Eine Verkleidung mit Tücken

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Morgens in der Früh klingelte ein rosa Schweinchen-Wecker pünktlich zur eingestellten Zeit, als er nichts ahnend mit einem Faustschlag ruhig gestellt wurde, und eine junge Frau, die diesen strafend ansah. Ehe sie ihre Bettdecke beiseite schlug und sich auf dem Bettrand setzt.
„Als ob mein Wecker etwas dafür könnte ...", brummte sie die Braunhaarige leise vor sich hin, während sie sich einmal durch das Gesicht wischte.
„Aber was soll's... Erst mal einen Tee", sprach sie zu sich und verließ ihr Schlafzimmer, das an einen kurzen Flur angrenzte.
Kurz bevor sie in die Küche ging, machte sie einen kleinen Abstecher in ihr Badezimmer, um das Badewasser schon mal einlaufen zu lassen.
Schließlich verließ sie den Raum wieder und ging den kurzen Flur entlang und erreichte ihre kleine Wohnküche, die noch im Dunkel lag.

Sie machte sich zunächst einmal das Licht an und ging zu ihrem Wasserkocher, den sie nur anmachen brauchte. Erja suchte sich ihre Lieblingstasse aus dem Hängeschrank und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Nebenbei öffnete sie eine Schublade, in die eine Teebeutelbox stand, jene besaß ein Sichtglas, sodass man schon beim Betrachten sich einen Tee aussuchen konnte.
>>Mmmh ... schwarzen Tee ... nein ... heute nicht ... <<, dachte sie sich und schien sich zu erinnern, dass auch Levi einen Schwarztee-Liebhaber war und das war für heute untragbar für die Grünäugige.
Somit entschied sie sich für einen Minze-Ingwer-Tee und hängte den Beutel in ihre Muntermacher-Tasse.
Während sie auf ihren Tee wartete, ging sie ins Bad zurück, um das Wasser wieder abzudrehen. Dort stellte sie sich auch gleich ihr Make-up und Haarstyling-Produkte zurecht, ehe sie wieder zurückging und ihre Tasse von der Arbeitsplatte nahm. Mit ihr in der Hand setzt sie sich in ihre Sitzecke, die gegenüber dem Fenster stand. So konnte sie gemütlich herausschauen, aber kam vom Flur mit, wenn jemand sich ankündigte.
„Selbst die Sonne ist noch nicht aufgegangen ...", sprach sie zu sich und blickte in die hellgelbe Flüssigkeit, die gleichzeitig ihre Hände wunderbar wärmte.
Sie nahm vorsichtig einen kleinen Schluck, schloss ihre Augen und schnaufte geschlagen auf.
>>Gleich muss ich mich fertig machen ... mein Spiegelbild wird sich ganz schön verändern ... <<, überlegte sie mit einem Blick auf die Uhr, die über dem Kühlschrank hing und rieb mit ihren Finger vorsichtig über die glatten Seiten ihrer Tasse.
>>Was hat mich bloß dazu geritten ... war doch klar, dass sie es schafft, eine funktionierende 3D-Manöver-Ausrüstung zu bauen, wenn der Ansporn stimmt...<<, dachte sie sich weiter und ließ die letzten Monate und Tage vor ihrem innerem Augen vorbeiziehen.
„Ich wollte doch nur meine Ruhe vor Levi haben ... der Schuss ging gehörig nach hinten los ...", brummte sie und leerte schließlich ihre Tasse.
Sie räumte diese noch in die Spülmaschine und ging schließlich ins Bad, das lag im Flur auf der rechten Seite.


