte, dabei weiterhin mein Handtuch haltend.

„Ayumi, heute Abend geben wir unsere Verlobung bekannt... Offiziell."

Irritiert stehe ich halb in der Tür, halb im Flur. „Das ist doch der Plan, oder nicht?"

„Nach heute Abend gibt es kein zurück mehr.", sagt er mir, was ich bereits weiß. „Ayumi, wenn-„

„Was ist deine Lieblingsfarbe?"

„Was?"

„Lieblingsessen?"

„Hast du zu heiß gebadet, oder...?"

„Nein, aber ich verlobe mich heute Abend mit einem Mann, über den ich so gut wie nichts weiß."

Er steht neben dem Hocker, auf dem ich gesessen habe, ich stehe in der Tür. Wir schauen uns einfach nur an. Mein ganzer Kram will schon eine ganze Weile bedrohlich nach unten rutschen. Er seufzt.

„Dreh dich um."

Ich tue was er sagt und schiebe außerdem die Tür zum Badezimmer zu. Hinter mir höre ich erst das Rascheln von Stoff, dann Wasser.

„Hast du noch eine von deinen Haarnadeln?"

„Klar." Nicht nur eine. Dass meine Haare überhaupt oben bleiben und sich nicht einfach wieder auflösen liegt an dem Berg an Nadeln, der meine Frisur zusammenhält. Am besten halte ich meinen Kopf so still wie möglich, damit ich keine Nackenschmerzen bekomme.

Seufzend lege ich meinen ganzen Kram zurück auf den Tisch, dann fische ich in meinen Haaren nach einer Nadel, in der Hoffnung, dass es keine wichtige ist.

Madara sitzt, bis zur Brust im Wasser, im Steinbecken, nur seine Knie gucken noch raus. Mit der einen Hand hält er sich seine Haare hoch, die andere streckt er mir entgegen, als ich ihm die Haarnadel reiche. Meine Hand zittert leicht, dabei ist es hier drin so heiß, dass Dampfwolken über den Boden wabern.

„Und du willst wirklich wissen, was ich gern esse?" Fragend hebt er eine Augenbraue.

„Naja...", murmele ich und gebe mir dabei allergrößte Mühe, ihm nur ins Gesicht zu sehen. „Das ist doch ein guter Anfang?"

„Was glaubst du denn?"

Tatsächlich werde ich davon abgelenkt, wie außerordentlich ungeschickt er versucht, seine Haare hochzustecken. Wenigstens habe ich jetzt eine Ausrede um auf seine Oberarme zu starren. „Ähm, ich weiß nicht, vielleicht-„

„Ist was?"

„Nein. Ja. Lass mich helfen." Ich kann nicht länger hinsehen. Ich stecke mein Handtuch fest und setze mich einfach auf den Beckenrand und schnappe mir die Nadel zurück. „Drehst du dich um?"

Mit unleserlicher Miene schaut er mich an, bevor er schließlich seufzt und etwas wie „Meinetwegen...", murmelt. Und sich mit dem Rücken zu mir dreht. Vorsichtig lege ich seine langen schwarzen Haare über meine Beine, damit sie trocken bleiben.

„Also ich glaube, du magst süßes.", rate ich ins Blaue während ich damit beginne, mit meinen Fingern durch seine Locken zu kämmen.

„Seh ich so aus?"

„Naja-„, ich verstumme, als er den Kopf nach hinten legt, nur damit ich sehe, wie er eine Augenbraue hebt.

„Also ich wollte damit nicht sagen, dass du..."

„Dass ich was?"

„Du siehst nicht so aus, ich mein du siehst stark aus und so... aber ich hätte es mir vorstellen können..." Warum lässt er mich so hängen, er wird doch wohl wissen, was ich meine!

„Stark?"

Stumm aber wahrscheinlich mit kirschrotem Gesicht konzentriere ich mich wieder auf seine Haare, während er anscheinend einen steifen Nacken in Kauf nimmt, nur um sich über mich lustig zu machen. Wobei er allerdings genauso ernst schaut, wie sonst auch.

Etwas beleidigt bewege ich ihn dazu, wieder nach vorn zu gucken um seine Haare endlich hochzustecken, dann stehe ich auf. „Ich muss mich anziehen gehen, nicht dass wir zu spät kommen.", verkünde ich etwas heiser.

„Es ist noch eine ganze Stunde Zeit."

„Bis später.", sage ich der Wand hinter ihm, dann bemühe ich mich möglichst wenig überstürzt das Badezimmer zu verlassen. Meine Sachen liegen immer noch auf dem kleinen Tisch vor dem Spiegel...

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