Kapitel 5 - So übel wird es schon nicht werden

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Tetsurou wanderte durch den langen Gang, bis er schließlich die Küche fand. Dort saß Koushi an dem kleinen Küchentisch, ein Blatt Papier vor sich und ein Stift in der Hand. Von den restlichen Bandenmitgliedern, die sich nicht mehr im Wohnzimmer bei Kotarou aufgehalten hatten, fehlte jede Spur. Schulterzuckend trat er neben den silberhaarigen, jungen Mann.

"Was machst du da?"
Sein Bruder starrte weiterhin auf das leere Blatt, während er unbewusst die Finger seiner freien Hand über seine andere Hand strich.

"Ich versuche herauszufinden, wie ich möglichst glaubwürdig Vater übermittle, dass wir in Sicherheit sind und für eine Weile untertauchen werden."

Tetsurou setzte sich neben ihn und sah ihn nachdenklich an.

"Du willst also wirklich hier bleiben?"
Koushi sah ihn fragend an.
"Ich dachte, du stimmst Daichi, was das angeht, zu?"

"Ja, irgendwie schon, aber..."
"Aber?"

Tetsurou betrachtete die braunen Augen, die ihn verwundert beobachteten. Vielleicht sollte er seine Gedanken erst einmal für sich behalten. Er wollte Kou nicht noch mehr Sorgen bereiten.

"Aber...glaubst wirklich, Papa ließe sich mit einem einfachen Brief überzeugen?"
Koushi seufzte laut.

"Nein, glaube ich nicht. Den einzigen Vorteil, den wir haben, ist, dass Vater nicht weiß, wo wir uns befinden. Ihm wird eigentlich nichts anderes übrig bleiben, als darauf zu warten, dass wir von uns aus zurückkommen."
"Oder er lässt jeden einzelnen Stein im Königreich auf der Suche nach uns umdrehen..."
Sein älterer Bruder schüttelte den Kopf.

"Unwahrscheinlich. So eine intensive Suche kann man schwer heimlich machen und wenn das Volk mitbekommt, dass alle der drei Prinzen verschwunden sind und der König absolut keine Ahnung hat, wo sie sich befinden, wird sich noch mehr Unruhe verbreiten. Das kann er sich im Moment nicht leisten. Das, was er machen könnte, und das macht er vermutlich auch, ist zu sagen, dass die Banden für unser Verschwinden verantwortlich sind. Vermutlich würde er es so formulieren, dass die Prinzen erst einmal untertauchen mussten, vielleicht aus Schutz?, und deswegen die Banden dafür verantwortlich sind, dass sie ihre geliebten Prinzen nicht mehr sehen können... Oder er hat sehr begabte Leute, die doch einfach unbemerkt nach uns suchen können..."
Tetsurou tippte nachdenklich mit dem Finger auf den Tisch.

"Warum schreibst du dann nicht einfach, dass wir in Sicherheit sind, vorerst untertauchen und er seine wertvollen Ressourcen für wichtigere Sachen einsetzen soll?"
"Glaubst du, das würde Vater überzeugen?"
"Aber du hast doch gerade gesagt, dass ihm höchstwahrscheinlich keine andere Wahl bleibt?"
Koushi stöhnte und stützte seinen Kopf auf der Stuhllehne ab.

"Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich kann mich einfach selbst nicht überzeugen..."

Kuroo sah seinen Bruder besorgt an.

"Das ist gerade nicht das einzige, wovon du dich nicht überzeugen kannst, oder?"
Koushi schloss die Augen und plötzlich sah er erschöpfter aus, als seine beiden Brüder zusammen. Auf einmal beneidete Tetsurou ihn nicht mehr darum, dass er keine Augenringe gehabt hatte. Ohne diese war es viel einfacher, die Erschöpfung zu unterdrücken und sich nichts anmerken zu lassen.

"So schlimm?", lachte der Prinz leise und sah den Schwarzhaarigen amüsiert an.

"Es ist schon traurig. Es war nicht einmal ein ganzer Tag, ach, es waren vielleicht gerade einmal zwölf Stunden und ich fühle mich bereits, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich bin einfach nicht für so etwas geschaffen..."
Ehe er wusste, was er tat, stand Tetsurou auf und nahm seinen Bruder in die Arme.

"Das ist nur so, weil du dir für alles die Schuld gibst und dich selbst unter Druck setzt."
Koushi lächelte.

"Das tust du doch auch. Ich sehe doch, dass dich auch etwas beschäftigt, aber ich besitze wenigstens die Höflichkeit und bohre nicht nach. Ich vertraue dir, dass du es mir erzählst, wenn du es für richtig hältst."

Princes in the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt