Eternal God FanFiction

Shanghai, 30.07.2023

Der Kinnhaken traf sie hart. Koya konnte spüren, wie sich Marrys Schlagring in ihre Haut bohrte. Die Wucht schleuderte ihr Gesicht nach hinten. 

Obwohl sich die Welt kurz drehte und Koya die Umrisse des Boxrings kaum noch ausmachen konnte, hielt sie sich auf den Beinen. Ein metallischer Geschmack legte sich auf ihre Zunge. Erbittert spuckte sie das Blut auf den Boden.

Marry mochte ihr noch so überlegen sein durch die jahrhundertelange Kampferfahrung, die sie ihr im Voraus war, Koya würde nicht so schnell aufgeben.

Den Schlägen, die unmittelbar folgten, wich Koya mit angehaltenem Atem aus, ehe sie Marrys Abwehr durchbrach und ihr einen rechten Seitwärtshaken verpasste, der mindestens genauso viel Kraft inne hatte wie Marrys Kinnhaken.

Erst seit siebzehn Jahren gehörte Koya zu den Eternal Gods. Seither trainierte Marry sie im Kampfsport und Jahr für Jahr konnte sie ihr immer länger standhalten. Bis sie Marry jedoch ebenbürtig war, würde es noch eine Ewigkeit dauern.

Koyas Treffer verschaffte ihr den Atemzug von einer Pause. „Sie schicken Kira nach Tokyo", übermittelte sie die Nachricht, wegen der sie eigentlich hier war.

„Aus welchem Grund?", fragte Marry, während sie mehrere gerade Schläge landete. In ihrer Stimme klang nicht der kleinste Hauch von Anstrengung. Doch als sie Koyas Nachricht gehört hatte, war ihr ein Flackern über das Gesicht gehuscht. Fast schien es Koya, als wüsste Marry etwas, dass sie nicht wusste. „Was soll sie dort?"

„Ich weiß es nicht", gab Koya zu. Marry verdrehte die heterochromen Augen. „Da gibt man dir eine Aufgabe..."

Eine mühsame Aufgabe. Die Pretty Sisters waren nicht dumm, sie waren vorsichtig mit dem, was sie preisgaben. Kira war da keine Ausnahme.

Koya hatte das sichere Gefühl, dass man Kira mit einer sehr wichtigen Aufgabe betraut hatte. Es ärgerte sie, dass sie kaum etwas über Kira, noch über ihre Mission wusste. Dabei spionierte sie ihr schon eine ganze Weile hinterher.

Für einen Moment vernachlässigte Koya ihre Haltung. Sie erkannte ihren Fehler, bevor sie einen Wimperschlag später auf den Boden geworfen wurde. Sie hätte es besser wissen müssen.

Ihr Kopf schlug hart auf dem Boden auf, Marrys Hände schnellte um ihre Handgelenke und sie setzte sich auf Koyas Beine. Ihr Gewicht  drückte sie nieder.

Koya versuchte sich aufzubäumen, doch es war vergebens. Verschwommen nahm sie Fynn wahr, der am Rand des Rings lag und sie mit müden Augen beobachtete.

Marrys Griff um ihre Handgelenke verstärkte sich, sodass ihr das Blut abgeschnürt wurde. Koya blickte auf Marrys Gesicht, sie sah es klar über sich ragen. „Ich werde mit der Devil Sister sprechen", verkündete ihre Mentorin.

Erstaunt richtete sich Koya halbwegs auf, doch Marry ließ nicht locker. Man bat die Devil Sister nicht einfach um Audienz, sie zeigte sich äußerst selten. Außer es war wirklich von Belang. Koya selbst war ihr noch nie begegnet.

Koya kam es vor, als würden Marrys ungleichen Augen sie genauso sehr an den Boden fixieren wie die Hände um ihre Handgelenke. „Und du, Koya, wirst Kira folgen. Wo auch immer sie hingeht. Nach Japan. Nach Tokyo. Wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt." Erst dann öffnete Marry ihren Griff und gab Koya frei.