Kapitel 04

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Die Luft schien mit Neugier und Sensationslust gefüllt zu sein, als flüsternde Stimmen aufgeregt in meine Ohren drangen. Jedes Gespräch, jeder Ausruf, jeder Atemzug war zu hören, und es fühlte sich an, als würde die Welt um mich herum versuchen, mich aufzusaugen. Die Körper der mich Umzingelnden drängten sich langsam immer dichter aneinander, und ich konnte spüren, wie die Wärme und Energie ihrer Masse mich umhüllte. Hände schienen aus dem Nichts in alle Richtungen zu zeigen, Finger zeigten auf mich, zeigten auf die Frau. Ein Kribbeln der Beklemmung lief über meine Haut, während ich mich von den zahlreichen Blicken beobachtet fühlte. Gegen die Welle der Schmerzen, die in meinen Körper schossen, versuchte ich mich aufzurappeln. Ich klammerte mich an einem Geländer fest und zog mich daran hoch.

Mein Herz schlug so schnell, dass ich es in meinen Ohren hämmern hörte. Ich rannte, so schnell ich konnte, meine Füße schlugen panisch auf dem Boden auf. Unterbewusst drückte ich die Menschen weg, die mir den Weg versperrten. Mein Blick fokussierte sich allein auf die Treppe, die sich vor mir erstreckte, und ich nahm immer zwei Stufen gleichzeitig nach unten. Die Wände der Treppe rasten an mir vorbei, meine Hände klammerten sich an das Geländer, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

In der großen Halle des Bahnhofes drückte ich mich weiter durch die Menschenmasse, die vielen bunten aufflackernden Bildchen der Läden und die nervtötenden Geräusche. Schnell eilte ich weiter zu meinem Gleis und wischte mir über die Stirn, um die schweißverklebten Haare wegzufegen. Unschuldig stand mein verlassener Koffer an der Stelle, wo ich ihn abgestellt hatte. Es schien, als wäre nichts passiert. Dann donnerte mit voller Wucht in meinem Rücken ein Zug ein, blies meine Kleidung auf und ließ mich zur Seite taumeln. Ich drehte mich um und sah den Zug, der mich endlich von hier wegbringen würde.

Die Türen des Zuges öffneten sich mit einem pneumatischen Zischen, und ich trat mit einem hastigen Schritt über die Schwelle. Die Wärme und der Geruch der Menschenmasse schlugen mir entgegen, als ich den überfüllten Wagen betrat. Meine Lungen verlangten nach Luft, und ich schnappte nach jedem Atemzug, während ich durch die schmalen Gänge eilte, auf der Suche nach einem freien Platz. Der Zug war fast voll, aber am Ende des Wagens, ganz hinten, fand ich endlich einen. Ich ließ mich erschöpft auf den Sitz fallen und spürte, wie meine Beine nachgaben. Ein Schwall Erleichterung durchströmte mich, als ich meinen Koffer abstellte. Die Türen des Zuges schlossen sich mit einem gedämpften Ruck, und ich lehnte mich zurück, unfähig, meine Miene vor Erleichterung zu verziehen. Jetzt konnte ich mich endlich entspannen, den Blick aus dem Fenster genießen und die Erschöpfung aus meinem Körper weichen lassen.


Gleis des Lebens (Moment Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt