Ein herzzerbrechender Schrei erfüllte die kühle Abendluft. Nicht sehr laut, doch der Schrei vermochte es in Knochen zu fahren und eine andere Kälte mit sich zu bringen als es der Wind jemals könnte.
Er stand neben ihrem Grab.
Kaum eine Woche war rum. Die Erde hatte sich noch nicht gesetzt und die Blumengestecke welkten langsam vor sich hin.
In ewiger Liebe und Gedenken, Mama und Papa
Du wirst für immer in unseren Herzen bleiben!
Wir vermissen dich. Dein Adrien
Er blickte auf die goldenen Lettern seines eigenen Gestecks. Ja, dachte er, ich vermisse dich verdammt noch mal. Und er fand es nicht fair, dass die besten Menschen zuerst das Zeitliche segnen mussten. Er fand es nicht fair, neben ihrem Grab zu stehen, selbst ein Leben führen zu können, während ihres mit ihr gestorben war. Er fand es nicht fair, dass sie keine einzige Chance hatte und dass sie beide keine Chance mehr hatten, zu leben, diejenigen zu sein, die sie sich immer erträumt hatten. Und während er dastand, mit dem Blick auf das Grab gerichtet, auf ihren Namen, auf die Daten, auf sein Gesteck, da kamen ihm die Tränen so brennend und schmerzend, wie nur die Tränen tiefster Trauer es sein konnten. Es kam eine Wut, die nicht bebender sein konnte. Er hasste ihr Schicksal, er verfluchte Gott, er fand das alles nicht fair und lies es in einem herzzerreißenden Schrei raus. Dann schlug er gegen den nächstgelegenen Baum und der Schmerz, den er dabei verspürte war nichts im Vergleich zu dem Schmerz in seiner Brust.
Er wusste es würde es nicht besser machen, doch er wollte den Schmerz auch am Körper fühlen, er wollte am liebsten zu ihr unter die Erde, wo er sie nicht verlassen müsste, wo er auf ewig, so wie sie es erträumt hatten, bei ihr sein konnte.
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Wie sie l(i)ebt
RomanceEin Mensch verfügt über die Fähigkeit das gesamte Dasein und Leben eines anderen Menschen auf das tiefste zu prägen, so dass man diesen am Ende gar nicht mehr wieder erkennt. Eine Liebe verfügt über die Fähigkeit, dies in Sekundenschnelle zu vollbri...