22. Equine Grass Sickness

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Jemals etwas von der Equine Grass Sickness gehört? Wenn nicht, seid ihr damit definitiv nicht allein- auch ich habe erst bei der Recherche für diesen Artikel so richtig verstanden, was es mit dieser Krankheit auf sich hat.

Grob gesagt, ist die Equine Grass Sickness (EGS) eine Krankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. Es wird vermutet, dass der Ursprung der Krankheit in Schottland liegt, in Großbritannien erkranken bedeutend mehr Pferde als in Deutschland oder anderen europäischen Ländern. In Deutschland erkranken ungefähr 120 Tiere pro Jahr, in Großbritannien dagegen um die 600. Dabei erkranken Pferde, die auf der Weide standen, häufiger. Dies ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit der Pferde, die erkrankten, es gibt sonst keine spezifischen Faktoren, also ist eine Prophylaxe nicht möglich- die einzigen nicht betroffenen Pferde sind Saugfohlen. Allerdings erkrankten Pferde im Alter von 5-7Jahren eher im Frühjahr. Das tragische an der Krankheit ist, dass die Überlebenschance nur bei circa 5% liegt.

Ausgelöst wird die Krankheit vermutlich durch die gleichen Erreger wie Botulismus, also das Bakterium Clostridium Botulinum, welches im Pferdekörper ein Gift – ein sogenanntes Exotoxin- absondern, welches das Nervensystem angreift. Für diese Theorie fehlt bisweilen aber noch ein Beweis. Manche vermuten auch weißen Klee mit seinem hohen Zyanidanteil als Auslöser. Vor gehäuften Ausbrüchen war das Wetter meist trocken und kühl mit um die 11°C.

Die Equine Grass Sickness kann entweder akut oder chronisch auftreten, teils wird auch noch der Fall subakut bezeichnet, ein Zwischenfall zwischen akut und chronisch, hier gibt es unterschiedliche Symptome. Im akuten Fall erkranken die Pferde plötzlich und sehr heftig. Durch das angegriffene Immunsystem kommt es oft zu Schlundverstopfung oder eine Lähmung des Schlunds. Dadurch kann es dann auch zu einer kompletten Darmlähmung, starkem Zittern, besonders an Schulter und Flanke, erhöhter Temperatur und großflächigen Schweißausbrüchen kommen. Auch mittelstarke Koliksymptome, fehlende Darmtätigkeit, Reflux (also Magensäure, die in der Speiseröhre aufsteigt und Verätzungen verursachen kann), fehlender oder unnormaler Kot, plötzlicher starker Gewichtsverlust (wegen Fressunlust), herunterhängende/s Augenlid/er, übermäßiger Speichelfluss, schneller Herzrhythmus, Verhaltensänderungen (z.B. mit Trinkwasser spielen) und ein Aufstellen der Wollhaare ähnlich unserer Gänsehaut können auf die Erkrankung hinweisen.

Auch bei der chronischen Equine Grass Sickness, die schwächer als die akute Variante greift und das Pferd deshalb länger überlebt (bis zu mehreren Monaten), sind Verdauungsprobleme bzw. -störungen ein Hauptpunkt. Hier kommt es nach und nach zum völligen Abmagern des Pferdes, welches immer wieder Koliken erleidet und dessen Darmtätigkeit immer schwächer wird, bis sie schließlich ganz aufhört. Die Symptome sind ähnlich denen der akuten Equine Grass Sickness, allerdings abgemildert. Dazu kommen eine veränderte Silhouette („Wespentaille"), trockene Nüstern mit Verkrustung, lokales Schwitzen an Hals, Flanke und unter dem Schweif und bei Hengsten (auch bei Wallachen, aber deutlich seltener) ein Penisprolaps (ähnlich dem „entspannten hängen lassen" mancher Wallache).

Eine Diagnose der Equine Grass Sickness kann durch eine Biopsie (Gewebeentnahme) aus dem Krummdarm oder dem Mastdarm, den Phenylephrin-Test oder eine Blutuntersuchung gestellt werden. Beim Phenylephrin-Test wird dem Pferd Phenylephrin in die Augen getropft, was bei betroffenen Pferden zum Anheben des Augenlids führt.

Eine Behandlung gestaltet sich schwierig und schlägt oft nicht an, in diesen Fällen müssen die Pferde eingeschläfert werden. Bei der Behandlung werden zum Beispiel oft eine Infusion gegeben, der Magen ausgepumpt und krampflösende Mittel gegeben. Beim akuten Verlauf schlägt diese Therapie sowieso noch schlechter an als bei der chronischen Variante, wo die Überlebenschance bei noch 5% liegt. Dazu muss bei der Behandlung des chronischen Verlaufs darauf geachtet werde, dass das Pferd mit ausreichend Nährstoffen versorgt wird und die Infusion und die Maßnahmen, um Kot weicher werden zu lassen und die Verdauung in Schwung zu bringen, anspringen. Circa acht Wochen nach Behandlungsbeginn sollte sich der Zustand des Pferdes dann rasch verbessern.

In Dänemark wurden vier Pferde aus dem selben Stall, die an der Equine Grass Sickness erkrankten- drei von ihnen standen auf der selben Weide, sie alle erlitten die akute Variante und mussten nach wenigen Tagen eingeschläfert werden, das vierte Pferd stand auf einem Paddock neben der Weide und konnte etwas Grass von der Wiese fressen, erkrankte chronisch, musste aber später auch eingeschläfert werden- zu Studienzwecken und zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Krankheit untersucht und obduziert. Dabei wurden starke Schädigungen des Dünndarms und das Absterben von Nervenzellen auch in anderen Organen festgestellt. Folgendes Zitat entstand bei der Studie: „Als essenziell haben die Wissenschaftler herausgearbeitet, dass denn ein Verdacht auf die Equine Grass Sickness vorliegt, wenn ein Pferd (besonders in den Frühjahrsmonaten) mit klinischen Anzeichen wie akuter Kolik, Magenreflux, einer eingeschränkten Beweglichkeit des Darmtraktes oder verringertem Kotabsatz zu kämpfen hat. Kommen in den folgenden Tagen Anzeichen wie Muskelzittern, eine starke Ausbildung von Schweißflecken oder das Absinken der Organe im Körper dazu, liegt eine Diagnose auf eine EGS nahe."

Prophylaktische Maßnahmen können erst nach der Erkrankung eines Pferdes ausgeführt werden. Dann sollten keine Pferde mehr auf die Wiese, auf der das erkrankte Pferd gestanden hatte und zusätzlich könnte man Wiederkäuer die Wiese abgrasen lassen und sie somit „reinigen". Rinder senken beispielsweiße das Equine Grass Sickness-Risiko. Pferde nach trockenem, kaltem Wetter mit Bodenfrost nur stundenweise auf die Koppel zu lassen, ist eine Option. Da die Krankheit schlecht erforscht ist, gibt es keine wirklichen Maßnahmen gegen die Erkrankung, allerdings wird in Großbritannien an einem Impfstoff geforscht, der viele Pferdeleben retten könnte.

Hallöchen ihr Lieben!:)

Ich hoffe, euch gefällt mein Artikel und ihr habt ein paar neue interessante Dinge erfahren. Das hier ist tatsächlich mein längster Artikel mit 886 Wörtern! :D

Liebe Grüße, eure Nesta :)


(886 Wörter)



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⏰ Last updated: Oct 03, 2023 ⏰

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