Prolog: Moonhill

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Er lief den schneebedeckten Weg entlang, immer weiter geradeaus. Vor ihm erschienen bereits die Türme von Moonhill und der Mond warf eisige Schatten über die Bäume. Keiner außer ihm war zu sehen, während er Schritt für Schritt die Straße zur Festung hinauf ging. Der Wind jagte durch den dunklen Wald, als wollte er dessen Besucher loswerden, doch auch dies schien ihn nicht zu kümmern. Sein langer Mantel streifte den Boden, seine Kaputze verdeckte sein Gesicht. Unter seinen Füßen brach das Eis, welches den Boden in diesen Höhen schmückte. Die Nacht war klar, klar und kalt, doch trotzdem erhaschte man keinen Blick auf die Sterne, denn dafür schien der Mond viel zu hell. Es war Vollmond und es ging auf Mitternacht zu. Trotz des heulenden Windes wirkte die Nacht leblos. Kein Tier, nichtmal eine Eule war zu hören. Nur diese leichtfüßigen Schritte, die ihn zu seinem Ziel brachte, Moonhill. "Das Schloss in den Bergen", so nannten es die Dorfbewohner am Fuße des Gebierges. "Festung der Schatten", hieß es in den alten Geschichten, welche die Großväter den Jüngsten erzählten, um zu verhindern, dass diese den Gipfel zu erklimmen versuchten. Auch in seinem Volk kannten sie einen Begriff für dieses Bauwerk, welches sich zwischen den Bergen versteckte und bedrohlich auf das Tal hinab blickte. Sie nannten es "das Schloss der Dunklheit". Viele Sagen rankten sich um diese Festung am obersten Gipfel des Mondberges. Viele, die von jungen Frauen und starken Männern handelten. Viele, die von einem Monster im Inneren des Gebildes sprachen und von Helden, die das Grauen hinter den Mauern besiegten. Die Wahrheit war, dass niemand, der bis dahin unter den Lebenden weilte, und es gewagt hatte, das Anwesen zu betreten, jemals zurückgekommen war, zumindest nicht lebendig. Doch auch das schreckte ihn nicht davon ab, den Berg hinaufzusteigen und Moonhill zu betreten. Keiner ahnte in dieser Nacht etwas, weder die Menschen, die friedlich in ihren Betten schlafend am Fuße des Berges weilten, noch die Wesen, die tatsächlich am Ende des Weges auf ihn warten würden, oder der Mond der die Szene beleuchte und die Nacht erhellte. Wirklich niemand, nicht mal er, als er die Tore Moonhills erblickte und die strahlenden Lichter, die ihn drinnen erwarten würden. Seine schwarzen Stiefel erklangen auf dem mamornen Boden der Eingangshalle, als er Moonhill endlich betrat. Die Tore zum Tanzsaal wurden von zwei Männern geöffnet und er betrat die hohen Hallen. Auf einmal war es still, totenstill. Selbst die Musiker hatten ihre Instrumente niedergelegt, während er auf das Ende des Saals zusteuerte, quer über die ganze Tanzfläche. Keiner rührte sich, keiner sprach, nicht einer wagte zu atmen. Er lief weiter, als hätte er die Stille, die Regungslosigkeit nicht bemerkt. Es war als wäre die Zeit stehen geblieben, nur er lief weiter. Beinahe hatte er sein Ziel erreicht, fast das Ende dieses langen Weges. Noch immer rührte sich keiner und er lief weiter, das Gesicht noch immer verborgen. Da trat ihm ein Mann entgegen und beide blieben gute fünf Meter voreinander stehen. Der Mann trug schmucke Gewänder, mit gold und silber verziert. Sein Haar, schwarz wie die Nacht draußen, war zu einem langen Zopf gebunden und sein Blick war auf den anderen gerichtet, dessen Gesicht noch immer verborgen war. Da endlich hob der Fremde seine Hände und streifte die Kaputze seines schwarzen Umhangs ab. "Lucius Moonblood!" der Name hallte durch den Saal, bis er jedes Ohr erreicht hatte. Ein Raunen ging durch die Menge, schlich sich wie ein Schatten in die hintersten Ecken. "Wohl wahr!" der Fremde war erkannt worden, gehörte jedoch nicht zu den Bekannten. Lucius Agen fixierten den jungen Mann vor ihm. "Ich bin hier, um das zu holen, was mir und meiner Familie zusteht. Das Mädchen ist eine Bedrohung für das Recih solange sie zu jung ist. Wenn sie hier aufgezogen wird, könntet Ihr sie gegen uns richten, sie als Waffe nutzen. Um diese Gefahr zu dämmen, wird sie unter Menschen aufwachsen - alleine!" Lucius Stimme war schneidend und eiskalt. Ihm war klar, dass er sich in diesem Schloss in Gefahr brachte, wie gefährlich es war, Baal in seinem eigenen Heim zu befehligen. Denn nichts anderes tat er in diesem Moment. Die Zeit schien noch immer, oder vielleicht auch ein weiteres Mal still zu stehen, während keiner atmete und alle auf die Reaktion des Fürsten warteten. Lucius selbst beobachtete genau die Augen seines Gegenübers, die nachdenklich, leicht deprimiert, abr auch lodernd vor Zorn leuchteten. Seine Augen, Lucius' hingegen, wirkten eiskalt. Auch er wartete darauf, dass die Situation eskalierte, dass Baal den Befehl gab ihn zu vernichten. Baal schien die Situation genau zu überdenken, abzuschätzen, wie er reagieren sollte, sogar musste. Denn wenn er einen Fehler begang, war seine Welt, diese Welt dem Untergang geweiht. Baals Seufzen löste ein weiteres Murmeln im Raum aus. "Hohl Lilith!" Irgendwas an Baals Tonfall gefiel Lucius nicht und auch die Stimmung im Raum blieb angespannt. Sphinx, baals Frau, verließ den Saal. Lucius Blick fiel auf die Bewegung hinter Baal, die in dem ansonsten erstarrten Saal besonders auffiel. Ohne zu Zögern ging er einen Schritt in die Richtung, in die Sphinx verschwunden war. "Das wagst du nicht!" Baals Stimme, wie Donnergrollen, das durch den Raum fegte. "Was habt ihr vor, Baal? Wollt ihr wirklich versuchen mich zu hintergehen?" Lucius Stimme, wie Blitze, scharf, grell, stechend. Im Saal tobte ein Gewitter, als wäre die Stille zuvor wirklich die Ruhe vor dem Sturm gewesen. Lucius selbst blieb ruhig, aber eiskalt und distanziert - und angespannt! Seine Augen schienen jede einzelne Bewegung wahrzunehmen. "Du bist derjenige, der mir mein Herz entreißen will!" der Vorwurf Baals brachte Lucius zum lachen. "Dein Herz? Du hast doch gar keiners!" seine Stimme, spottend und dich eisalt, die Baal provozierte. Und das war der Moment, indem der Fürst das Spiel, denn nichts anderes war es, beendete. Der ganze Saal ging, von jetzt auf gleich in Flammen auf. Lucius selbst stolperte vor Schreck rückwärts. "Du wirst sie nie besitzen!" donnerte Baals Stimme noch durch den hohen Raum, dann konnte Lucius ihn nicht mehr sehen und verließ den Saal als einziger Überlebnder durch die Flammen, zuindest dachte er das!



Von dieser Nacht an kannten die Menschen einen weiteren Namen für das Gebäude...

Sie nannten es fort an "brennender Tod"!

Nightmare - Wer ist sie wirklichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt