Kapitel 5
Sein Blick schien mich zu durchbohren. Er hatte mir nicht geantwortet, mir nicht versichert, dass er mich liebte. Der Schmerz in meinem Herzen ließ mich die kleinen schmerzenden Wunden an meinen Armen, die ich durch die vielen kleinen Vasenscherben bekommen habe, vergessen. Es fraß mich von innen auf und ließ mir nur eine schwache Hülle übrig. "Verstehe...", sagte ich und senkte meinen Blick. Ohne einen weiteren Blick, wand ich mich ab und ging mir ein paar Klamotten holen. Ich konnte nicht länger hier bleiben und ihm in die Augen schauen. Noch immer flossen tränen meine Wangen runter. Er versuchte nichtmal mich vom gehen abzuhalten.
Mit einem gepackten Rucksack ging ich zu Wohnungstür. Taehyung saß immer noch regungslos auf dem Boden und starrte ihn gebannt an.
Kurz bevor ich die Tür öffnen konnte sah Tae auf.
"Min Ji...", flüsterte er, doch ich drehte mich um und ging. Ein unnatürliches Stechen in meiner Brust raubte mir den Atem.
"Scheisse!", hörte ich ihn noch brüllen und ein Lautes scheppern. Ich beachtete es nicht weiter und stolperte die Treppen herunter. Meine tränen versperrten mir die Sicht und ließen mich alles nur verschwommen sehen.
Es war unerträglich, jetzt, nach so vielen Jahren, zu Wissen das ich ihm nicht so viel bedeutete wie er mir. Vielleicht war er nur überfordert mit der Situation. Ich hoffte es.
Immer mehr Tränen liefen mir über mein Gesicht und viele Fußgänger sahen mir wundernd hinterher.
Die Sonne war versteckt hinter vielen grauen Wolken und lies die Straßen genau so grau und trostlos wirken, wie ich mich fühlte.
Stumm lief ich die Straße entlang, nur ein Schluchzen war ab und zu von mir zu hören. Es wurde immer kälter und ich hoffte, dass ich bald mein Ziel erreichen werden.
Nach einer halben Stunde, stand ich frierend vor dem kleinen Haus, welches schöne Kindheitserinnerungen in mir weckte. Langsam Schritt ich auf die Tür zu. Bevor ich jedoch klopfte, wischte ich mir die getrockneten Tränen von den Wangen. Ich hatte schon lange mit dem Weinen aufgehört. Es kam einfach nichts mehr, doch der Schmerz und die Leere die danach folgte, war unerträglicher. Lieber hätte ich stundenlang geweint, anstatt diesen Schmerz spüren zu müssen.
Vorsichtig hob ich meine Hand und klopfte leicht. Wenig später wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und ein verwirrter Jungkook sah mich an.
"Darf ich rein?", fragte ich und zwang mich zu einem leichten Lächeln.
"Ehm... ja klar! Komm rein", murmelt er verwirrt und ging einen Schritt zur Seite, um mir platz zu machen. Zum Glück hatte er nicht bemerkt, dass ich geweint hatte. Langsam trat ich ein und wurde von einer angenehmen wärme begrüßt. Still ging ich in das, mir bekannte, Wohnzimmer und setzte mich. Jungkook war mir gefolgt und ließ sich neben mir nieder. "Was machst du so spät hier?", fragte er und sah mich durch seinen großen Augen an.
"Ich war lange nicht mehr hier und wollte eine Nacht hier bleiben, um mit euch zeit zu verbringen", log ich und setzte ein gefälschtes Lächeln auf. Ich liebte zwar meine Großmutter und Jungkook, aber im Moment wollte ich weder jemanden sehen, noch mit jemanden zeit verbringen. Aber es war die einzige richtige Erklärung um zu bleiben, ohne Taehyung erwähnen zu müssen. "Was ist mit deinen Armen passiert?", fragte er geschockt und fuhr über die vielen kleinen Kratzer. Schnell zog ich meinen Arm weg. Ich hatte meine Arme fast vergessen, später müsste ich sie mir anschauen, nicht das sich etwas entzündet.
Ich lachte gespielt und fing an ihm zu erzählen, wie tollpatschig ich doch sei und in einen Busch voller Dornen gefallen war.
Jungkook gab sich zufrieden und fing wieder an von dem Mädchen zu reden. Er erzählte mir davon, das er zu schüchtern war um sie anzusprechen, was sie anscheinend bemerkte und ihn deswegen selber ansprach. Ich konnte mich nicht wirklich auf seine Worte konzentrieren, weshalb ich immer wieder nickte, um ihm zu zeigen das ich ihm zuhörte.
"Wo ist Großmutter eigentlich?", fragte ich und unterbrach Jungkook dabei. "Sie ist schon im Bett, ihr ging es heute nicht so gut"
Ich nickte leicht. Hoffentlich ging es ihr jetzt besser. Jungkook erzählte mir noch von seinem Studium, bis es schließlich dunkel war und er in sein Zimmer ging, um zu lernen. Ich suchte das Gästezimmer und fand es relativ schnell. Es war mein altes Zimmer, dass sie neu eingerichtet hatten. Erschöpft nahm ich ein großen Shirt, von Taehyung aus meiner Tasche und warf sie schließlich in eine Ecke. Ich ging ins Bad und zog mich um. Meine kleinen Wunden sah ich mir auch an und schmierte eine Salbe, die ich im Schrank gefunden hatte, darauf.
Ich ging zurück in mein vorübergehendes Zimmer und legte mich in mein Bett. Ich kuschelte mich in die Decke und roch an Tae's Shirt. Es roch so schön nach ihm. Gequält kniff ich mir die Augen zu, da die Erinnerungen, die ich krampfhaft verdrängte, wieder kamen. Wieder kamen mir die Tränen. Ich hatte das getan, was ich immer verhindern wollte. Ich hatte Taehyung alleine gelassen. Aber ich würde wieder kommen, dieses mal war es einfach zu viel für mich. Lange würde ich es sowieso nicht ohne ihn aushalten.
Ich liebte ihn zu sehr.
DU LIEST GERADE
Till I Collapse || V / Taehyung ~ BTS
Random~ABGESCHLOSSEN~ Andere hätten ihn längst aufgegeben, hätten ihn alleine mit seiner Sucht gelassen. Doch ich konnte nicht. Ich liebte ihn zu sehr. ---- MickyRay