Mit einem Schwung öffnet sich die knarrende Haustür. Die bisher ruhige Atmosphäre der Altbauwohnung wird mit einem Mal durchgeschüttelt, als wäre ein Komet auf die Erde gefallen.
Tatsächlich bin nur ich es.
Laut fluchend stelle ich meine Handtasche auf den Boden.
Eine andere Person hätte sie vielleicht geschmissen oder sogar in die Ecke gepfeffert - ich stelle sie hin. Gesittet, würde meine Mutter dazu sagen. Wir leben gesittet. Nur, um das mal anzumerken.Um mein Gesicht wenigstens ein kleines Stück weit zu wahren, möchte ich ebenfalls anmerken, dass ich nicht gleich losgeheult habe wegen eines Dates, das mir ja sowieso nichts bedeutet hat.
Erst ziehe ich meinen Mantel und Schuhe aus, bevor ich ins Schlafzimmer renne, mich aufs Bett schmeiße und dann in Tränen ausbreche.Versetzt zu werden schmerzt viel zu sehr als mir lieb ist. Aber das hier ist mehr als nur angekratztes Ego; ich hatte mir ehrliche Hoffnungen bei ihm gemacht. Mich zu versetzen erscheint mir mehr als nur untypisch für ihn.
Langsam schleichen sich Zweifel in mein aufgedunsenes Hirn. Zunehmend beunruhigt ziehe ich nach einer Weile des Selbstmitleids mein Handy aus der hinteren Hosentasche und scrolle in den Kontakten, bis ich seinen Namen finde. Es tutet zweimal, dreimal, dann wird am anderen Ende abgenommen.
„John, bist du das?", frage ich atemlos, meine spontan erdachte Strategie über den Haufen werfend, laut der ich mir stumm seine Entschuldigung anhören wollte, um ganz zum Schluss etwas Abgeklärtes wie Es ist vorbei, John zu sagen.
Ein Räuspern am anderen Ende der Leitung."Wer sind Sie?", fragt nach einigen Sekunden des angespannten Schweigens eine knarzende Stimme misstrauisch. Wie bitte? Das ist eindeutig nicht John!
"Ich... uhm... wo ist John? Das ist doch seine Nummer?" Schweigen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da etwas definitv nicht stimmt.
"Hallo?", frage ich und hasse mich dafür, dass meine Stimme plötzlich so hoch und zittrig klingt. Lautes, eintöniges Tuten ertönt; die Person am anderen Ende hat aufgelegt.Über meine Wut und Verletztheit wegen des geplatzten Dates legt sich nun eine noch viel größere Sorge um meinen Kollegen John. Denn das war definitv seine Nummer und trotzdem mit Sicherheit nicht er.
Schwerfällig hiefe ich mich von meinem Bett hoch und kauere mich, meinen Kopf auf ein angewinkeltes Knie gestützt, auf meinen Schreibtischstuhl. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum John nicht an sein Telefon gegangen ist:A) Er war kurz duschen oder was auch immer und jemand anderes ist für ihn rangegangen. Dagegen spricht allerdings, dass einfach aufgelegt wurde und auf den Namen John auch nicht reagiert wurde.
B) Johns Handy wurde geklaut und der Dieb ist rangegangen. Dagegen spricht, dass wohl kein Dieb so dämlich wäre, abzunehmen. Oder?Hm. Ich starre auf meinen Block vor mir und versuche abzuwägen, welche der beiden Möglichkeiten logischer ist. Mitten in meinen Überlegungen klingelt plötzlich mein Handy.
Ich reiße meinen Augen auf und springe auf mein Bett, ignoriere dabei gekonnt den dabei umstürzenden Drehstuhl. Ich kralle mir mein Smartphone und nehme den Anruf an, ohne einen weiteren Blick auf den Bildschirm geworfen zu haben.
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Schwarzbrauner Kaffee
General Fiction"Hallo?", frage ich und hasse mich dafür, dass meine Stimme plötzlich so hoch und zittrig klingt. Lautes, eintöniges Tuten ertönt: die Person am anderen Ende hat aufgelegt. "Josie" "Hm, ja?" "John. So heißt er." "Klaro, weiß ich doch." "Du hast ebe...