Kapitel 6

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Kapitel 6
Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühlt sich mein Kopf wie in Watte gepackt an. Mein Blick fällt neben mich, auf Taehyung, der einen Arm um mich geschlungen hat, schläft und mich in einem stetigen Rhythmus anatmet. Es stört mich nicht im Geringsten. Ich genieße seine Gesellschaft, die mir noch immer unwirklich erscheint und sehe ihn eine ganze Weile an. Sein Atem bereitet mir eine Gänsehaut und ich drücke mich tiefer in die Bettdecke hinein. Es erinnert mich sehr an den gestrigen Morgen, aber ich werde mich an seinen Anblick, sobald ich die Augen aufschlage, wohl nicht so schnell gewöhnen.

Tae sieht so friedlich aus, wenn er schläft. So sorglos und umwerfend. Seine Schönheit wird auch von unseren Fans verehrt und es ist unwirklich, dass dieser Mann mich gewählt haben soll. Aber wir stehen uns nahe und können wohl am ehesten verstehen, was der andere durchmacht und was für Schwierigkeiten unsere Berufswahl mit sich bringt. Außerhalb der Branche jemanden zu finden, der dieses Leben bereit ist, mit einem zu teilen, ist selten und fast unmöglich. Ich habe keine Ahnung, wie Namjoon das mit Sora bewerkstelligt hat. Bei mir selbst waren die Berühmtheit und die Aufmerksamkeit, die damit einhergehen, schon der Grund für eine gescheiterte Beziehung gewesen.

Taes Augenlider flattern auf, womöglich habe ich ihn geweckt, obwohl ich mich bemüht habe, leise zu sein. Sobald er mich sieht, zieht er mich fester in seine Arme, drückt mich an seine Brust und haucht mir einen Kuss auf den Schopf, in dem er anschließend seine Nase vergräbt.
„Guten Morgen", begrüßt er mich und ich bekomme eine Gänsehaut, als ich seine durch den Schlaf raue Stimme höre.
„Morgen", nuschle ich so an seine Brust gedrückt. Ich genieße jeden Moment davon und es ist wundervoll.
Tae streicht mir über den Rücken, drückt mir erneut einen Kuss auf den Kopf, arbeitet sich langsam die Seite zu meinem Ohr hinab. Ich ziehe meine Schulter hoch, weil es so kitzelt und muss lachen.
Tae kichert selbst, dicht an meinem Ohr.
„Kitzlig?", fragt er mit einem neckenden Unterton, doch ich antworte ihm nicht, ziehe ihn zu mir heran und küsse ihn.
So möchte ich jeden Tag aufwachen. Für immer.

„Ich geh mir kurz was zum Anziehen holen und mich frisch machen, ja?", flüstert mir Tae ins Ohr, nachdem wir eine Weile kuschelnd im Bett verbracht haben und nur unwillig stimme ich ihm zu. Auch ich kann eine Dusche gebrauchen und ich weiß, dass Tae sich unmöglich mit der Kleidung, die er gestern schon trug, heute wieder sehen lassen kann. Wie würde das aussehen? Nicht den anderen Mitgliedern von BTS gegenüber. Ihnen werden wir schon bald reinen Wein einschenken müssen, was da zwischen uns beiden läuft, aber wir sind noch immer in einem Fernsehformat!
Trotzdem halte ich Tae auf, als er versucht aufzustehen und drücke ihn fest an mich.
„Danke", murmle ich und weiß zunächst gar nicht, ob er mich gehört hat oder ob er versteht, was ich meine. Es ist auch egal, worauf er meine Dankbarkeit bezieht - alleine, dass ich ihn in meinem Leben wissen darf, ist mehr als eine so schwache Bekundung wert.
„Ich habe dir gesagt, wir machen das gemeinsam. Ich stehe zu meinem Wort."
Als Antwort drücke ich ihn noch fester.
Er lacht leise, hält mich seinerseits und seine Hand findet den Weg unter mein Shirt. Diese Berührung ist berauschend und lässt mein Herz schneller schlagen.
Vergessen sind alle Vorsätze aufzustehen.

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Tae wartet in meinem Wohnzimmer auf mich, als ich aus dem Bad komme und mir die Haare trockenrubble. Er trägt eine kurze Hose und ein Shirt, was bei der Hitze, die heute vorausgesagt wurde, die bessere Wahl ist, im Gegensatz zu meiner Jogginghose, aber ich habe nichts anderes dabei. Bam liegt neben ihm auf dem Sofa, sein Kopf ist in Taes Schoß gebettet und er lässt sich ordentlich verwöhnen.

„Ihr verzieht ihn noch", durchbreche ich das idyllische Bild vor mir. Bams Kopf ruckt hoch, in meine Richtung und sofort steht er auf und trottet zu mir und auch Tae sieht mich an. Ich habe nichts dagegen, dass sie Bam streicheln, aber bei so viel Aufmerksamkeit, wie er hier bekommt, wird es schwierig werden, ihn wieder an andere Rhythmen zu gewöhnen, wenn er nur mich in der Nähe hat. Trotzdem wird mir klar, dass ich mich besser um Bam kümmern muss. Ich war in den letzten Monaten viel zu streng mit ihm.
„Irgendjemand muss ihn ja betüddeln, wenn du es nicht machst."
„Dafür hast du Tannie", gebe ich zurück. Yeontan ist süß und putzig und bei seiner Größe machen ein paar Macken sicher nichts aus - Bam hat aber ein ordentliches Gewicht und ohne Erziehung geht es bei ihm nicht.
„Ach, ich wünschte, Tannie wäre hier!" Tae lässt sich nach hinten in das Sofapolster fallen, schaut unglücklich an die Decke und zieht einen Schmollmund.
„Du siehst ihn doch bald wieder." Ich werfe mein Handtuch auf eine der vielen Kameras und treffe sie sogar. Es wird nicht viel bringen, nur eine Kamera von vielen abzudecken, aber die Nachricht, die ich an die Crew schicke, ist eindeutig: Jetzt ist Zeit nur für uns.
Dann schlendere ich zu Tae und setze mich rittlings auf seinen Schoß. Ein wenig erschrecke ich mich selbst über meinen plötzlichen Mut, doch wir sind hier unter uns und so lange, wie ich es kann, will ich das genießen, was sich zwischen uns entwickelt.
Tae keucht überrascht auf, fängt sich aber rasch, hält mich am unteren Rücken und zieht mich so vollständig auf seine Beine, dass ich bequemer sitze.
„Wenn du so weitermachst, dann kommen wir hier heute nicht mehr raus", brummt Tae und ich merke, wie er nur schwer meinen Annäherungsversuchen widerstehen kann.
„Vielleicht war das der Plan?", hauche ich gegen seine Lippen, doch Tae klappst mir leicht auf den Hintern, was mich überrascht zusammenzucken lässt.
„Keine Chance. Du wirst dich hier nicht weiter verstecken."
Es ist unheimlich, wie gut Tae mich kennt und durchschaut.
„Na los, lassen wir uns bei den anderen sehen."
Ich rühre mich nicht, auch nicht, als Tae versucht, mich von seinem Schoß zu ziehen.

Zurück im Wald |  TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt