1. Hyperflexion und ihre Folgen

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Die meisten kennen die Hyperflexion unter dem Namen Rollkur oder vielleicht auch Low-Deep-Round (LDR). Dabei handelt es sich um eine Praktik, bei der der Hals des Pferdes systematisch überdehnt wird und das Pferd mit den Nüstern bis an seine Brust nach unten gezwungen wird.

Befürworter verweisen auf niederländische Studien von 2006, die angeblich bewiesen, dass die Hyperflexion keinerlei negative Folgen für das Pferd hat. Viele Tierärzte sehen das allerdings anders, da nicht nur eine Dehnung ausgeführt wird, die zu Verletzungen der Halswirbelsäule führen kann, sondern auch die Atmung, Durchblutung und Orientierungsfähigkeit des Pferdes stört. Durch die Einengung der Ganaschen werden außerdem die Halsmuskeln überdehnt und es können Genickbeulen entstehen. Eine andere niederländisch-dänische Studie beweist zudem, dass 10 Minuten Rollkur bereits extremen Stress für das Pferd bedeuten.

Auf jeden Fall muss aber zwischen kurzweiliger gymnastischer Übung, bei der das Pferd nur hinter die Senkrechte genommen wird und noch (viel) Platz zur Brust ist, und der kompletten Hyperflexion unterschieden werden.

Hier ein, meiner Meinung nach, sehr treffendes Zitat:

„Ein Pferd für kurze Zeit auch mal rundzustellen, also den Hals herunterzunehmen, um den Rücken zu heben, das kann als gymnastische Übung sinnvoll sein und ist nicht weiter schlimm. Darum beweisen die jetzt herumgereichten Fotos extrem tiefgestellter Pferde relativ wenig – das können ja Momentaufnahmen sein. Wenn ein Pferd aber, mit Hilfszügeln und scharfen Gebissen, sehr eng geritten und der Kopf über eine längere Phase gewaltsam tief, eng und teilweise zusätzlich seitwärts gezogen wird, dann entspricht das nicht der artgerechten Ausbildung des Pferdes. Es tut dem Tier garantiert weh." – Klaus Balkenhol

Sieht man sich als Beispiel Totilas an. Der Hengst war unter Edward Gal ein Pferd der Sonderklasse. Offensichtlich gab es auch hier Zweifler an Reiter und Trainer, da man sich Totilas' beeindruckenden starken Trab nicht erklären konnte, aber als Totilas dann verkauft wurde, wurden die Zweifler sehr viel lauter. Denn der neue Trainer des Wunderpferds – Sjeff Janssen- ist ein Verfechter des LDR und so musste sich auch Totilas beugen. Daraufhin folgt erst eine lange Pause, durchzogen von Verletzungen, bis Totilas dann endlich wieder starten kann. Und die Kritik bleibt groß, als Totilas in der Rollkur auf dem Abreitplatz strampelt. Im Viereck bringt er kurz danach wieder Höchstleistungen. Eine eher traurige Anekdote ist, dass der Vater von Matthias Rath vor dem Kauf von Totilas noch Petition gegen die Rollkur unterschrieb, dann aber ebendiese als notwendig sah, um den Hengst für seinen Sohn händelbar zu machen.

*Dies stellt keinen persönlichen Angriff gegen Reiter und Trainer dar!


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