Dort blickte sie einmal noch in ihr altes Gesicht und fuhr sich mit ihrem schmalen Finger durch ihr schulterlanges Haar.
„Jetzt heißt es Abschied nehmen ... Dank meiner Dummheit ...", wisperte sie leise und schlug mit der Rückhand die Tür zu. So kam das Levi-Cosplay zum Vorschein, dass sie am Abend zuvor schon an die Tür gehängt hatte.
Als sie es so betrachtete, musste sie schon schief lächeln, wenn sie daran dachte, dass ihre Freundin es Maß getreu für sie geschneidert hatte.
>>Sabine ... hat wirklich keine Kosten gescheut ... <<, dachte sie sich und hob kurz den Ärmel der Uniformjacke ein wenig an.
„Na dann ... dieser Levi wird auf jeden Fall in vollkommen wertigen Sachen seinen Auftritt proben ...", sprach sie sich Mut zu und begann damit, sich ihre Haare vor dem Spiegel auf Kinnlänge zuschneiden.
Erja schluckt hörbar ihr Unbehagen hinunter, da sie nicht am Ziel war und es musste perfekt sein. Das hatte ihr Sabine bei ihr letzten Trainingseinheit noch mal gesagt und normalerweise hätte sich ihre Freundin warm anziehen können bei dem Ton, den sie damals angeschlagen hatte. Doch, da die junge Verkäuferin durch ihre verlorene Wette jegliches Mitspracherecht verspielt hatte, hielt sie ihren Mund und nickt es einfach ab. Sie schüttelte knurrend ihren Kopf, um diese Erinnerung wieder zu verdrängen, und setzt die Schere erneut knapp über ihrem Ohr an. Es fiel auch die letzten Zentimeter an Haar und sie schluckte erneut, als sie auf dem Boden sah.
>>So viele ... und es werden noch mehr<<, dachte sie sich und blickte zu dem aufgeladenen Rasierer auf dem Armaturenbrett.
„Warum trägt dieser Vollpfosten eigentlich keine Perücke ...?", flüsterte sie leise und räumte die Scheren nach der Kontrolle wieder weg.
Sie hatte ihr restliches Deckhaar mit einem Gummi auf dem Kopf zusammengebunden, das sah ein wenig, wie eine schwer verunglückte Palme aus. Doch so kam es ihr beim Rasieren nicht in die Quere und nun rieselt langsam auch die Unterwolle auf den Boden, das übrige Haar war nur noch wenige Millimeter lang. Erja nahm ihren Besen zur Hand und fegt alles auf die Kehrschaufel, die dann erst einmal am Rand liegen blieb.

Da die kurzen abrasierten Haare schrecklich auf der Haut piksten, zog sie sich schnell aus und ließ ihren Körper in das warme Wasser gleiten. Dort blieb sie einen Moment und schloss entspannt ihre Augen, ehe sie sich kurz unter Wasser begab, damit sich alle losen Haare abspülten. Sie wusch sich die Haare mit einem milden Shampoo und ihre Körper wurde mit einem blumigen Duschgel eingeschäumt.


>>... aber es hätte auch ein billiges Kostüm von Amazon getan ... ich hätte das gekauft und dass weiß sie auch. Deswegen hat sie auch das Kostüm in ihre Hand genommen<<, dachte sie weiter, als sie sich gerade mit einem Handtuch umwickelnd die Wanne wieder verließ.
„Endlich piktest nicht mehr überall ...", brummte sie zufrieden und ging zum Waschbecken, um sich die Haare trocken zu föhnen.
>>Weil meine liebe Sabine einen fast perfekten Levi haben will und keinen der sofort wegen seinem Cosplay aufflog ... <<, dachte Erja sich und atmete tief durch, als sie das Handtuch fallen ließ.
Die Braunhaarige nahm sich den Verband aus der Verpackung und schnürte sich, damit ihre Brüste weg, so ging sie mehr als Mann durch. Anschließend nahm sie die Jacke vom Bügel, um das darunter befindlich Herrenhemd aufzuknöpfen.
„Verdammt, wie kriegen Männer das bitte allein hin?", knurrte sie leise fluchend bei diesen kleinen Knöpfen und deren Löcher, an denen sie gerade leicht verzweifelte.
Doch nach hartem Kampf zog die Knopfleiste den Kürzeren und sie gewann. So zog sie das Hemd über ihre weiche Haut und sah sich kurz im Spiegel an.
Ehe sie es erneut zuknöpfte und dabei wieder über diese Zuknöpfrichtung schimpfte, die sie schlicht nicht gewohnt war.
„Das war mein erstes und letztes Herrenhemd ... so ein Scheiß ...", brummte sie deutlich verstimmt und das lag nicht nur an der Knopfleiste, sondern ebenfalls an dem rauen Stoff des Hemdes.
An dem sie schließlich rum zupfte und schnaufte bei dem Gedanken auf, dass sie auch die Lederriemen noch anlegen musste.
>>Das wird ein Krampf ... ähm kampf ... Eigentlich müsste sich Sabine auf Schmerzensgeld verklagen<<, dachte sie sich und zog sich weiter an.

Ein wenig später und den Krampf mit den Lederriemen hatte sie genauso überstanden, stand ein beinahe fertiger Levi vor dem Spiegel. Es fehlte nur noch der Feinschliff, das hieß, die femininen Gesichtszüge kaschieren und die markanteren maskulinen Züge durch das Schminken hervorheben. Zum Schluss kamen die graublauen Kontaktlinsen rein, da sich Sabine beim Kaufen einfach nicht entscheiden konnte, ob ihre Lieblingsfigur aus Attack on Titan nun graue oder eher blaue Augen hatte, wurden einfach diese eingekauft. Und sie knöpfte sich noch die Ärmel zu, die sie sich dann noch gerade zog, sodass sie ein kleines Stück aus den Jackenärmeln blitzten. Erja rückte die Krägen und das Jabot zurecht, ehe sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtet und nicht schlecht staunte.
„Es ist mir besser gelungen, als ich es vermutet hätte ...", wisperte sie leise und lauschte auf, als sie die Haustür hörte.
>>Pünktlich auf die Minute, Sabine...<<, dachte sie sich mit einem Seitenblick auf ihre Badezimmeruhr, die neben ihrem Spiegel hing.
Sie verließ den Raum, ging auf den direkten Weg zur Tür und zog sie auf.

„Guten Morgen, Hauptgefreiter Levi!", begrüßte sie die schon vermutete beste Freundin grinsend und schadenfroh.
„Morgen", brummte sie ihr nur entgegen und zog im Hinausgehen die Tür hinter sich ins Schloss.
„Und du hattest Angst, dass du dich verstellen müsstest ... läuft doch", merkte Sabine an und folgte ihr die Treppe runter.
„Verarsch mich nicht, dafür brauch' ich dich nun wirklich nicht", knurrte sie leise bedrohlich und sah kurz zu ihr auf.
„Ich dich ... nein ... wie kommst du darauf?", erwiderte die rothaarige Professorin und holte sie auf der Hälfte ein.
Währenddessen kassierte sie einen tödlichen Blick ein und die deutlich größere Frau musste nur noch breiter grinsen.
„Ich hab' das von eben todernst gemeint und das kannst du mir glauben", gab sie schließlich doch mit mehr Ernsthaftigkeit in der Stimme zurück und doch schien es ihre Freundin nicht zu beschwichtigen.
„Lass es uns einfach hinter uns bringen ... diesen Scheiß", erwiderte Erja auf ihre Worte und Sabine folgte ihr kurz nickend.
Unten angekommen stiegen sie zu Alex in den Wagen, der bereits vor dem Haupteingang auf die beiden Frauen gewartet hatte. Wobei Sabine neben ihrem Freund auf dem Beifahrerplatz Platz nahm, und Erja saß auf der geräumigen Rückbank des Fahrzeugs, mit einer Laune, die Levi alle Ehre machen würde. Der blondhaarige Mann staunt nicht schlecht, die Umwandlung war ihr wirklich gut gelungen, als er in den Rückspiegel sah, um zu kontrollieren, dass auch alle eingestiegen waren.
>>Wenn ich sie nicht kennen würde, dann käme ich nur schwer auf den Gedanken klar, dass sie eine Frau sein soll ... und dabei bin ich nicht einmal schwul<<, dachte er sich und startet den Wagen.
Wobei er ein Summen neben sich wahrnahm, dass ihn schwer an ein Titelsong von Attack on Titan erinnerte, und schon wurde es an gesungen.
„これ以上の地獄はないだろうと信じたかった
されど人類最悪の日はいつも唐突に
扉を叩く音は絶えず酷く無作法で
招かれざる災厄の灯は悪夢のように", begann Sabine mit Inbrunst und von hinten war ein genervtes Schnauben zu hören.
Währenddessen fuhr Alex den Wagen auf die Hauptstraße und dieser ahnte bereits, dass die Fahrzeit wie Kaugummi ziehen würde, vorwiegend für Erja. Mit einem erneuten Blick in den Rückspiegel sah man kein schmollendes Kleinkind, sondern eine junge Frau, die lässig ihre Beine überschlagen und ihren Blick einfach aus dem Wagen gerichtet hatte.
>>Mmmh ... vielleicht doch nicht ... <<, dachte er sich beim Abwenden und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 13, 2023 ⏰

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